Während DAX und Gold seit Jahresanfang kräftig gestiegen sind, kommen die US-Aktienmärkte nur langsam voran. Von umso größerer Bedeutung sind die US-Inflationsdaten am Donnerstag.

Viele Besitzer von DAX-Aktien sind in prächtiger Stimmung. Seit Jahresanfang ist der Index um 7,0 Prozent nach oben geschossen und notiert mit Kursen von rund 14.900 Punkten auf dem Niveau von Februar 2022. Hingegen hat der S&P 500 um lediglich 2,1 Prozent zugelegt.

Für Partylaune beim DAX hat vor allem der zwischenzeitliche Zinseinbruch gesorgt, nachdem einige Konjunkturdaten aus Deutschland und anderen Ländern der Eurozone, wie Frankreich, die Hoffnung geschürt haben, dass der Inflationsdruck in den nächsten Monaten deutlich nachlassen könnte. Daraufhin haben Investoren darauf gesetzt, dass die EZB in den nächsten Monaten die Zinsen vielleicht nicht so stark anheben könnte wie zuletzt erwartet.

So waren die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen, die Ende Dezember noch bei 2,56 Prozent gelegen waren, bis zum 6. Januar 2023 bis auf 2,19 Prozent eingebrochen, ehe sie sich auf etwas erholt haben. Der zwischenzeitliche Zinseinbruch ist eine enorme Bewegung, bedeutet das doch einen Rückgang um rund 150 Basispunkte (1,5 Prozentpunkte) auf einen Monat hochgerechnet! Die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen hatten zwischenzeitlich auch jene für zehnjährige US-Anleihen kräftig mit nach unten gezogen.

Davon haben allerdings die Aktien aus S&P 500 und Nasdaq nicht so sehr profitiert wie der DAX, weil die US-Indizes weiterhin sehr hoch bewertet sind und damit meiner Meinung nach keinerlei Kurspotenzial nach oben haben. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 bei herben 16,9 – und das, obwohl sich Investoren Sorgen vor einer schnell heraufziehenden US-Rezession und sogar einer weltweiten Rezession machen. Hingegen liegt das KGV des DAX bei „nur“ 12,0. Bei dieser Kennzahl wird der Börsenwert der Unternehmen aus dem Index durch deren erwartete Gewinne dividiert.

Sinkende US-Zinsen haben auch den Dollar mit nach unten gezogen. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind und ist bis auf 1.885 Dollar je Unze gestiegen. Damit notiert das Edelmetall am Acht-Monats-Hoch. Und das sollte noch längst nicht das Ende des Höhenflugs sein.

US-Rezession zieht schnell herauf

Dass eine US-Rezession mit großen Schritten heraufziehen dürfte, darauf deutet meiner Meinung nach der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor hin, den das Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht. Er ist im Dezember von 56,5 auf 49,6 Punkte kollabiert und lag damit meilenweit unter den Schätzungen der allzeit optimistischen Volkswirte von 55 Punkten. Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, was für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei Gold gesorgt hat.

Das war der größte Rückgang bei dem Index seit 2020, womit er zum ersten Mal seit Mai 2020 unter der 50er-Marke notiert und damit ein Schrumpfen des Sektors andeutet. Er macht rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA aus.

Nachdem der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, die ISM wenige Tage zuvor veröffentlicht hatte, sogar auf 48,4 Punke gesunken war und damit ebenfalls ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in dem Sektor anzeigt, kann es meiner Meinung nach keinen Zweifel geben, dass die US-Wirtschaft insgesamt auf Schrumpfkurs ist.

Fed treibt US-Wirtschaft absichtlich in eine Rezession

Dennoch betonen viele Fed-Mitglieder, wie deren Chef Jay Powell, andauernd, dass sie in den nächsten Monaten den Leitzins von aktuell 4,25 bis 4,50 Prozent um 75 Basispunkte bis auf 5,1 Prozent anheben wollen. Sollte die Fed ihre Ankündigungen tatsächlich in die Tat umsetzen – und ich gehe davon aus, die Fed will es zumindest versuchen -, droht der US-Wirtschaft mit ihren zahlreichen hochverschuldeten Verbrauchern und Unternehmen eine schwere Rezession.

Je länger die Fed aber ihren aktuellen Kurs fortsetzt, umso aggressiver muss sie später umschwenken, um einen völligen Kollaps der Wirtschaft zu verhindern und dazu die Leitzinsen aggressiv senken und meiner Meinung nach ein neues massives QE-Gelddruckprogramm auflegen. Bis dahin könnte es allerdings noch ein paar Monate dauern.

In der Zwischenzeit könnten aber immer neue Ankündigungen der Fed über mögliche weitere Erhöhungen der Leitzinsen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen – entgegen der Absicht der Fed – nach unten treiben, was auch den Dollar weiter mit nach unten ziehen würde. In dem Umfeld sollte sich der Anstieg des Goldpreises beschleunigen.

Ich habe im vergangenen Jahr zahllose Male gesagt und geschrieben, dass meiner Meinung nach die Fed durch einen Einbruch am Aktienmarkt die Wirtschaft in eine Rezession treiben will, um so die hohe Inflation zu bekämpfen. Dabei geht es um den sogenannten Vermögenseffekt. In den vergangenen Jahren hatte die Fed mit Nullzinsen und massiven QE-Gelddrucken die Kurse von Anleihen und Aktien und die Immobilienpreise in die Stratosphäre getrieben. Damit hat sich nach der Einschätzung der Fed die Stimmung der Verbraucher bzw. Investoren verbessert, woraufhin sie mehr konsumiert haben.

Mit den nun aber kräftig steigenden Leitzinsen will die Fed erreichen, dass sich die Spirale in die entgegengesetzte Richtung dreht. Mit dem Einbruch der Kurse von Anleihen und Aktien und dem Rückgang der Immobilienpreise soll erreicht werden, dass sich die Stimmung der Verbraucher bzw. Investoren verschlechtert und sie daraufhin weniger konsumieren, was die Inflation dämpfen würde.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Donnerstag, 12. Januar um 14.30 Uhr bekanntgegeben werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im Dezember auf 6,6 Prozent zurückgegangen sein, nach 7,1 Prozent für November. Gleichzeitig soll die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Verbraucherpreise, im Dezember auf 5,7 Prozent gesunken sein, nach 6,0 Prozent für November.

Sollten die Daten, gerade zur Kernrate, besser ausfallen als erwartet, könnte das einmal mehr für einen Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sorgen. Das könnte gerade den DAX einmal mehr deutlich beflügeln, während S&P 500 und Nasdaq weiterhin klar hinterherhinken sollten. Zudem dürfte ein Zinseinbruch auch den Dollar weiter mit nach unten ziehen, woraufhin der Goldpreis weiterhin von zwei Seiten Rückenwind hätte.

Die Aussichten für Gold sind glänzend und auch auf Euro-Basis ist die Notierung des Edelmetalls zusehends auf dem Weg nach oben. Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.