Die laut vielen Experten „wichtigste US-Wahl aller Zeiten“ liegt hinter uns. Umso gespannter warten Investoren auf die Entscheidung der Fed.

Die Würfel sind gefallen, alles sieht nach einem klaren Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl aus und an den Börsen herrscht Jubelstimmung. Schließlich dürften die Republikaner die Mehrheit sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus erobern, womit Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 durchregieren könnte.

Auf diese Aussicht hin schießt der DAX nach oben, während der S&P 500 vorbörslich deutlich zulegt. Investoren setzen darauf, dass Trump mit einer wirtschaftsfreundlichen Politik, Strafzöllen auf ausländische Produkte und kräftigem Schuldenmachen die US-Wirtschaft ankurbeln dürfte, was auch die Weltwirtschaft insgesamt beflügeln würde.

Allerdings würde eine derartige Politik die Inflation in den USA kräftig anheizen, weshalb die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben schießen, was wiederum den Dollar deutlich nach oben gedrückt hat.

Im Gegenzug hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten aus Gegenwind. Dass die Notierung des Edelmetalls allerdings um lediglich rund ein Prozent nachgegeben hat und damit bei rund 2.720 Dollar je Unze notiert, ist meiner Meinung nach ein hervorragendes Zeichen.

Ich bleibe weiterhin der Überzeugung, dass Trump nach seinem Amtsantritt massiven Druck auf Fed-Chef Jay Powell ausüben wird, damit er und seine Kollegen trotz der höchstwahrscheinlich steigenden Inflationsraten den Leitzins nicht etwa erhöhen, sondern vielmehr weiter senken werden. Nur so kann die US-Regierung die enormen Zinszahlungen für den riesigen Staatsschuldenberg von 35,9 Billionen weiter leisten.

Damit würde Trump die Fed auch offiziell zu dem machen, was sie eigentlich schon längst ist – eine Abteilung des Finanzministeriums. Die Fed ist vor allem dazu da, um sicherzustellen, dass der Staat so viele Schulden machen kann, wie die Regierung es für nötig hält. Und finanziert wird die Schuldensause durch die Notenpresse der Fed, womit Billionen von Dollar aus heißer Luft erschaffen werden.

Dass das die Inflation nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt anheizt, sollte jedermann klar sein.

Umso besser sind meiner Meinung nach aber die Aussichten für Gold für die nächsten Monate und Jahre. In einem Umfeld, in dem die Inflationsraten in den USA steigen und gleichzeitig die Zinsen sinken sollten, also der Realzins (Nominalzins minus Inflationsrate) sinkt und schlussendlich sogar negativ werden könnte (Nominalzins liegt unterhalb der Inflationsrate), sollte die Rekordfahrt beim Goldpreis klar weitergehen.

Warten auf Fed-Sitzung

Nun rückt die Fed-Sitzung am Donnerstag, 7. November ganz oben auf die Agenda der Investoren. Obwohl es zuletzt eine Reihe gemischter US-Konjunkturdaten gab, gehen viele Investoren davon aus, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 4,5 bis 4,75 Prozent senken wird. Denn die Fed richtet ihr Augenmerk immer weniger auf die anhaltend hohe Inflation, sondern schaut verstärkt auf den laut der Überzeugung der Fed zunehmend schwächelnden Arbeitsmarkt.

Dabei stagnierte die Kernrate des sogenannten PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, im September bei 2,7 Prozent und lag damit den 3. Monat in Folge auf diesem Niveau und somit weiterhin klar über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed und nicht etwa die offizielle Inflationsrate.

Allerdings war der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober viel schwächer als erwartet. Laut den offiziellen Daten sollen im Oktober lediglich 12.000 Jobs geschaffen worden sein, das lag meilenweit unter den Schätzungen der Volkswirte von 125.000. Allerdings waren die Zahlen durch Hurrikans sowie dem Streik beim Flugzeugbauer Boeing verzerrt. Zudem sind die Zahlen für die zwei Vormonate August und September um insgesamt 112.000 nach unten korrigiert worden.

Für umso mehr Aufsehen bei Investoren hat der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für den US-Dienstleistungssektor gesorgt. Im Oktober ist das Barometer von 54,9 auf 56,0 Punkte gestiegen ist, wohingegen Volkswirte einen Rückgang auf 53,5 Punkte vorhergesagt hatten.

Damit floriert dieser für die US-Wirtschaft so wichtige Sektor noch stärker, als Experten erwartet hatten. Vor diesem Hintergrund hat die „Notfall“-Zinssenkung der Fed vom 18. September um 50 Basispunkte keinen Sinn gemacht, aber sei’s drum.

Die Fed hat schon immer das getan, was sie wollte und was sie für richtig hielt. Die Behauptung, sie sei „datenabhängig“ halte ich für eine Erfindung, das sind Fake News!

Nachdem die Fed nach der September-Sitzung für Dezember einen Leitzinssatz von 4,25 bis 4,5 Prozent in Aussicht gestellt hatte, gehe dich davon aus, dass die Fed bei der Sitzung am 7. November eine weitere Senkung um 25 Basispunkte für die darauffolgende Sitzung am 18. Dezember ankündigen wird.

Von großer Bedeutung wird zudem sein, ob die Fed im nächsten Jahr auf dem Zinssenkungskurs bleibt, wenn der nächste US-Präsident weiter massiv Schulden machen sollte. Sollte die Fed die Zinssenkungen 2025 tatsächlich fortsetzen, wovon ich ausgehe, würde die Fed die Inflation umso stärker anheizen. Das wäre ein umso besseres Umfeld für Gold.

Deutsche Wirtschaft wächst überraschend

Etwas besser als erwartet ist es zuletzt der deutschen Wirtschaft ergangen. Sie soll im dritten Quartal um 0,2 Prozent gewachsen sein, hingegen hatten Volkswirte einen leichten Rückgang um 0,1 Prozent vorhergesagt. Ehrlich gestanden kann ich kaum glauben, dass Deutschlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal tatsächlich gewachsen sein soll, aber sei’s drum.

Allerdings ist der Rückgang für das zweite Quartal von 0,1 auf 0,3 Prozent nach unten korrigiert worden, das BIP war also deutlich stärker geschrumpft als erwartet. Mich würde es daher nicht überraschen, wenn auch die Zahlen für das dritte Quartal kräftig nach unten korrigiert würden.

Allerdings ist die Inflationsrate im Oktober auf 2,0 Prozent gestiegen und lag damit über den Erwartungen von 1,8 Prozent, nach 1,6 Prozent für September. Was ich viel schlimmer finde ist, dass die Verbraucherpreise im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent gestiegen sein, damit sind die Preise hierzulande höher als je zuvor. Somit verlieren Sie und ich jeden Monat weiter an Kaufkraft, nicht zuletzt „dank“ der EZB.

Nun warte ich gespannt auf das Ergebnis der Fed-Sitzung und Powells Signal für die Dezember-Sitzung. Wie immer sich der Goldpreis kurzfristig entwickeln mag, die mittel- und langfristigen Aussichten sind besser denn je. Daher ist es weiterhin ratsam, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken und sich so gegen den anhaltenden Wertverfall der Fiat-Währung Euro zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.