Vorletzte Woche übernahm JPMorgan Chase die First Republic Bank zu einem Schnäppchenpreis, nachdem die US-Aufsichtsbehörden die Bank am Wochenende übernommen und in einem Bieterverfahren zum Weiterverkauf frei gegeben hatten. Auch in der letzten Handelswoche kochten die Ängste vor einer Bankenkrise wieder hoch, nachdem die Aktienkurse einiger amerikanischer Regionalbanken stark einbrachen. Aufgrund dieser Turbulenzen durchlebte der Goldpreis in der letzten Handelswoche eine wahre Achterbahnfahrt.

Nachdem der Goldpreis über zwei Monate trendlos seitwärts handelte, drohte dieser noch am Dienstagvormittag einen wichtigen Aufwärtstrend bei 1.980 US-Dollar nach unten zu durchbrechen, was Anschlussverkäufe nach sich gezogen hätte. Der US-Dollar-Index hatte kurzzeitig einen wichtigen Abwärtstrend überwinden können, während der Euro diametral gegensätzlich einen wichtigen Aufwärtstrend durchbrach, was das Setup für eine Korrektur des Goldpreises war.

Doch mit den neusten JOLTS-Daten drehte der USD-Index und fiel überraschend, worauf der Goldpreis aus dem Stand um 40 US-Dollar im Zuge von Short-Eindeckungen nach oben schoss. Anstatt seinen Aufwärtstrend nach unten zu durchbrechen, hatte der Goldpreis nun eine Widerstand nach oben durchschlagen und sich das Chartbild völlig verändert. Die Zahl der offenen Stellen lag bei 9,59 Millionen und damit unter der Schätzung von 9,64 Millionen und erreichte so ein 2-Jahrestief. (Februar: 9,97 Millionen). Die Zahl der Entlassungen stieg um 248 Tsd., womit sich der Anteil dieser an der Gesamtbeschäftigung von 1 % auf 1,2 % erhöhte.

Guter ADP-Arbeitsmarktbericht setzte Goldpreis nur kurz unter Druck

Am Mittwochnachmittag wurde der ADP-Arbeitsmarktbericht über die Beschäftigung im Privatsektor der USA veröffentlicht, der gut ausfiel und worauf der Goldpreis bis auf 2.008 US-Dollar leicht korrigierte im Vorfeld der US-Notenbanksitzung am späteren Abend. Der Markt hatte 142 Tsd. neue Stellen erwartet, doch wurde dieser von 296 Tsd. neu geschaffener Jobs überrascht. (Vormonat 142 Tsd.) Mit dem höchsten Wert seit Juli 2022 wurde die Markterwartung um das Doppelte übertroffen. Auch die Lohnzuwächse verlangsamten sich und weniger Menschen wechselten ihren Arbeitsplatz. Dies war ein kleiner Vorgeschmack auf die neuesten US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, doch fiel der Goldpreis nicht mehr zurück unter den ehemaligen Widerstand, den er am Vortag mit den JOLTS-Daten überwinden konnte.

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Der ADP-Arbeitsmarktbericht der Privatwirtschaft überraschte den Markt mit doppelt so vielen neuen Stellen als erwartet wurde

Zinsentscheid der US-Notenbank konnte Märkte nicht beruhigen

Am Mittwochabend folgte der Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed). Diese hob, entsprechend der Markterwartung, ihren Leitzins wieder um 25 Basispunkte auf nun 5 % bis 5,25 % an. Mit dieser zehnten Erhöhung in Folge stiegen die Kosten für Kredite auf den höchsten Stand seit September 2007. Die US-Inflationsrate lag im Vormonat nun auf dem gleichen Niveau wie der US-Leitzins.

In der Pressekonferenz und der anschließenden Q&A bestätigte Powell, dass man an dem Punkt sei, an dem die Kreditkonditionen eng seien. Man bestätigte indirekt zwar ein Ende bzw. eine Pausierung der Zinsanhebungen, doch ließ er die Türe offen, da man datenabhängig wäre und ggf. die Zinsen weiter anheben werde, wenn dies nötig sei.

Er versuchte die Risiken für eine Rezession mit einem starken Arbeitsmarkt wegzuwischen und sagte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Rezession abgewendet werden könne, höher sei, als dass es zu einer käme. Powell sagte, dass man keine Zinsen senken wolle, da dies nicht angebracht wäre, solange die Inflation hoch ist und sie „nicht so schnell“ herunterkomme, was hawkish war und den Zinssenkungsfantasien des Marktes widersprach. Der Plan sei stattdessen, die Zinsen für eine längere Zeit auf diesem hohen Niveau zu belassen. Den nächsten Zinsentscheid wird es in etwa sechs Wochen am 14. Juni geben. Die Märkte preisen aktuell eine Zinssenkung von einem Prozent bis Januar ein und eine erste Zinssenkung im Juli.

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Die US-Notenbank hob ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 5 % an

Insgesamt war Powell hawkisher, als es der Markt erwartet hatte. Weder der US-Dollar noch der Goldpreis reagierten und waren nach der Fed-Sitzung völlig unverändert.

Turbulenzen nach der US-Notenbanksitzung schicken Goldpreis auf neues Allzeithoch

US-Notenbankchef Jerome Powell hatte in seiner Pressekonferenz und in der anschließenden Fragerunde mehrmals unterstrichen, das Bankensystem sei „solide und widerstandsfähig“ und dass die Probleme bei wenigen Banken isolierte Ereignisse waren. Kaum endete die Pressekonferenz, brach die Hölle an den Märkten los, als kurz nach Börsenschluss die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, dass die kalifornische Bank PacWest Bankcorp. neue Kapitalerhöhungen sowie einen Verkauf in Erwägung ziehe. Die Aktie brach daraufhin in den Folgestunden um 60 % ein.

