Die jüngsten US-Konjunkturdaten haben starke Zweifel an der Hoffnung auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft geweckt. Nach dem Schwarzen Montag warten Investoren umso gespannter auf die US-Arbeitsmarktdaten.
Der jüngste Kurseinbruch bei S&P 500, Nasdaq und DAX, sowie beim japanischen Nikkei 225 Index dürfte für viele Investoren ebenso überraschend gekommen sein wie für mich. Schließlich hatte es am Mittwochabend, 31. Juli nach der Fed-Sitzung noch so ausgesehen, als könnten der DAX und die US-Indizes schon bald die Rekordhochs ins Visier nehmen, zumal Fed-Chef Jay Powell meiner Meinung nach eine Zinssenkung für die nächste Fed-Sitzung am 18. September signalisiert hatte.
Stattdessen sind die Aktienmärkte ab Donnerstag nach unten gerauscht. Grund waren einige US-Konjunkturdaten, die Sorgen vor einer schnell heraufziehenden Rezession geschürt haben.
Zuerst war am Donnerstag, 1. August der vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie im Juli überraschend von 48,5 auf 46,8 Punkte eingebrochen.
Damit lag das Barometer nicht nur deutlich unter der Prognose der Volkswirte, die einen leichten Anstieg auf 48,8 Punkte vorhergesagt hatten, sondern ist noch weiter unter die 50er-Marke gerutscht. Je tiefer die Werte unter ihr liegen, umso mehr schrumpft die Wirtschaftsleistung in dem Sektor, so der Indikator.
Besonders bedenklich war zudem, dass neben der Komponente zur Produktion auch jene zum Auftragseingang eingebrochen ist und letztere damit eine weitere Eintrübung der Aussichten für den Sektor signalisiert hat.
Nach der Veröffentlichung der Daten zum Einkaufsmanagerindex waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kollabiert, während gleichzeitig die Aktienmärkte eingebrochen sind, denn plötzlich sind den Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen der Fed Sorgen vor einer US-Rezession gewichen. Hingegen tendierte der Goldpreis weitgehend seitwärts bei rund 2.450 Dollar je Unze.
Konjunkturflaute ist längst auf US-Arbeitsmarkt übergeschwappt
Tags drauf am Freitag, 2. August folgte der nächste Tiefschlag für die Bullen an den Aktienmärkten, als der US-Arbeitsmarktbericht deutlich schwächer als erwartet ausgefallen ist. So waren im Juli nur 114.000 Jobs geschaffen worden, statt der erwarteten 180.000. Zudem sind die Zahlen für Mai und Juni um insgesamt 29.000 nach unten korrigiert worden.
Außerdem ist die Arbeitslosenquote im Juli überraschend von 4,1 auf 4,3 Prozent gestiegen und lag damit über den Erwartungen von 4,1 Prozent. Diese Zahlen signalisieren klar, dass die Konjunkturschwäche längst auf den Arbeitsmarkt übergeschwappt ist, ist er doch ein nachlaufender Konjunkturindikator.
Nach der Vorlage des US-Arbeitsmarktberichts haben Investoren bei Aktien einmal mehr kräftig den Verkaufen-Knopf gedrückt, woraufhin sich der Kursrückgang deutlich ausgeweitet hat. So war beispielsweise der DAX innerhalb von nur zwei Handelstagen um herbe 900 Punkte eingebrochen.
Hingegen war der Goldpreis in dem Umfeld auf einer Berg- und Talfahrt. Während ersteres großes Sinn gemacht hat, hat der anschließende Kursrückgang meiner Meinung nach absolut keinen Sinn gemacht. Schließlich sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter deutlich gesunken, während der Dollar nachgegeben hat. Damit hatte die Notierung des Edelmetalls gleich von zwei Seiten aus Rückenwind.
Schwarzer Montag rund um den Globus
Als wenn das nicht schon genügend Kursverluste für Aktionäre gewesen wären, folgte am Montag, 5. August ein Schwarzer Montag an den Börsen. Dabei war der Nikkei 225 Index um 12,4 Prozent kollabiert und hatte auch S&P 500 und DAX mit nach unten gerissen.
