Aufgrund einer Cyberattacke bei einem Datenzulieferer der CFTC wurde der neueste CoT-Report nicht am vergangenen Freitag veröffentlicht, womit der Datenstand der CoT-Daten aktuell auf den 7. März datiert und die neuesten CoT-Daten erst im Laufe dieser Woche veröffentlicht werden.

Bis zum Stichtag des 7. März zeigten die CoT-Daten Schwäche am Goldmarkt an der Unterstützung bei 1.800 US-Dollar. Der CoT-Index lag nur bei 73 Punkten, weshalb man von einer weiteren Korrektur bis 1.700 US-Dollar ausgehen musste. Neue CoT-Daten, die die Panik der letzten 6-7 Handelstage berücksichtigen, liegen uns noch nicht vor. Beruhigen sich die Märkte, so ist es eher unwahrscheinlich, dass der Goldpreis kurzfristig die Marke von 2.000 US-Dollar verteidigen kann.

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Mit einem CoT-Index von 73 Punkten war der Goldpreis zuletzt neutral, doch zeigte sich leichte Schwäche

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Über 1.900 US-Dollar hatte man scheinbar den Goldpreisanstieg ausgebremst und die hohe Shortposition bei den BIG4 hält bis dato an, was ein kurzfristig eher bärisches Indiz ist

Der Goldpreis fiel nach dem Test des Widerstands bei 1.960 US-Dollar zurück auf die Unterstützung bei 1.800 US-Dollar, was wir erwartet und so auch gehandelt hatten. Bis Mittwoch vorletzte Woche am 8. März testete der Goldpreis erneut die Unterstützung bei 1.800 US-Dollar unter Schwäche, wie die CoT-Daten zeigen, nachdem die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung um 50 Basispunkte zum nächsten Zinsentscheid deutlich gestiegen war. Bis dahin sah alles danach aus, als würde der Goldpreis noch einmal die Unterstützung bei 1.800 US-Dollar durchbrechen und bis mind. 1.730 US-Dollar fallen.

Einen Tag später setzte jedoch die Spekulation um eine Pleite der Silicon Valley Bank ein und die Ängste vor einer Bankenkrise kochten schnell hoch. Die Flucht in sichere Häfen setzte ein und der Goldpreis drehte plötzlich nach oben. Bis zum Handelsschluss am Freitag handelte der Goldpreis bereits am Widerstand bei 1.870 US-Dollar. In der letzten Woche ging es dann mit der Angst vor einem Bankrott der Credit Suisse steil nach oben am Goldmarkt und es kam womöglich zu einem Short-Squeeze, was wir jedoch wahrscheinlich erst im nächsten oder übernächsten CoT-Report erst bestätigt bekommen werden.

Kurzfristig hängt jetzt alles davon ab, ob sich die Panik an den Märkten legt oder nicht. Die Maßnahmen der Notenbanken sollten bei Weitem ausreichen, um dies zu bewerkstelligen. Beruhigen sich die Märkte nicht und gibt es weitere Pleiten oder Rettungen, könnte der Goldpreis unter Panikkäufen noch weiter ansteigen.

Wars das jedoch und die Aufregung legt sich, dann dürften wir womöglich bei einem Goldpreis von 2.010 US-Dollar heute ein kurzfristiges Panikhoch gesehen haben und in den kommenden Wochen und Monaten eine Korrektur des starken Anstiegs der letzten sieben Handelstage um 200 US-Dollar. Seit Ende Oktober war der Goldpreis binnen viereinhalb Monaten sogar um 400 US-Dollar angestiegen, was einem Plus von 25 % entspricht. Bei einer Beruhigung der Lage ist es möglich, dass der Preis korrigiert.

Da die Pleite der SVB und die Rettung der Übernahme der sonst bankrotten Credit Suisse für den Markt überraschende Ereignisse sind, die zu kurzfristigen Marktverwerfungen führen, sind Prognosen kurzfristig unter erhöhter Unsicherheit.

Daytrader konnten diese Dynamik hingegen gut für sich nutzen und unvoreingenommen auch schnell wieder zurück auf die Shortseite finden. Beruhigt sich die Situation ist von einem Preisrückgang auszugehen bis 1.900 US-Dollar und womöglich 1.800 US-Dollar in den kommenden Monaten.