Erst ist an Komik kaum zu überbieten, dass US-Notenbankchef Jerome Powell nur Minuten zuvor auf der Pressekonferenz sagte, dass das US-Bankensystem gesund und widerstandsfähig sei und kurz darauf der Goldpreis um 70 US-Dollar auf ein neues Allzeithoch bei 2.080 US-Dollar schnellte. Die Aktienkurse weiterer Regionalbanken brachen infolge der Bloomberg-Meldung stark ein.

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Im dünnen Handel stieg der Goldpreis Mittwochnacht auf ein neues Allzeithoch bei 2.080 US-Dollar

Erst eine Woche vorher vermeldete die PacWest, dass sich ihre Einlagen Ende März stabilisiert hätten und im April wieder um 700 Mio. US-Dollar angestiegen seien, worauf die Aktien um 17 % anstiegen.

PacWest meldete am Folgetag, dass sie nicht in Not sei und die Meldung irreführend wäre. Gegen Ende der Woche hatten sich die Kurse der Regionalbanken wieder etwas erholt. Hier stellt sich die Frage, ob die Bloomberg-Meldung gezielt im dünnen Handel veröffentlicht wurde, um so ein Abfischen am Goldmarkt zu ermöglichen. Der Goldpreis hat ein dreifaches Hoch ausgebildet und es könnte sein, dass wir in diesem Short-Squeeze am Goldmarkt das Hoch für die nächsten Monate sahen.

Die US-Notenbank kann und wird nicht zulassen, dass sich diese Pleiten, ausgelöst durch massive Kapitalabflüsse fortsetzen, denn sonst wird es eine Bankenkrise geben. Mit weiteren Kreditausfällen in allen Bereichen der Volkwirtschaften werden die Banken gegen Ende des Jahres und in der neuen Rezession große Ausfälle verbuchen müssen. Spätestens dann dürfte die Fed weitere Billionen an Liquidität in das System pumpen, um dieses weiter zu rekapitalisieren.

EZB hebt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 % an

Am Donnerstagnachmittag folgte der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hob das siebte Mal in Folge ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf nun 3,75 % an. Die Pressekonferenz war unspektakulär und EZB-Chefin Christine Lagarde wiederholte, dass man den Kampf gegen die Inflation fortsetzen werde. Die Märkte reagierten kaum und zeigten sich eher enttäuscht, dass es keinen Zinsschritt um 50 Basispunkte gab.

Der Bilanzabbau der 3,2 Billionen Euro großen Bestände an Papieren aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) soll beschleunigt werden. Die EZB will ab Juli die Reinvestitionen darin ganz stoppen. Bisher werden die Bestände aus dem APP-Programm monatlich um 15 Mrd. Euro abgebaut, da die Tilgungsbeträge von Papieren bei Fälligkeit nicht mehr vollumfänglich reinvestiert werden. Ab Juli soll das APP dann pro Monat durchschnittlich 25 Mrd. Euro sinken. Da die EZB viele langlaufende Anleihen erworben hat, würde der Bestand erst in 12 bis 15 Jahren wieder abgebaut. Am Bestand des während der Pandemie aufgelegten PEPP-Kaufprogramm will Lagarde bis Ende kommenden Jahres festhalten und Rückflüsse weiterhin flexibel einsetzen.

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Goldpreis bricht am Freitag nach gutem Arbeitsmarktbericht ein

Die Arbeitsmarktdaten am Freitag zeigten, dass die US-Konjunktur, trotz des starken Zinsanstiegs, noch immer läuft. Dennoch muss man konstatieren, dass Arbeitsmarktdaten ein nachlaufender Indikator sind. Im April wurden 253 Tsd. neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Die Markterwartung von 180 Tsd. neuen Jobs wurde damit geschlagen und die Arbeitslosenquote fiel von 3,5 % auf 3,4 % im April und dies Stundenlöhne stiegen um 4,4 %, während es im Vormonat März noch 3,4 % waren.

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Die neuesten US-Arbeitsmarktdaten fielen besser aus, als vom Markt erwartet wurde, worauf der Goldpreis um 50 US-Dollar einbrach

Der Goldpreis hatte bereits vor Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten am Vormittag einen Aufwärtstrend gebrochen und so nahm die Talfahrt zu mit einem Preiseinbruch um 50 US-Dollar auf 1.99 US-Dollar je Feinunze. Mit einem Wochentief bei 1.980 US-Dollar und einem Hoch bei 2.080 US-Dollar hat der Goldpreis eine Achterbahn hinter sich in der letzten Handelswoche. Immerhin ging dieser mit einem Plus von 36 US-Dollar bei 2.036 US-Dollar in das Wochenende.

Charttechnisch gesehen bleibt das Signal grün, solange der Aufwärtstrend intakt bleibt. Dennoch ist es gut möglich, dass nach dem dritten Test des Allzeithochs die Bären das Ruder in den nächsten Wochen übernehmen werden, insbesondere das der Goldpreis in den letzten 6 Monaten bereits um 440 US-Dollar (+26 %) angestiegen war. Rücksetzer in den nächsten Monaten stellen mittel- bis langfristige Kaufchancen dar, die man nicht verpassen sollte, denn mit einer Rezession und neuen QE-Programmen sollte der Goldpreis sein altes Allzeithoch weit hinter sich lassen im nächsten Jahr.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.