Neben der Sorge vor einer US-Rezession hatte der Einbruch bei Dollar-Yen den Börseneinbruch erheblich verstärkt. Weil die japanische Notenbank am Mittwoch, 31. Juli überraschend den Leitzins auf 0,25 Prozent angehoben hatte, während Investoren in den darauffolgenden Tagen verstärkt auf baldige, kräftige Zinssenkungen der Fed spekuliert hatten, hatte sich der Kursrückgang des Dollar gegenüber dem Yen beschleunigt.
Auflösung des Carry Trades verstärkt Kurseinbruch an Aktienmärkten
Daraufhin haben Investoren den sogenannten Carry Trade aufgelöst. In den vergangenen Jahren hatten Investoren verstärkt sehr zinsgünstige Kredite auf Yen-Basis aufgenommen und dabei das Geld in US-Aktien, gerade in Technologie-Aktien gesteckt.
Dabei haben Investoren von zwei Seiten profitiert: Einerseits von Währungsgewinnen bei ihren Yen-Krediten, weil der Yen immer weiter auf Talfahrt gegenüber dem Dollar war. Und andererseits von kräftigen Kursgewinnen bei US-Aktien.
Das Spiel geht allerdings nur solange gut, wie der Yen auf Talfahrt ist, bzw. zumindest stabil ist. Wenn der Yen aber plötzlich überraschend steigt, machen die Investoren Währungsverluste bei ihren Yen-Krediten und lösen sie auf. Dazu verkaufen sie ihre US-Aktien. Und schon kollabieren die Aktienmärkte.
Dabei sind sie etwas gestützt worden, nachdem der vom ISM am Montag, 5. August veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor im Juli von 48,8 auf 51,4 Punkte nach oben geschossen ist und damit über den Erwartungen von 51,0 Punkten lag. Werte oberhalb der 50er-Marke signalisieren ein Wachstum des Sektors, was die Rezessionssorgen der Investoren etwas gedämpft hat.
Goldpreis sinkt deutlich
In dem Umfeld ist der Goldpreis eingebrochen, was meiner Meinung nach einmal mehr absolut keinen Sinn gemacht hat. Schließlich sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einmal mehr nach unten gerauscht, was eigentlich für Auftrieb beim Goldpreis hätte sorgen müssen.
Klar kann man sagen, dass Investoren wegen des Einbruchs am Aktienmarkt Liquidität gebraucht haben, und dazu Gold verkauft haben, um sich Liquidität zu beschaffen.
Aber welchen Sinn macht es denn, einen Vermögenswert – sprich Gold – zu verkaufen, dessen Aussichten hervorragend sind und der schon sehr bald Kurs auf das Rekordhoch nehmen könnte? Meiner Meinung nach hat der jüngste Rückgang bei der Notierung des Edelmetalls absolut keinen Sinn gemacht.
Warten auf US-Arbeitsmarktdaten
Umso gespannter warten Investoren auf die US-Arbeitsmarktdaten, die am Donnerstag 8. August um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Wie könnten diesmal die Zahlen zu den Erstanträgen und den fortgesetzten Anträgen auf US-Arbeitslosenhilfe ausfallen?
Mich würde es nicht überraschen, wenn die Daten schwächer als erwartet ausfallen würden, was die Rezessionsängste der Investoren verstärken würde. Das könnte für neuen Abwärtsdruck an den Aktienmärkten sorgen.
Ansonsten gilt es weiterhin Dollar-Yen genau im Auge zu behalten. Wenn der Yen weiter steigen sollte, dürfte das für erneuten Verkaufsdruck an den Aktienmärkten rund um den Globus sorgen.
Umso genauer werde ich die Entwicklung beim Goldpreis beobachten. Wenn die Talfahrt bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weitergehen sollte, wovon ich klar ausgehe, und der Dollar gegenüber dem Yen unter Druck bleiben sollte, bekäme der Goldpreis von zwei Seiten her Rückenwind, woraufhin das Edelmetall zulegen müsste.
Lassen Sie sich bitte von der kurzfristigen Berg- und Talfahrt beim Goldpreis nicht verunsichern. Schließlich hat sich an den prächtigen Aussichten auf mittlere und lange Sicht absolut nichts geändert. Vor dem Hintergrund würde es mich nicht überraschen, wenn der Goldpreis schon bald einen Angriff aufs Rekordhoch starten sollte.
Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.