Die Euphorie an den Aktienmärkten über die besser als erwarteten US-Inflationsdaten währte nur kurz. Hingegen hat sich der Goldpreis in der Nähe des Fünfeinhalb-Monats-Hochs gehalten. Umso wichtiger wird die Fed-Sitzung am Mittwochabend, am Donnerstag folgt jene der EZB.

Viele Anleger hoffen, dass die Erholung bei S&P 500 und DAX in den nächsten Wochen weitergeht und es doch noch zu einem versöhnlichen Jahresabschluss kommt. Immerhin notiert der DAX trotz der Rally seit Anfang Oktober immer noch um knapp 10 Prozent unter dem Schlusskurs von 2021, beim S&P 500 steht sogar ein Minus von mehr als 15 Prozent zu Buche.

Für kurzen Rückenwind an den Märkten sorgten zuletzt die am Dienstag, 13. Dezember veröffentlichten US-Inflationsdaten, die besser ausgefallen sind als erwartet. So war die Inflationsrate im November auf 7,1 Prozent zurückgegangen, nach 7,7 Prozent für Oktober. Damit lag die Rate für November deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von 7,3 Prozent und gleichzeitig auf dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2021 (7,0 Prozent). Das zeigt, dass der Inflationsdruck in den USA stärker nachlässt als erwartet, wenngleich die Inflation immer noch hoch ist.

Gleichzeitig ist die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Verbraucherpreise, von Oktober auf November von 6,3 auf 6,0 Prozent zurückgegangen, was leicht unter den Erwartungen von 6,1 Prozent lag.

Nach der Veröffentlichung der Zahlen waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, weil die Daten die Hoffnung schüren, dass die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen vielleicht etwas weniger anheben wird als bislang erwartet. Im Gegenzug sind S&P 500, Nasdaq und DAX anfangs nach oben geschossen, haben anschließend allerdings einen Großteil der Gewinne wieder abgegeben. Offenbar wollten Investoren vor der Fed-Sitzung am Mittwoch, 14. Dezember keine allzu großen Risiken eingehen.

Ebenso wie die Aktienmärkte ist auch der Goldpreis anfangs nach oben geschossen, hat aber anschließend einen Großteil seiner Gewinne verteidigt. Völlig zu Recht wie ich meine, denn die einbrechenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen haben auch den Dollar mit nach unten gerissen, woraufhin der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind hatte. Damit notiert das Edelmetall mit rund 1.810 Dollar je Unze in der Nähe des Fünfeinhalb-Monats-Hochs.

Fed-Sitzung steht ganz oben auf der Agenda

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed die Leitzinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf 4,25 bis 4,5 Prozent anheben dürfte. Viel wichtiger für Anleger ist, wo die Zinsprognose der Fed für Ende 2023 liegen wird, die Investoren quasi als Signal für die sogenannte Terminal Rate, also den Höhepunkt bei den Zinsen in diesem Zyklus, betrachten.

Nach den US-Inflationsdaten ist die Terminal Rate für Mitte 2023 auf 4,85 Prozent eingebrochen. Sollte die Zinsprognose der Fed für Ende 2023 also bei 4,9 Prozent liegen, wovon ich ausgehe, dürfte das für Erleichterung bei vielen Investoren sorgen. Sie dürften davon ausgehen, dass die Fed die Leitzinsen im Februar und März 2023 um jeweils lediglich 25 Basispunkte anheben dürfte, womit das Ende in diesem Zinszyklus erreicht sein wird.

Während Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen signalisieren, dass sie die Zinsen bis Ende 2023 auf dem Niveau belassen wollen, wetten Investoren darauf, dass die Fed die Zinsen im 2. Halbjahr um rund 50 Basispunkte senken wird, weil die US-Wirtschaft 2023 in eine Rezession abrutschen dürfte. Sollte Powell auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung nichts Überraschendes sagen, wovon ich ausgehe, sollten vor dem obigen Hintergrund die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen auf Talfahrt bleiben, was auch den Dollar belasten würde. Das sollte die Aktienmärkte ebenso wie den Goldpreis beflügeln.

Party an den Aktienmärkten kommt Anfang 2023 auf den Prüfstand

Allerdings gehe ich davon aus, dass die Party an den Aktienmärkten Anfang 2023 schnell auslaufen wird, weil die Rezessionssorgen der Investoren mit voller Wucht zurückkehren dürften. Dann dürften sich die Investoren verstärkt Sorgen machen, dass im Fall einer Rezession in den USA und der Weltwirtschaft die Gewinne der Unternehmen aus S&P 500, Nasdaq und DAX kollabieren dürften. In dem Szenario sollten auch die Indizes wieder deutlich nach unten drehen.

