In den letzten Wochen hatten wir bereits über die Eingriffe der US-Notenbank in den Geldmarkt mittels Repo-Geschäfte berichtet. Es kam zu einem Liquiditätsengpass am Interbankengeldmarkt, sodass die US-Notenbank hunderte Milliarden in die Hand nehmen musste, um einen Anstieg der kurzfristigen Zinsen zu verhindern.
Da diese Käufe noch bis in das nächste Jahr laufen sollen, betonte US-Notenbankchef Jerome Paul mehrmals während eines Interviews vergangene Woche, dass es sich bei den Eingriffen am Zinsmarkt „in keiner Weise um ein QE-Programm“ handeln würde. Er erklärte, dass man die Notenbankbilanz lediglich aus Gründen des Reservemanagements ausweiten würde. Dies dürfte man nicht verwechseln mit den groß angelegten Asset-Käufen, die man nach der Finanzkrise begonnen hatte.
Sicherlich gab es auch vor der Finanzkrise von 2008 eine ständige und gemächliche Ausweitung der Geldbasis, doch waren die gigantischen Anleihenkäufe über 200 Mrd. USD binnen des letzten Monats ein Zeichen von Panik und Vertrauensverlust in das Fiat-Funny-Money Geldsystem. Der Kreditmarkt ist gesättigt und erste Unternehmenspleiten führen bereits zu Kreditausfällen, die das hochgehebelte Bankensystem an den Rand eines erneuten Lehman-Moments bringen.
Nach 2008 hatte die Fed ihre Bilanz von unter einer Billion auf 4,5 Billionen US-Dollar ausgeweitet, um das bankrotte Finanzsystem gerade so zu rekapitalisieren, so dass die Musik nicht aufhörte zu spielen. Von Anbeginn erzählte man den Märkten die Lüge, wonach diese gigantische Geldmenge, die man in das System pumpte, später wieder abgesaugt werden könnte. Man muss immerhin konstatieren, dass die Fed weltweit die einzige Notenbank war, die zumindest zeitweise mit einer Extraktion der Geldmenge aus den Märkten begonnen hatte. Der Marktzins stieg daraufhin, weshalb die US-Notenbank dem Markt folgte und auch ihren Leitzins auf 2,5 % anhob. Von 2018 bis August 2019 hatte man die Bilanz von 4,5 auf 3,7 Billionen reduziert. Doch schon zu Jahresbeginn, gerade ein Jahr nachdem man damit begonnen hatte Geld dem Markt zu entziehen, musste man das Ende der Normalisierung bekanntgeben, nachdem die Aktienmärkte in Reaktion auf die gestiegenen Zinsen eingebrochen waren.
Es gibt zu viele Schulden im Verhältnis zur Basisgeldmenge, was das System an den Rand des Zusammenbruchs bringt. Paul hat recht, wenn er sagt, dass man der gewachsenen US-Staatsverschuldung Rechnung tragen und die Bilanz ausweiten müsse. Es ist ein ständiger Zufluss von neuem Zentralbankgeld in das Kreditgeldsystem nötig, um einen Bankrott zu verhindern. Die Eingriffe, die bis nächstes Jahr laufen sollen, haben in etwa den Umfang des ersten QE-Programms, weshalb es absurd ist, dies nicht als QE-Programm zu bezeichnen. Wenn es wie eine Ente aussieht, schwimmt und quakt, ist es höchstwahrscheinlich auch eine Ente.
Nun gab es am Wochenende Leaks, wonach der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank Fed am 4. Oktober eine heimliche Videokonferenz über den Start eines neuen QE-Programms durchführte. Es soll einen großen Konsens zu Markteingriffen gegeben haben. Auch dieses Leak ist ein zusätzlicher Hinweis dafür, dass es nicht nur aussieht wie eine Ente, sondern eine Ente ist und es sich bei den gigantischen Eingriffen am Zinsmarkt der letzten Wochen über Anleihekäufe um das neue QE4 Programm handelt!
Da es den Märkten langsam dämmert, dass die Geldmenge nicht mehr reduziert werden kann und weitere massive Injektionen nötig sind, steht ein Anstieg der Marktzinsen unmittelbar bevor, wie die Panik am Interbankengeldmarkt auch deutlich zeigte. Um dies kurzfristig noch verhindern zu können, muss die Notenbank noch mehr Anleihen aufkaufen, was den Inflationsdruck nur noch weiter verstärken wird. Die Fed ist längst in einer Interventionsspirale gefangen, aus der sie nicht mehr entkommen kann. Ihre Zeit läuft ab.
