Der DAX hat zuletzt deutlich mehr nachgegeben als der S&P 500. Für deren weitere Entwicklung und jene des Goldpreises dürften die US-Inflationsdaten am Donnerstag umso wichtiger werden.
Bemerkenswert schwach zeigt sich der DAX seit Anfang August: nachdem der Index noch Ende Juli auf ein Rekordhoch gestiegen war, war der DAX in den vergangenen Tagen deutlich im Rückwärtsgang. Dabei startet der Index plötzlich jeweils mit einem Kursrückgang in den Handelstag und tut sich im Gegensatz zu den vergangenen Monaten nun im Laufe des Tages häufig schwer, die Verluste wettzumachen.
Dabei haben eine Reihe von Faktoren den hiesigen Aktienmarkt zuletzt belastet. Zuerst hatte die Ratingagentur Fitch das Rating für die USA vom Top-Rating AAA um eine Stufe auf AA+ abgestuft und das mit einer Verschlechterung der Schuldensituation begründet. Anschließend hatte das US-Finanzministerium angekündigt, dass es im laufenden Quartal deutlich mehr Schulden machen will als bislang angekündigt.
Während die Abstufung des US-Ratings nur kurz die Aktienmärkte belastet hatte, hatten die neuen Pläne des US-Finanzministeriums für umso mehr Verkaufsdruck gesorgt. Dabei sollte es doch eigentlich niemanden überraschen, dass die US-Regierung nach der Aufhebung der US-Schuldengrenze nun umso mehr Schulden macht, um den Kassenbestand kräftig aufzustocken, oder?
Dennoch waren nach der Ankündigung des Ministeriums die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen, womit S&P 500, Nasdaq und DAX deutlich unter Druck gekommen sind. Zudem haben die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben gezogen. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Gegenwind und war ebenfalls unter Abgabedruck.
Enttäuschende Ausblicke von Apple und Infineon
Anschließend gab es nur gemischte Zahlen von den führenden US-Tech-Unternehmen. Während Amazon mit guten Ergebnissen und einer starken Prognose Investoren euphorisiert hat, hatte Apple nur Zahlen im Rahmen der Erwartungen, wohingegen der Ausblick für Verunsicherung bei Investoren gesorgt hat und die Aktie daraufhin eingebrochen ist. Das hat S&P 500, Nasdaq und DAX belastet.
Hierzulande hat der Chiphersteller Infineon mit der Prognose Anleger enttäuscht, woraufhin die Aktie nach unten gerauscht ist. Zudem gab es schwache Konjunkturdaten aus China zu Im- und Exporten, was Sorgen um eine Schwäche der Konjunktur in China und der Weltwirtschaft geschürt hat. Das sind schlechte Nachrichten gerade für den DAX mit seinen zahlreichen Zyklikern, also konjunkturabhängigen Unternehmen.
Und wenn diese schlechten Nachrichten nicht schon genug gewesen wären, hat Italien zuletzt eine „Übergewinn“-Steuer für die Banken angekündigt, was nicht nur die Aktien der dortigen Institute, sondern auch jene aus anderen Euro-Ländern belastet hat.
Zudem hat die Ratingagentur Moody’s das Anleihe-Rating für 10 kleine und mittlere US-Institute abgestuft und außerdem dem Rating von 11 anderen Instituten einen „negativen“ Ausblick verpasst, weshalb auch diesen Banken eine Abstufung droht. Grund für die Maßnahmen sind laut Moody’s steigende Zinsbelastungen für die Institute, während deren Einnahmen unter Druck seien. Zudem würden die Risiken bei Krediten für Gewerbeimmobilien zunehmen.
In dem Umfeld ist der Goldpreis zuletzt auf rund 1.925 Dollar je Unze gesunken und nimmt damit zusehends die Fünf-Monats-Tiefs ins Visier.
Warten auf US-Inflationsdaten
Umso wichtiger werden die US-Inflationsdaten, sowohl für die Entwicklung der Aktienmärkte als auch des Goldpreises. Die Zahlen werden am Donnerstag, 10. August um 14.30 Uhr (deutscher Zeit) veröffentlicht.
Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im Juli auf 3,3 Prozent gestiegen sein, nach 3,0 Prozent für Juni. Hingegen soll die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, bei 4,8 Prozent stagnieren. Das zeigt, dass es weiterhin enormen Inflationsdruck in den USA gibt.
Sollten die Inflationsdaten besser ausfallen als erwartet, gerade bei der Kernrate, könnten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zumindest kurz einknicken und damit den Dollar mit nach unten ziehen. In dem Szenario sollten sowohl die Aktienmärkte als auch der Goldpreis zumindest kurzfristig zulegen.
Auf die US-Zinsen kommt es an
Das Spannende wird sein zu beobachten, wie sich die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden. Im Gegensatz zu vielen „Experten“, die immer von der „starken US-Wirtschaft“ reden, bin ich weiterhin der Überzeugung, dass die US-Wirtschaft schwach ist und zügig auf eine Rezession zusteuern dürfte. Ich möchte dabei nur an etliche schwache Einkaufsmanagerindizes, oder den Kollaps der Frühindikatoren des Conference Boards erinnern.
In dem Umfeld müssten eigentlich die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach unten rauschen, was auch den Dollar belasten dürfte, womit der Goldpreis Rückenwind hätte. Noch fokussieren sich die Investoren allerdings auf die Schuldensause des US-Finanzministeriums. Dabei muss es Investoren höhere Zinsen bieten, damit sie die gewaltige Anleiheschwemme überhaupt kaufen.
Ich bin gespannt was dazu führen könnte, dass entgegen der Erwartung vieler Investoren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten nicht etwa weiter steigen, sondern vielmehr deutlich nach unten drehen könnten. Dann schauen wir mal, wie es in dem Umfeld an den Aktienmärkten und bei Gold weitergeht.
Ich schreibe es Ihnen ganz offen: Kurzfristig könnte sich der Rückgang des Goldpreises noch etwas ausweiten, je nachdem wie es bei US-Zinsen und Dollar weitergeht. Wenn sich allerdings die Lage bei dem Edelmetall beruhigt hat, dürfte es sich lohnen, die meiner Meinung nach weiterhin günstigen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold deutlich aufzustocken.