Die US-Notenbank hat die Zinsen drei Mal gesenkt und ein massives Gelddruckprogramm gestartet. Laut Fed-Chef Jay Powell dienen die Maßnahmen als „Absicherung“ gegen eine mögliche Konjunkturschwäche. Allerdings hat sich die Wirtschaft schon viel stärker abgekühlt, als Powell einräumt. Im Gegenzug sollte sich das Umfeld für Gold bald kräftig aufhellen.
Der S&P500 eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Verantwortlich dafür ist alltäglich der „Optimismus im Handelskrieg“ zwischen China und den USA. Zuletzt hat Larry Kudlow, der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, gesagt, dass der Deal nur noch „wenige Federstriche“ benötige, allerdings noch nicht fertig sei. Auf derartige Meldungen hin haben Investoren einmal mehr Aktien gekauft, obwohl sich inzwischen viele Experten über derartigen Aussagen nur noch lächerlich machen.
Wie oft schon haben Kudlow und andere Mitglieder der US-Regierung in den vergangenen Monaten gesagt, dass der Deal praktisch fertig sei und quasi unmittelbar bevorstehe? Unzählige Male und was ist tatsächlich bislang passiert? Absolut nichts. Zur Erinnerung: Der Deal hätte eigentlich von Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping auf dem APEC-Gipfel am vergangenen Wochenende in Chile unterschrieben werden sollen. Glücklicherweise für Trump ist das Treffen allerdings abgesagt worden, so hat er einmal mehr Zeit, den quasi unmittelbar bevorstehenden Deal auf Dezember oder gar nächstes Jahr zu verschieben.
Bei all der Euphorie am Aktienmarkt war Gold nicht gefragt, weshalb der Preis mit 1.460 Dollar je Unze in die Nähe des Drei-Monats-Tiefs gesunken ist. Selbst der Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf 1,85 Prozent konnte die Notierung des Edelmetalls kaum stützen. Im Gegensatz zum Aktienmarkt reagiert der Anleihenmarkt allerdings auf die jüngsten US-Konjunkturdaten, die eine kräftige Konjunkturabkühlung widerspiegeln.
Rezession in US-Industrie verschärft sich
Entgegen Trumps Behauptung, die Wirtschaft sei in einem besseren Zustand als je zuvor, steuert sie meiner Meinung nach rapide auf eine Rezession zu. Denn die Wirtschaft bekommt den Handelskrieg mit China und die zunehmende Abkühlung der Weltwirtschaft immer mehr zu spüren – wie sollte es auch anders sein?
So ist die US-Industrieproduktion im Oktober um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, das war der größte Rückgang seit März 2009. Damit liegt sie um 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau, das ist das größte Minus seit Oktober 2016. Gleichzeitig ist die Kapazitätsauslastung auf nur mehr 76,7 Prozent zurückgegangen – der niedrigste Wert seit September 2017. Vielleicht profitiert die US-Industrie doch nicht ganz so sehr vom Handelskrieg, wie Trump immer behauptet.
Die weltweiten Industriefirmen verlagern nämlich die Produktion aus China teilweise nicht in die USA, sondern stattdessen in andere Länder Asiens. Je länger die Unsicherheit im Handelsstreit anhält, umso stärker werden die Unternehmen weltweit und damit auch in den USA ihre Investitionen kürzen, weshalb sich die Rezession in der US-Industrie in den nächsten Monaten verschärfen sollte.
Die Probleme aus der Industrie sind meiner Meinung nach längst auf den Dienstleistungssektor übergeschwappt und sollten sich bald deutlich am Arbeitsmarkt widerspiegeln. Zwar waren im Oktober die US-Einzelhandelsumsätze um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und damit minimal stärker als erwartet. Damit lagen sie allerdings um lediglich 3,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. In Zeiten, in denen die US-Wirtschaft floriert, spricht die Schuldensause auf vollen Touren läuft, liegt das Plus üblicherweise aber bei 6, 8 Prozent oder sogar noch höher.