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Nach einem Anstieg des Goldpreises um 200 US-Dollar ist es kurzfristig an der Zeit Gewinne einzustreichen

Im Tageschart sieht man, wie außergewöhnlich die plötzliche Trendwende im Goldpreis in der vorletzten Woche war. Ein zyklisches Kaufsignal gab es freilich nicht, da die Korrektur durch die Ereignisse unterbrochen wurde. Fallen die exogenen Faktoren jedoch wieder weg, weil eine Bankenkrise verhindert wurde, ist es jedoch fraglich, ob das aktuelle Niveau verteidigt werden kann. Wahrscheinlicher wäre eine erneute Korrektur des Goldpreises. Ohne ein Eingreifen der Notenbanken hätte eine Bankenkrise eher für einen fallenden Goldpreis gesorgt, ähnlich den Ereignissen von 2008, bevor die Notenbanken intervenierten.

Tritt die Rezession nun langsam zutage, während die Kreditausfälle zunehmen, dann könnte dies auch zu einer kurzzeitigen Liquidierung von Goldbeständen führen, was Verkaufsdruck auf den Goldpreis in diesem Jahr ausüben würde. Erst dann, wenn absehbar wird, dass die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf eine Rezession reagieren werden, wird der Goldpreis wieder durchstarten und das alte Allzeithoch hinter sich lassen. Kurzfristig ist der Markt eher was für Trader, doch mittelfristig agierende Investoren sollten eine Korrektur in den nächsten Monaten für neuerliche Käufe nutzen mit Aussicht auf eine Rezession und neue QE-Programme zum Jahresende.

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Exogene Faktoren unterbrachen die Korrektur und der Goldpreis sprang um 200 US-Dollar nach oben

Ein Rücksetzer des Goldpreises in Euro auf das Ausbruchsniveau aus dem Abwärtstrend war eine typische technische Reaktion in den letzten Wochen. Zuletzt schrieb ich daher:

„Sollte der Goldpreis in Euro jedoch zurück in den Abwärtstrend fallen, so wäre dies bärisch, da damit ein mittelfristiges und prozyklisches Kaufsignal negiert würde. Andererseits sorgt eine neuerliche Euroschwäche womöglich dafür, dass der Goldpreis in Euro das aktuelle Preisniveau halten oder sogar langsam weiter ansteigen kann.

Kurzfristig agierende Trader können diese Situation im Daytrading einfacher handhaben als mittelfristig agierende Investoren. Letztere sollten entweder an ihrer Longposition festhalten oder alternativ bei einem Rückfall in den Abwärtstrend diese reduzieren. Auf Sicht von 12 Monaten stimmt der Anstieg über den Abwärtstrend jedoch noch immer optimistisch. Kurzfristige Trader gehen an der 200-Tagelinie long und spekulieren auf einen Preisanstieg bis 1.780 US-Dollar. Der Stop Loss läge bei 1.700 Euro.

Hier hatten wir etwas Glück. Wir waren von einer Euroschwäche ausgegangen, die den Goldpreis in Euro nach dem technisches Pull Back wieder mit nach oben ziehen sollte. Es ist erstaunlich, wie idealtypisch dieses charttechnische Muster war, wohlwissend, dass der starke Preisanstieg von einem exogenen Faktor verursacht wurde. Binnen weniger Handelstage konnten wir nun einen Profit von 150 Euro je Feinunze einfahren, wobei wir heute erst einmal die Gewinne mitnahmen, in der Erwartung, dass sich die Panik an den Märkten in den nächsten Tage legen wird.

Gold in Euro hatte das Allzeithoch heute nur um 15 Euro verfehlt und gerade in Euro sieht es sehr gut aus für den Goldpreis. Europa steht denkbar schlecht da und es ist nur eine Frage von Monaten bis der Euro weiter abwerten und der Goldpreis weiter ansteigen wird. Gerade für uns Europäer gibt es keine Alternative zu einer Absicherung des Vermögens mit einem Hedge auf einen steigenden Goldpreis!

 

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Der Goldpreis in Euro stieg fast auf ein neues Allzeithoch an

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.