Nachdem die Fed eine Bankenkrise verursacht hatte, mussten Fed und US-Finanzministerium hastig eingreifen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Nun warten Investoren auf die EZB-Sitzung am Donnerstag.

Welchen riesigen Unterschied doch ein paar wenige Tage ausmachen können. Noch am Dienstag, 7. März, sowie tags darauf am Mittwoch hatte Fed-Chef Jay Powell bei seiner Anhörung vor dem Kongress gesagt, dass die neuesten US-Wirtschaftsdaten besser gewesen seien als erwartet und die Fed bei der nächsten Sitzung am 22. März den Leitzins statt um 25 sogar um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) anheben könnte.

Und wiederum einen Tag später, am Donnerstag, 9. März gibt es plötzlich eine heftige Bankenkrise in den USA, womit es plötzlich unsicher ist, ob die Fed nächste Woche überhaupt die Zinsen anheben wird. Daher sind Investoren in den sicheren Hafen US-Anleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen beispielsweise für zwei- und zehnjährige Anleihen kollabiert sind, was auch den US-Dollar kräftig mit nach unten gezogen hat.

Im Gegenzug hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind und ist auf mehr als 1.900 US-Dollar je Unze nach oben geschossen. Damit hat das Edelmetall einmal mehr seine Stellung als sicherer Hafen in Krisenzeiten eindrucksvoll bestätigt.

Fed verursacht US-Bankenkrise

Wie kam es überhaupt zur US-Bankenkrise? SVB Financial mit der Tochter Silicon Valley Bank (SVB) mit einer Bilanzsumme von rund 200 Mrd. Dollar war in Schieflage geraten, was die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA bedeutete.

SVB hatte sich auf die Venture Capital-Industrie und die Start-Ups fokussiert. Nachdem die Fed und die US-Regierung ab Frühjahr 2020 die Pandemie mit Billionen von US-Dollar bekämpft hatten, schwamm die Venture Capital-Branche in Geld und steckte es in die Start-Ups. Sie wiederum parkten die Kohle bei der SVB.

Weil die SVB ein Großteil des Geldes wegen der mangelnden Nachfrage aber nicht als Kredite vergeben konnte, investierte die Bank das Geld kräftig in Hypothekenanleihen. Das Problem dabei: Aufgrund der massiven Zinserhöhungen der Fed sind die Kurse und damit der Wert der Hypothekenanleihen immer stärker eingebrochen, woraufhin das Institut auf unrealisierten Verlusten saß.

Als die Kunden daraufhin begonnen haben, ihre Einlagen abzuziehen, sei es aus Solvenz-Sorgen um die SVB, oder weil es woanders mehr Zinsen gab, musste die Bank in großem Stil Anleihen verkaufen, woraufhin aus unrealisierten plötzlich realisierte Verluste geworden sind. Und als sich das Institut dann kein frisches Geld mehr besorgen konnte, war es pleite. So schnell kann das heutzutage in den USA gehen.

Konzertierte Aktion zur Bankenrettung

Am Freitag, 10. März hat daraufhin die Einlagensicherung FDIC die SVB unter Zwangsverwaltung gestellt, während aufgrund des Einbruchs vieler Aktien von Banken, gerade vieler regionaler Institute, (der KBW Regional Bank Index ist auf das tiefste Niveau seit Januar 2021 kollabiert!), der Druck auf die Fed, das Finanzministerium und die FDIC stark zunahm. Daraufhin haben sie am Sonntag, 12. März in einer konzertierten Aktion hastig gehandelt und gleichzeitig auch die angeschlagene New Yorker Signature Bank (Bilanzsumme 100 Mrd. Dollar) unter die Zwangsverwaltung der FDIC gestellt.

Damit bekommen die Kunden der beiden Institute ihre gesamten Einlagen zurück, und damit auch die eigentlich nicht abgesicherten Einlagen von mehr als 250.000 Dollar pro Kunde. Gleichzeitig stellt die Fed über ein neues „Bank Term Funding Programm“ Banken Finanzmittel gegen Verpfändung von Sicherheiten, wie Staats- und Hypothekenanleihen, zur Verfügung. Dafür stellt das Finanzministerium allerdings nur mickrige 25 Mrd. Dollar zur Verfügung. Die neuen Kredite haben eine Laufzeit von bis zu 1 Jahr.

Und das Entscheidende bei der ganzen Sache, das so in keiner Pressemeldung stand: Indem die FDIC sämtliche Kundeneinlagen der SVB und der Signature Bank garantiert, hat die US-Regierung damit quasi eine implizite Garantie für alle Bankeinlagen bei allen Instituten ausgesprochen. Sprich wenn der Staat für sämtliche Einlagen bei der SVB geradesteht, dann kann er kaum den Kunden der Bank XY erklären, dass das für sie nicht gilt, oder? Genau diese Tatsache hat einen größeren Bankenansturm auf die kleinen und mittleren Institute bislang verhindert.

Kein Grund zur Entwarnung

Bleibt die Frage, ob mit den Maßnahmen der Fed, des Finanzministeriums und der FDIC alles wieder in Butter und die Bankenkrise gelöst ist. Ich wäre mir da nicht so sicher. Ich weiß zwar nicht, wo als nächstes irgendwelche Probleme auftauchen könnten. Es würde mich aber sehr überraschen, wenn der Staat gleich mit den ersten Maßnahmen, sprich dem ersten Schuss, die Krise gelöst hätte. Ich kann mich nicht erinnern, dass ihm das bei den Rettungsaktionen für die Banken in den vergangenen Jahrzehnten jemals auf Anhieb gelungen wäre, und es gab etliche Bankenkrisen in den vergangenen Jahrzehnten.