Auch Powells Aussage, wonach er keine Blasen am Immobilen- und Finanzmarkt sehen würde, ist Unsinn, denn die Blase am Anleihenmarkt ist die Mutter aller Blasen, die kurz vor dem Platzen steht. Gäbe es keine Blase, dann wären auch keine geldpolitischen Eingriffe am Zinsmarkt nötig. Powell weiß das natürlich ganz genau und er versucht lediglich die Märkte zu beruhigen. Nach einem Jahrzehnt mit Null- und Negativzinsen ist es auch folgend logisch, dass es am Immobilienmarkt eine Blase gibt, was in der Natur der Sache liegt.
Die Rezession steht vor der Türe und ein Einbruch der Märkte und gar ein Zusammenbruch des gesamten Kreditgeldsystems scheint möglich. Das sagten zuletzt nicht etwa Aluhüte tragende Schwarzseher, sondern nun die niederländische Notenbank. In einem von ihr veröffentlichten Artikel schreiben die Zentralbanker: „Wenn das System kollabiert, dann können die Goldreserven als Basis dienen, um das System wiederaufzubauen.“ Wir schreiben bereits seit über einem Jahrzehnt darüber und es ist eine Genugtuung, dass nun, am Vorabend einer neuen Weltwirtschaftskrise, auch endlich die Notenbanken unsere Kassandrarufe bestätigen. All jenen, die sich bis dato nicht sicher waren, ob es wirklich schlimm kommen könnte in den kommenden Jahren, mögen die Aussagen der dänischen Notenbank eine final mahnende Warnung sein, um jetzt langfristige Vorsorge zu treffen, indem man Gold und Silber zur Absicherung kauft!
Im größten Teil der vergangenen Handelswoche sahen wir wenig Volatilität am Edelmetallmarkt. Die Bullen und die Bären kämpften über drei Tage hinweg an dem Abwärtstrend beim Gold bei ca. 1.510 USD je Feinunze. Aktuell sind die Aktienmärkte für die kurzfristige Entwicklung des Edelmetallmarktes sehr entscheidend. S&P 500 und Dow Jones sind immer noch zwischen einem Abwärtstrend und einem Aufwärtstrend eingekeilt. Ein Fall unter diesen Aufwärtstrend würde sofort “Riff Off” bedeuten und der Goldpreis davon deutlich profitieren. Gelingt den Aktienindizes hingegen der Sprung über den Abwärtstrend, so werden die Aktienindizes höchstwahrscheinlich wieder einmal die Allzeithochs anlaufen und die Wahrscheinlichkeit eines bullischen Ausbruchs über diese Widerstandszone steigt.
Dies wäre jedoch das Umfeld für eine weitere Bereinigung der Spekulation am Terminmarkt, wobei der Goldpreis dann fallen und seinen vorherigen Preisanstieg teilweise korrigieren sollte.
Die Situation am Aktien- und Edelmetallmarkt schien festgefahren und es gab massiven Abgabedruck bei 1.510 USD je Feinunze Gold. Am 10. Oktober löste sich die Pattsituation, nachdem US-Präsident Trump twitterte, dass er am 11. Oktober den chinesischen Vize-Staatschef treffen würde. Die Handelsprogramme sprangen daraufhin sofort an. Der S&P 500 und der Dow Jones konnten ihre Widerstandsmarken überwinden und sich von dem Aufwärtstrend wieder ein Stück entfernen. Daraufhin verloren die Bullen die Schlacht um den Abwärtstrend am Goldmarkt und die Bären drückten den Preis um 17 USD auf 1.493 USD nach unten. Am Freitag verliefen die Handelsgespräche erfolgreich und Trump twitterte dies auch, wovon die Aktienmärkte sofort wieder profitierten.
Kurzfristig scheint es, als würden die Meldungen aus der Wirtschaft wieder positiver werden. Wir glauben, dass die Regierungsstatistiken gerade mit Blick auf die nächsten US-Wahlen in den nächsten Monaten günstig ausfallen dürften. Dies könnte noch einmal die Hand auf den Edelmetallmarkt halten und einen neuen Preisanstieg bei Gold und Silber vorerst verhindern.
Dennoch gibt es viele exogene Faktoren, die jederzeit wieder zu explosiven Anstiegen führen können. Die neuen QE-Programme sind ein Faktor– doch auch ein Einbruch des Aktienmarktes und/oder der Wirtschaft würden sofort für einen Anstieg der Edelmetalle sorgen. Auch die politischen und militärischen Konflikte, die sich in letzter Zeit häufen, sind Faktoren, die schnell für weitere Unsicherheit und eine erneute Flucht in Gold und Silber sorgen könnten. Aktuell ist es der völkerrechtwidrige Einmarsch der Türkei in Syrien und die Drohungen der USA gegen die Türkei, die schnell wieder für neue Stärke am Edelmetallmarkt sorgen könnten.