Der Goldpreis stieg vergangene Woche aufgrund von Rezessionsängsten und dem Einmarsch von Truppen in Hong Kong auf ein neues Allzeithoch in Euro bei 1.399 Euro je Feinunze, während der Goldpreis in US-Dollar noch einmal den Widerstand bei 1.550 $ anlief. Ein weiterer Anstieg wurde verhindert, nachdem das chinesische Handelsministerium Gespräche mit den USA bestätigte, was die Hoffnung auf ein Ende des Handelsstreits nährte. Die Aktienmärkte schossen daraufhin nach oben und der Goldpreisanstieg wurde ausgebremst.

Goldpreisentwicklung 02.09.2019

Gold in Euro erreichte ein neues Allzeithoch bei 1.399 € je Feinunze.

Silber gewann vergangene Woche mehr hinzu als der Goldpreis, was typisch für die Spätphase eines Anstiegs am Edelmetallmarkt ist. Seit dem Tief im Mai stieg der Silberpreis um 28 % an. Da Silber in den letzten Wochen stärker stieg als Gold, fiel das Gold-Silber-Ratio von 93 auf 83. Eine Outperformance von Silber zum Gold war lange Zeit, aufgrund des historisch hohen Gold-Silber-Ratios, zu erwarten. Wir erwarten daher während der nächsten Jahre im neuen Bullenmarkt, dass Silber das Edelmetall Gold weiterhin langfristig outperformen dürfte. Ein Rückgang des Ratios auf 30 in einigen Jahren ist realistisch, womit Silber immer noch dreimal so stark im Preis ansteigen dürfte, wie der Goldpreis.

Silberpreisentwicklung 02.09.2019

Der Silberpreis in Euro stieg allein im Tief im Mai um 28 % an.

Gold-Silber-Ratio 02.09.2019

Silber stieg stärker als Gold, weshalb das Gold-Silber-Ratio um 10 Punkte fiel.

Die Entspannung zwischen China und den USA nährte hingegen Konjunkturoptimismus, weshalb besonders die industriell genutzten Edelmetalle Platin und Palladium von diesen Neuigkeiten profitieren konnten. Palladium gelang der Ausbruch aus einem kurzfristigen Abwärtstrend, womit ein neues kurzfristiges Kaufsignal erzeugt wurde (siehe heutige technische Analyse). Noch stärker zeigte sich jedoch Platin, das einen langfristigen mehrjährigen Abwärtstrend überwand und daraufhin dynamisch um 70 $ (+8 %) binnen drei Tagen anstieg.

Dies könnte den Anbeginn einer langfristigen Trendwende beim Platinpreis markieren. Das Ratio von Platin zu Palladium war mit 0,61 nie niedriger als aktuell. Das bedeutet, dass Platin historisch günstig zu Palladium ist. Wir erwarten, dass dieses Ratio wieder zu seinem langfristigen Mittel bei 3 zurückkehren wird. Demnach müsste der Platinpreis etwa fünfmal besser performen als Palladium. Es gibt viele Faktoren abseits der Statistik, die dafürsprechen.

Zum einen gibt es Bestrebungen der Industrie, das teure Palladium mit dem günstigeren Platin zu substituieren, da beide Edelmetalle ähnliche industriell nutzbare Eigenschaften besitzen. Die industrielle Nachfrage könnte also wieder zunehmen, während die Nachfrage nach Palladium wieder abnimmt. Zum anderen halten bei diesen günstigen Bewertungen langfristig agierende Investoren die Hände auf und kaufen Platin antizyklisch, was auch die starken Zuflüsse in ETFs der letzten Monate beweisen.

Da 70 % der Platinproduktion aus Südafrika kommt, sind die politischen Probleme in diesem Land ein Risiko für die Produktion. Der politische Wandel sorgte in den letzten Jahrzehnten für einen Linksrutsch und so für eine Destabilisierung des Landes. Die Platinminen haben mit Stromausfällen und Gewerkschaften zu kämpfen, was künftig noch größere Probleme verursachen könnte. Außerdem sind die Produktionskosten vergleichsweise hoch und die Gewinnmarge für die Minen gering. Das Risiko für den Platinpreis scheint daher begrenzt zu sein, während die Chancen auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre sehr hoch sind. Ein antizyklisches Investment in Platin, gerade jetzt nachdem der langfristige Abwärtstrend gebrochen wurde und die Geldpolitik wieder locker wird, macht deshalb durchaus Sinn und ist zu empfehlen. Eine Beimischung von 5 % bis 10 % zu einem Edelmetalldepot ist sinnvoll.

Platin-Palladium-Ratio 02.09.2019

Platin zu Palladium notiert auf einem historischen Allzeittief.

Platin-Gold-Ratio 02.09.2019

Platin zu Gold ist ebenfalls so günstig wie nie zuvor in der Geschichte.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.