Schätzungen für US-Wirtschaftswachstum brechen ein
Die jüngsten schwachen Konjunkturdaten drücken erheblich auf die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal. So hat die Fed von New York ihre Prognose, die sie anhand eines Echtzeitmodells auf Basis der jüngsten Konjunkturdaten ermittelt, auf nur mehr 0,4 Prozent annualisiert eingedampft.
Gleichzeitig hat die Fed von Atlanta ihre Schätzung auf nur mehr 0,3 Prozent annualisiert zusammengestrichen. Das wäre eine kräftige Wachstumsabkühlung gegenüber dem dritten Quartal, als das Plus bei annualisiert 1,9 Prozent gelegen war. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Sollte das Wachstum tatsächlich nur bei 0,3 oder 0,4 Prozent annualisiert herauskommen, wäre das ein extrem niedriger Wert. Seit dem Beginn dieses Konjunkturaufschwungs im dritten Quartal 2009 lag das Plus lediglich vier Mal unter 0,5 Prozent annualisiert.
Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Wochen und Monaten weiter rapide in Richtung null Prozent geht und die Wirtschaftsleistung schlussendlich sogar schrumpfen könnte. Um es noch einmal klar zu sagen: Meiner Meinung nach werden viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten geradezu von der Klippe herunterfallen, woraufhin die Wirtschaft in eine Rezession abrutschen sollte.
Fed wird die Geldschleusen noch viel weiter öffnen
Umso mehr wird es auf Fed-Chef Jay Powell ankommen. Er hat zuletzt bei einer Anhörung vor dem Kongress einmal mehr behauptet, dass die Wirtschaft gut laufe. Demnach sind die jüngsten drei Zinssenkungen und das massive Gelddruckprogramm von 60 Mrd. Dollar pro Monat nur eine „Absicherung“ gegen eine mögliche Konjunkturschwäche. Sie ist aber längst da, die Wirtschaft ist viel schwächer als Powell einräumt.
Umso spannender werden die nächsten Monate werden. Zwar hat Powell zuletzt eine Zinspause angekündigt, demnach werde die Fed bei der nächsten Sitzung am 11. Dezember die Zinsen erst einmal nicht senken. Was wird aber passieren, wenn viele US-Daten tatsächlich von der Klippe herunterfallen sollten und die Rezessionssorgen der Investoren zurückkehren sollten, womit die Rekordfahrt beim S&P500 ins Stocken geraten könnte?
Dann dürfte Powell einmal mehr schnell umschwenken und die Zinssenkungsserie einfach fortsetzen und das Gelddruckprogramm kräftig aufstocken. Umso besser würde das Umfeld für Gold werden, denn je mehr Dollar es gibt, umso mehr sollte der Wert eines jeden einzelnen sinken, woraufhin der Goldpreis steigen sollte.
Fed finanziert Schuldensause mit Notenpresse
Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr auf null Prozent reduzieren und das Gelddruckprogramm kräftig aufstocken dürfte. Als nächster Schritt bleiben dann nur noch Strafzinsen übrig, was dem Goldpreis erheblichen Rückenwind geben sollte. Denn dann gäbe es nach Japan und der Eurozone auch in den USA Strafzinsen. Umso attraktiver würde Gold werden, weil man damit Strafzinsen umgehen kann.
Der jüngste Rückgang des Goldpreises sollte daher nur von kurzer Dauer sein. Wenn auch dem letzten Investor klar werden sollte, dass es keinen Ausweg aus der gewaltigen Schuldensause der USA gibt und die Zinsen immer weiter sinken müssen, schlussendlich in den Strafzinsbereich und immer mehr Geld gedruckt werden muss, weil nur so das Kartenhaus am Leben gehalten werden kann, sollte der Goldpreis kräftig nach oben drehen. Jetzt ist die Zeit, um die günstigen Preise zu nutzen, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.