Gemessen an den vorherigen Ankündigungen von EZB-Chefin Christine Lagarde waren die Ergebnisse der Sitzung geradezu langweilig. Umso mehr rückt die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch in den Fokus der Anleger. Das dürfte für neue Impulse beim Goldpreis sorgen.

Zum Start in die neue Handelswoche erholt sich der Goldpreis etwas und notiert bei rund 1.810 US-Dollar je Unze. Für ein wenig Rückenwind sorgt der Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,23 %, womit sich die Zinsen zügig den Fünf-Monats-Tiefs nähern. Gleichzeitig gibt es nur wenig Bewegung beim US-Dollar, dem zweiten wichtigen Einflussfaktor auf den Goldpreis.

Für wenig Impulse beim US-Dollar und damit bei der Notierung des Edelmetalls hatte die EZB-Sitzung vom Donnerstag, 22. Juli gesorgt. Nachdem die EZB zuletzt überraschend die Ergebnisse ihrer Strategieüberprüfung bekanntgegeben hatte und dabei ihr Inflationsziel von „unter, aber nahe 2 Prozent“ auf „mittelfristig 2 Prozent“ geändert hatte, will die Notenbank die Notenpressen weiterhin auf Hochtouren laufen lassen, um ihr Inflationsziel schnellstmöglich und nachhaltig zu erreichen. Das kann ich ebenso wie die Verbraucher und die Sparer in Deutschland nur als Drohung auffassen, denn die EZB will unsere Kaufkraft schnellstmöglich und nachhaltig verringern.

EZB kann Gelddrucken nicht drosseln

Dabei will die EZB weiterhin massiv Anleihen im Rahmen des Pandemie-Notfallaufkaufprogramms PEPP kaufen, im Juni summierten sich die Nettokäufe auf 80,2 Mrd. Euro. Hinzu kommen Nettokäufe von 20 Mrd. Euro im Rahmen des „alten“ APP (Asset Purchase Programms). Damit druckt die EZB weiterhin netto rund 100 Mrd. Euro pro Monat – das sind horrende 1,2 Billionen Euro aufs Jahr hochgerechnet, geschaffen aus heißer Luft!

Der Grund dafür sollte jedermann klar sein: die anhaltende Schuldensause bei vielen Ländern der Euro-Zone, gerade bei den hochverschuldeten, wie Italien, Spanien und Griechenland am Laufen halten. Daher warte ich gespannt auf den September, wenn die EZB einmal mehr eine Verlängerung sowie eine Aufstockung des Gelddruckens ankündigen dürfte, sei es über das PEPP oder in Form eines neuen Programms, für das die EZB bestimmt einen „tollen“ Namen finden wird.

Warten auf Fed-Sitzung

Im Gegensatz zur EZB hat die Fed zuletzt mit der Diskussion über eine mögliche Drosselung des QE-Anleihenkaufprogramms („Tapering“) begonnen. Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen tun so, als ob sie wegen der stark gestiegenen Inflation die Käufe drosseln möchten. Ich bin hingegen völlig anderer Meinung: meiner Meinung nach will die US-Notenbank das tun, um für etwas steigende Zinsen zu sorgen und so zu verhindern, dass die größten Blasen aller Zeiten am Aktien- und Immobilienmarkt immer weiter aufgepumpt werden.

Das Problem dabei: Mit der Spekulation über das „Tapering“ treibt die Fed die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nicht etwa nach oben, sondern nach unten, weil die Fed künftig weniger Liquidität in die Märkte pumpen würde als bisher und das zu einem Zeitpunkt, zu dem viele US-Konjunkturdaten ohnehin reihenweise schwächer sind als erwartet. Durch sinkende Zinsen würde die gigantische Blase am Aktienmarkt aber wie schon in den vergangenen Jahren weiter aufgepumpt werden.

Zuletzt lagen zum Beispiel die Verkäufe bestehender Häuser unter den Vorhersagen der Volkswirte. Zudem ist der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor, den die englische Researchfirma IHS Markit veröffentlicht, überraschend eingebrochen. Die Folge: Der Citigroup Economic Surprise Index für die USA ist zuletzt in die Nähe des 13-Monats-Tiefs gesunken. Der Index spiegelt wider, ob die US-Konjunkturdaten besser oder schwächer sind als Volkswirte vorhergesagt hatten. Ob das der richtige Zeitpunkt für das „Tapering“ ist? Zumal die Aufstockung des Arbeitslosengeldes um 300 US-Dollar pro Woche, also quasi die Verdoppelung der Arbeitslosenunterstützung, im September ausläuft, woraufhin viele bisherige Erwerbslose deutlich auf die Ausgabenbremse treten dürften. Das wird der US-Wirtschaft gar nicht gut bekommen, weshalb die Zinsen in den vergangenen Monaten eingebrochen sind.

US-Zinsen im Auge behalten

Meiner Meinung nach wird Powell bei der Sitzung am kommenden Mittwoch absolut nichts überraschendes ankündigen, sondern einmal mehr die Spekulation über das „Tapering“ anheizen. Umso wichtiger wird es sein, dann auf die Reaktion der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zu schauen. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Zinsen auf derartige Aussagen hin deutlich nach unten drehen würden, was den Goldpreis stützen sollte.

Von großer Bedeutung wird dann die Reaktion des US-Dollars sein. Sollten Investoren wegen zunehmender Konjunktursorgen in den sicheren Hafen US-Dollar flüchten, würde das etwas Gegenwind für den Goldpreis bedeuten. Dennoch sollte der Effekt aus sinkenden Zinsen überwiegen und sich damit der Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten deutlich erholen. Daher ist jetzt die Zeit, um die günstigen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.