Zuletzt haben Anleger überraschend gute US-Daten gefeiert, hingegen schwache umso schneller abgehakt. Gerade vom US-Arbeitsmarktbericht könnte es daher abhängen, wie es kurzfristig bei US-Zinsen und Dollar und damit beim Goldpreis weitergeht.

Einige der jüngsten US-Konjunkturdaten haben für Erleichterung bei vielen Investoren gesorgt, scheint es doch der Wirtschaft etwas besser zu gehen, als viele von ihnen befürchtet hatten. So war die US-Wirtschaft im ersten Quartal überraschend stark gewachsen, nämlich um annualisiert 2,0 Prozent, statt der von Volkswirten vorhergesagten 1,4 Prozent. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Die überraschend guten Zahlen hatten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, den Dollar, sowie den US-Aktienmarkt nach oben getrieben. Hingegen war der Goldpreis von zwei Seiten unter Druck und hatte anfangs etwas nachgegeben.

Einkaufsmanagerindex für US-Industrie schürt Rezessionssorgen

Umso mehr hat der am Montag, 3. Juli vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte viel beachtete Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie für Kopfzerbrechen bei Anlegern gesorgt. Er war im Juni von 46,9 auf 46,0 Punkte gesunken, und lag damit deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte, die eine leichte Erholung auf 47,3 Prozent vorhergesagt hatten. Woher der Optimismus der Volkswirte kommt, bleibt für immer deren Geheimnis!

Damit lag der Index den 8. Monat in Folge unterhalb der 50er-Marke und signalisiert damit jeweils einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in der US-Industrie. Besonders bedenklich war zudem, dass die Komponente mit den Auftragseingängen aus dem Ausland, die üblicherweise ein hervorragender Frühindikator für den Index insgesamt ist, im Juni von 50,0 auf 47,3 Punkte eingebrochen ist.

Komischerweise waren nach der Veröffentlichung des schwachen Einkaufsmanagerindex die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nur kurz gesunken und sind anschließend umso stärker nach oben gedreht. Letzteres hat absolut keinen Sinn gemacht. Umso bemerkenswerter war es, dass der Goldpreis nach einem kurzen Rückgang ebenfalls wieder nach oben gedreht ist und mit aktuell rund 1.925 Dollar knapp über dem Dreieinhalb-Monats-Tief liegt.

Was treibt die US-Zinsen nach oben?

Wie ich in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt geschrieben habe, ist der Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen meiner Meinung nach vor allem auf die kräftige Schuldenaufnahme des US-Finanzministeriums zurückzuführen, nachdem zuletzt die Schuldenobergrenze ausgesetzt worden war. Schließlich muss man den institutionellen Investoren mehr Zinsen bieten, damit sie das hohe Anleihenvolumen kaufen.

Meiner Meinung nach interpretieren viele Investoren diesen Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen als positives Signal für die US-Wirtschaft und kaufen in dem Umfeld Aktien nach dem Motto: Wenn die US-Konjunktur besser läuft als erwartet, dann sind auch die Gewinnperspektiven der Unternehmen aus dem S&P500 besser als erwartet. Diese Einschätzung dürfte sich allerdings in den nächsten Monaten als gefährlicher Trugschluss herausstellen, denn dann dürften viele US-Daten richtig nach unten rauschen.

Dass in dem Umfeld zuletzt viele Konjunkturdaten aus Deutschland die Sorge vor einer anhaltenden Rezession hierzulande geschürt haben, sollte niemanden überraschen. Zudem war die Inflationsrate im Juni von 6,1 auf 6,4 Prozent gestiegen. Das lag allerdings vor allem an Sondereffekten aus dem Vorjahr, wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket.

Warten auf Fed-Protokoll und US-Arbeitsmarktbericht

Umso gespannter warten Investoren auf das Fed-Protokoll, das am Mittwochabend 5. Juli veröffentlicht wird. Darin sollte stehen, dass die Fed-Mitglieder bis zum Jahresende die Leitzinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) gegenüber dem aktuellen Niveau von 5,0 bis 5,25 Prozent anheben wollen. Und dass die Zinsen erst einmal auf dem erhöhten Niveau bleiben und nicht schnell gesenkt werden sollen. Zuletzt hatte Fed-Chef Jay Powell betont, dass eine Entscheidung für die nächste Sitzung am 26. Juli noch nicht gefallen sei, also ob zu dem Zeitpunkt der nächste Schritt nach oben erfolgen soll.

Tags darauf am Donnerstag schauen Anleger dann auf eine Reihe wichtiger US-Daten, wie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, den Einkaufsmanagerindex von ISM für den Dienstleistungssektor, sowie die Zahl der neugeschaffenen Stellen. Sollten einige dieser wichtigen Zahlen überraschend stark ausfallen, könnte das die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen noch weiter nach oben treiben, was leider den Goldpreis belasten dürfte. Umso mehr hoffe ich als Gold-Fan, dass die Daten schwächer sein werden als erwartet, gerade der wichtige Index für den Dienstleistungssektor.

Am Freitag, 7. Juli kommt dann der sehr wichtige US-Arbeitsmarktbericht. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im Juni 213.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 339.00 für Mai. Zudem soll die Arbeitslosenquote stabil bleiben bei sehr niedrigen 3,7 Prozent. Derartige Zahlen für Juni würden signalisieren, dass der Arbeitsmarkt weiter brummt.

Ich hatte aber zuletzt im vergangenen Monat aufgezeigt, dass der Arbeitsmarkt bei weitem nicht so stark ist, wie die Zahlen auf den ersten Blick vermuten lassen. Das können Sie in dem Beitrag „Vor dem Hintergrund eines zunehmenden US-Rezessionsrisikos warten Investoren auf Fed-Sitzung“ nachlesen.

Je nach der Entwicklung der US-Zinsen und des Dollar könnte der Goldpreis zwar kurzfristig noch etwas unter Druck sein. Lassen Sie sich davon aber bitte nicht verunsichern, denn die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall bleiben glänzend.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.