Vielmehr werde ich in den nächsten Tagen die Entwicklung der Aktienkurse vieler kleiner und mittlerer US-Banken, aber auch großer Institute (der KBW Nasdaq Bank Index ist auf das niedrigste Niveau seit November 2020 eingebrochen!) weiter genau beobachten. Und natürlich auch die Entwicklung der Zinsen für zwei- und zehnjährige US-Anleihen. Denn wenn die Sorgen vor einer US-Bankenkrise zurückkehren sollten – und das könnte schneller passieren als vielen Investoren lieb ist –, dürften Investoren wieder in US-Anleihen flüchten, woraufhin die Zinsen erneut einbrechen würden.

Fed steckt in der Zwickmühle

Nun steckt die Fed allerdings in der Klemme. Wenn sie den Leitzins am nächsten Mittwoch tatsächlich um 25 Basispunkte auf 4,75 bis 5,0 Prozent anheben würde, würde sie die hochverschuldete Wirtschaft weiter belasten und gleichzeitig den Banken neue Probleme bescheren. Denn dann würden die unrealisierten Verluste bei Anleihen, sei es Staats- oder Hypothekenanleihen, wieder steigen.

Zur Erinnerung: laut der FDIC saßen die US-Banken Ende 2022 auf unrealisierten Verlusten von rund 620 Mrd. Dollar! Eine horrende Summe! Und das einzig und allein verursacht durch die massiven Zinserhöhungen der Fed!

Zuerst verursacht die Fed mit über viele Jahre hinweg viel zu viel billigem Geld eine riesige Schuldensause und anschließend verursacht die Fed mit aggressiven Zinserhöhungen eine Bankenkrise und höchstwahrscheinlich auch eine Rezession. Vielen Dank für jeden Boom- und Bust-Zyklus, für den du verantwortlich bist! Wahnsinn!

Wenn die Fed am nächsten Mittwoch den Leitzins aber nicht mehr anheben würde, würde sie zwangsläufig die Inflation weiter anheizen. Die Inflationsrate war zwar im Februar auf 6,0 Prozent zurückgegangen, nach 6,4 Prozent für Januar. Damit liegt die Rate nun zwar auf dem niedrigsten Niveau seit September 2021, allerdings noch meilenweit über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed. Wenn die Fed aber wählen muss zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Finanzstabilität, wird die Fed sich immer für letzteres entscheiden.

Umso besser wäre das allerdings für den Goldpreis. Wenn die Fed die hohe Inflation nicht mehr bekämpfen würde, und das für Abwärtsdruck auf US-Zinsen und US-Dollar sorgen würde, hätte im Gegenzug der Goldpreis umso mehr Aufwärtsdruck. Ich bin daher sehr gespannt, was die Fed am nächsten Mittwoch tun wird.

Warten auf EZB-Sitzung

Die EZB wird bereits am Donnerstag, 16. März vorlegen. Nach den Ankündigungen von der vorherigen Sitzung im März wird die EZB diesmal den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent und jenen für die Einlagenzinsen für die Banken ebenfalls um 50 Basispunkte auf 3,0 Prozent steigen. Dass man damit eine Inflationsrate von herben 8,5 Prozent nicht bekämpfen kann, sollte jedermann klar sein.

Aber die EZB hat keinerlei Interesse daran, beispielsweise den Zins für zehnjährige italienische Anleihen von zuletzt knapp 4,3 Prozent noch höher zu treiben. Dazu hat Italien mit 2,8 Billionen Euro viel zu hohe Schulden. Die vergangenen 10 Jahren haben klar gezeigt, dass für die EZB die Bekämpfung der Inflation keine Rolle spielt, vielmehr hat die EZB die Inflation durch jahrelanges massives Gelddrucken ständig stark angeheizt.

Umso wichtiger wird sein, was die EZB um ihre Chefin Christine Lagarde nach der Sitzung am Donnerstag für die nächste am 4. Mai in Aussicht stellt. In einem Umfeld, in dem die US-Bankenkrise jederzeit wieder hochkochen könnte, kann ich mir nicht vorstellen, dass die EZB überhaupt eine Zinserhöhung signalisieren könnte. Bis zur nächsten Sitzung sind 7 Wochen, in der Zeit kann eine Menge passieren, im positiven, wie im negativen Sinne.

Daher dürfte die EZB ankündigen, dass sie erst bei der nächsten Sitzung im Mai über eine mögliche Erhöhung entscheiden wird. Alles andere würde mich sehr überraschen und könnte zu Turbulenzen bei Zinsen, Euro-Dollar und DAX sorgen. Dann schauen wir mal, wie sich der Goldpreis entwickelt.

Kurzfristig könnte die EZB- und anschließend die Fed-Sitzung für deutliche Kursausschläge bei der Notierung des Edelmetalls sorgen. Die mittelfristigen Aussichten für das Edelmetall bleiben hervorragend. Denn in einem Umfeld, in dem die USA und viele Länder der Eurozone unter einem riesigen Schuldenberg ächzen, dürfte die „Lösung“ der Notenbanken eher früher als später zwangsläufig sehr niedrige Zinsen und die Rückkehr zum QE-Gelddrucken sein, was den Goldpreis beflügeln sollte. Daher macht es Sinn, die anhaltend günstigen Preise zu nutzen, um die eigenen Bestände an physischem Gold weiter klar aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.