Hingegen sollte das Umfeld für Gold zusehends besser werden. Denn wenn die Fed erst einmal mit kräftigen Zinssenkungen beginnen sollte und alsbald zu einer neuen Runde massiven QE-Gelddruckens zurückkehren sollte, dürfte der Goldpreis kräftig Auftrieb bekommen und zügig in Richtung des Rekordhochs vom März 2022 bei rund 2.075 Dollar je Unze laufen. Zumal viele andere Notenbanken, gerade die EZB, dem „Vorbild“ der Fed folgen dürften und ebenfalls eine neue Runde massiven QE-Gelddruckens starten dürften.

Warten auf EZB-Sitzung

Erst einmal steht allerdings die EZB-Sitzung am 15. Dezember 2022 im Fokus. Investoren gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 2,5 Prozent anheben dürfte, zudem dürften die Einlagenzinsen für die Banken ebenfalls um 50 Basispunkte auf 2,0 Prozent angehoben werden. Mit mickrigen Zinsen von 2,5 Prozent wird die Inflation von horrenden 10 Prozent allerdings in keiner Weise bekämpft, in keiner Weise!

Im Fokus steht zudem, wann die EZB eventuell mit dem Abbau der Anleihen aus dem „alten“ und 3,3 Billionen schweren APP-Programm beginnen wird, also wann ein Teil des Geldes aus den alten Anleihen nicht mehr in neue reinvestiert wird. Die EZB versucht das Startdatum soweit wie möglich nach hinten zu schieben, schließlich will die Notenbank die Zinsen für die hochverschuldeten Länder wie Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland und Portugal nicht nach oben drücken.

Möglicherweise startet die EZB daher erst im Februar – die darauffolgende Sitzung ist am 2. Februar 2023 – oder noch später. Und wie hoch könnte das monatliche Abbauvolumen sein? Na, so klein wie nur irgendwie möglich.

Nachdem die EZB beispielsweise zwischen April 2016 und März 2017 für netto 80 Mrd. Euro pro Monat Anleihen gekauft hatte, um die Zinsen künstlich stark in den Keller zu drücken, dürfte der Abbau viel, viel kleiner ausfallen. Vielleicht um mickrige 10 oder 15 Mrd. Euro pro Monat. Wie gesagt: die EZB will die Zinsen für die hochverschuldeten Ländern unten halten, koste es was es wolle! Nur um das geht es, und um sonst nichts. Den Preis dafür zahlen alle Einwohner der Euro-Zone mit einer horrenden Inflationsrate von 10 Prozent!

Gold bleibt unentbehrlich

Anleger sollten allerdings nicht vergessen, dass es noch ein weiteres Anleihenkaufprogramm gibt. Gleichzeitig sollen die Anleihen aus dem 1,7 Billionen Euro schweren Pandemie-Notfallkaufprogrammm PEPP die EZB erfindet für die Käufe der ganzen Schrottanleihen immer so „tolle“ Namen – noch bis mindestens Ende 2024 reinvestiert werden. Den Grund dafür kennen Sie genau so gut wie ich!

Damit heizt die EZB die Inflation weiter an und verringert Ihre und meine Kaufkraft jeden Tag und das noch auf die nächsten Jahre hinaus. Umso unentbehrlicher ist es, physisches Gold zu besitzen. Es ist seit Jahresanfang auf Euro-Basis um 6,1 Prozent gestiegen und hat damit einen wichtigen Teil der Inflation abgefedert. Viele Experten sagen vorher, dass die Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2023 trotz Strom- und Gaspreisbremse auf „nur“ 6,5 Prozent zurückgehen wird. Umso wichtiger wird es sein, sich gegen diesen kräftigen Kaufkraftverlust mit Gold zu schützen.

Meiner Meinung nach sind die Aussichten für Gold besser denn je. Das sollte vielen Investoren spätestens im Frühjahr 2023 klar werden, wenn die Signale für kräftige Zinssenkungen in den USA deutlicher werden dürften. Umso sinnvoller ist, es die Bestände an physischem Gold jetzt weiter aufzustocken. Außerdem eignet es sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk für die Lieben! Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Vorweihnachtszeit.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.