Die Sorgen der Investoren bezüglich der US-Inflation haben zuletzt deutlich zugenommen. Umso wichtiger werden die nächsten Konjunkturdaten aus den USA und der Amtsantritt von Donald Trump.

Nachdem der S&P 500 am Montag, 6. Januar noch die Marke von 6.000 Punkten nach oben durchbrochen und sich damit den Rekordhochs genähert hatte, hat der Index in den darauffolgenden Tagen deutlich nachgegeben, ehe er sich zuletzt etwas erholt hat.

Grund für den zwischenzeitlichen Kursrutsch war, dass die Inflationssorgen der Investoren deutlich zugenommen hatten. Begonnen hatte es am Dienstag, 7. Januar, als die Preiskomponente des vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichten Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor von 58,2 auf 64,4 Punkte nach oben geschossen war und damit kräftigen Preisauftrieb signalisiert hatte.

Daraufhin waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen bis auf knapp 4,8 Prozent und damit in die Nähe des höchsten Niveaus seit Juli 2007 nach oben geschossen und hatten dabei auch den Dollar nach oben gezogen, womit der US-Aktienmarkt gleich von zwei Seiten aus Gegenwind hatte.

Denn bei steigenden US-Zinsen werden Anleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver, während gleichzeitig die künftigen Gewinne der US-Unternehmen stärker abdiskontiert werden. Und bei einem steigenden Dollar verschlechtern sich die Aussichten für die US-Unternehmen, weil deren Produkte im Ausland teurer werden.

Obwohl in dem Umfeld auch der Goldpreis von zwei Seiten aus Gegenwind hatte, hat der Preis kaum nachgegeben, sondern notierte fest bei rund 2.650 Dollar je Unze. Das war mehr als beeindruckend!

US-Zinsumfeld ist völlig anders als in anderen Zinssenkungszyklen

Den nächsten Tiefschlag für den US-Aktienmarkt gab es dann am Freitag, 10. Januar, als der US-Arbeitsmarktbericht viel besser war als erwartet. Laut den offiziellen Zahlen sollen im Dezember 256.000 Jobs geschaffen worden sein, das lag weit über den Schätzungen der Volkswirte von 165.000. Zugleich war das der stärkste Anstieg seit März.

Wieso die US-Arbeitsmarktdaten so stark waren, konnte zwar kein einziger Experte erklären, aber sei’s drum! Ich gehe davon aus, dass die Daten in den nächsten Monaten kräftig nach unten korrigiert werden.

Nachdem die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den Tagen vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts etwas nachgegeben hatten, waren sie am Freitag einmal mehr auf knapp 4,8 Prozent nach oben geschossen, woraufhin der S&P 500 deutlich nachgegeben hat.

Das Problem dabei: Seit dem Start des US-Zinssenkungszyklus am 18. September 2024 sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen – entgegen dem Ziel der Fed – nicht etwa deutlich gesunken, sondern um 100 Basispunkte (1 Prozentpunkt) gestiegen.

In den vergangenen 40 Jahren waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen rund vier Monate nach dem Start des Zinssenkungszyklus aber üblicherweise unverändert, meistens gab es in dem Zeitraum sogar einen Rückgang um 25 bis 50 Basispunkte und nur in sehr seltenen Fällen einen kleinen Anstieg.

Zwei Faktoren schüren Zinssorgen

Diesmal sorgen aber zwei Faktoren für kräftigen Zinsauftrieb: Einerseits hatte der Zinsanstieg gleich nach der ersten Zinssenkung der Fed vom 18. September begonnen, weil Investoren Sorge hatten, dass die Fed die Zinsen senkt, obwohl die Inflation auf einem erhöhten Niveau war, und mit den Zinssenkungen die Konjunktur angekurbelt wird, womit die Inflation angeheizt wird. Die Fed heizt also die Inflation wieder an, noch ehe die Fed die Inflation „besiegt“ hatte!

Andererseits befürchten viele Investoren – meiner Meinung nach völlig zu Recht – , dass die Politik des nächsten US-Präsidenten Donald Trump nach seinem Amtsantritt deutlich inflationär sein wird. Wenn Trump erhebliche Strafzölle auf die Produkte aus China, Kanada und Mexiko – und möglicherweise viele andere Länder – verhängen sollte, wovon ich ausgehe, und gleichzeitig die Steuern kräftig senken sollte, würde das die Inflation kräftig anheizen.

Gleichzeitig wissen Investoren, dass Trump einen schwachen Dollar will, um so die US-Exporte anzukurbeln. Ein Umfeld deutlich erhöhter Inflation bei gleichzeitig schwachem Dollar wäre ein hervorragendes Umfeld für Gold, besser geht es eigentlich gar nicht.

Das dämmert offenbar vielen Investoren, weshalb der Goldpreis mit aktuell 2.685 Dollar langsam aber sicher in Richtung 2.700 Dollar je Unze klettert. Wenn die Marke geknackt werden sollte, was sehr bald passieren könnte, sollte es zügig in Richtung des Rekordhochs von Ende Oktober bei rund 2.790 Dollar gehen.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 15. Januar um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im Dezember auf 2,9 Prozent gestiegen sein, nach 2,7 Prozent für November.

Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, bei 3,3 Prozent stagnieren. Je nachdem wie die Zahlen ausfallen, könnte das für deutliche Kursausschläge bei S&P 500 und DAX und auch beim Goldpreis sorgen.

Am Donnerstag folgen dann die Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen und am Freitag jene zu den US-Neubaubeginnen und der -Industrieproduktion. Auch bei diesen Zahlen hängt es davon ab, ob sie besser sein könnten als erwartet und damit Inflationssorgen schüren, oder ob schwächer als erwartete Zahlen die Inflationsängste dämpfen und damit für Auftrieb an den Aktienmärkten und bei Gold sorgen.

Am Montag, 20. Januar steht dann die Amtseinführung von Trump ganz oben auf der Agenda. Gleichzeitig ist Feiertag in den USA. Je nachdem, ob Trump – wie angekündigt – bereits am ersten Tag seiner Amtszeit etliche Erlasse mit Strafzöllen unterzeichnen sollte, könnte das für ein „Kursfeuerwerk“ an den Börsen sorgen, in Deutschland bereits am Montag, in den USA erst tags drauf am Dienstag.

Je nach Trumps Politik könnte die nächste Stufe der Rakete beim Goldpreis sehr bald zünden. Ich werde daher die Lage genau beobachten und halte Sie weiter auf dem Laufenden. Abgesehen von der kurzfristigen Entwicklung des Goldpreises halte ich es weiterhin für sehr sinnvoll, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.