Nach dem Attentat auf Donald Trump beherrscht der „Trump-Trade“ das Geschehen an den Börsen. Zudem rückt die EZB-Sitzung in den Fokus der Investoren.

Das Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump war in den vergangenen Tagen das Top-Thema in den Medien. Trump war am Samstag, 13. Juli bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania angeschossen worden.

Nach dem Attentat haben sich Trumps ohnehin guten Chancen auf einen möglichen Wahlsieg bei der Wahl am 5. November weiter deutlich verbessert. Ich gehe davon aus, dass Trump nicht nur einen haushohen Sieg erringen wird, sondern dass gleichzeitig seine Republikaner klare Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus erobern werden.

Entsprechend läuft der sogenannte „Trump-Trade“ an den Börsen. Investoren gehen davon aus, dass die neue Regierung unter Trump nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 noch viel mehr Schulden machen dürfte als die derzeitige unter Joe Biden.

Zur Erinnerung: Laut dem Haushaltsausschuss des Kongresses soll das Haushaltsdefizit im per September endenden Fiskaljahr 2023/24 von 1,7 Billionen Dollar auf herbe 1,9 Billionen Dollar steigen, und damit bei 6,7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung liegen. Üblicherweise ist die Quote nur in Rezessions- oder Kriegszeiten derart hoch.

Wegen der Sorgen um eine Ausweitung der Schuldensause unter Trump waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen am Montag, 15. Juli kurz nach oben geschossen, ehe die Zinsen aufgrund der zunehmend schlechter werdenden US-Konjunkturdaten und damit der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen die Talfahrt fortgesetzt haben.

In dem Umfeld ist nicht nur die Rekordfahrt am US-Aktienmarkt weitergegangen, vielmehr ist auch der Goldpreis auf neue Rekordhochs nach oben geschossen und notiert aktuell bei knapp über 2.470 Dollar je Unze. Das ist ein Anstieg um knapp 20 Prozent seit Jahresanfang!

Völlig zu Recht, denn wenn die Dollar-Schwemme unter Trump noch größer werden sollte, als sie derzeit ohnehin schon ist, verliert der Greenback immer mehr an Wert. Genau das spiegelt die Rekordfahrt beim Goldpreis wider und das Ende der Fahnenstange sollte daher noch längst nicht erreicht sein.

US-Inflationsdaten etwas besser als erwartet

Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf die US-Zinsen – und damit für Aufwärtsdruck auf den Goldpreis – haben die besser als erwarteten US-Inflationsdaten gesorgt, die am Donnerstag, 11. Juli veröffentlicht worden waren.

So war die Inflationsrate im Juni deutlich zurückgegangen auf 3,0 Prozent und lag damit leicht unter den Schätzungen der Volkswirte von 3,1 Prozent, nach 3,3 Prozent für Mai.

Zudem ist die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel- und Energie bereinigte Inflationsrate, im Juni auf 3,3 Prozent zurückgegangen, wohingegen Volkswirte einen leichten Anstieg auf 3,5 Prozent vorhergesagt hatten, nach 3,4 Prozent für Mai.

Nach der Vorlage der Inflationsdaten waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen eingebrochen, während gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung bei der übernächsten Fed-Sitzung am 18. September nach oben geschossen ist. Das hat die Aktienmärkte und den Goldpreis beflügelt.

Japan interveniert am Währungsmarkt

Für zusätzlichen Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgt, dass der Dollar in den vergangenen Tagen unter Druck war, nachdem die japanische Notenbank und das Finanzministerium die überraschend guten US-Inflationsdaten genutzt hatten, um massiv Dollar zu verkaufen und damit den zuvor kollabierenden Yen zu stützen.

In den Folgetagen dürften die Japaner erneut am Währungsmarkt interveniert haben, war der Dollar doch auch tags drauf am Freitag erneut eingebrochen, ohne dass es irgendwelche Nachrichten gab, die das hätten erklären können.

Die Folge: Der Dollar Index hat zuletzt deutlich nachgegeben und notiert damit in der Nähe des Vier-Monats-Tiefs. Der Index spiegelt die Entwicklung des Dollar gegenüber sechs wichtigen Währungen wider, allen voran dem Euro.

Warten auf EZB-Sitzung

Nun rückt die EZB-Sitzung am Donnerstag ganz oben auf die Agenda der Investoren. Um 14.15 Uhr gibt die EZB die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt, um 14.45 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde.

Nachdem die Notenbank bei der Sitzung im Juni die Zinsen gesenkt hatte, gehen viele Investoren davon aus, dass die Zinsen diesmal unverändert bleiben, der Leitzins bei 4,25 Prozent und der Einlagenzins für die Banken bei 3,75 Prozent.

Entscheidend wird daher sein, was die EZB für die darauffolgende Sitzung am 12. September signalisieren wird. Viele Experten gehen davon aus, dass die Notenbank kein klares Signal senden wird, nachdem die Inflation in der Eurozone weiterhin hartnäckig ist. Im Juni war sie leicht gestiegen von 2,5 auf 2,6 Prozent und war damit auf einem erhöhten Niveau geblieben.

Zudem liegt die Inflationsrate weiterhin klar über dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB. Es sieht also vor, dass der Euro jedes Jahr um 2 Prozent an Kaufkraft verliert – welcher Irrwitz!

Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn Lagarde eine mögliche Zinssenkung für die September-Sitzung signalisieren würde. Schließlich ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass die Fed bei ihrer Sitzung am 18. September den Leitzins um 25 Basispunkte auf dann 5,00 bis 5,25 Prozent senken dürfte.

Sollte die EZB wenige Tage vorher die Zinsen nicht senken, würde das für Aufwärtsdruck auf den Euro gegenüber dem Dollar sorgen. Das ist das Letzte, was die EZB vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur in der Eurozone haben möchte, schließlich verschlechtern sich bei einem steigenden Euro die Exportchancen der hiesigen Firmen in die USA, weil Produkte aus der Eurozone teurer werden.

Mit dieser Argumentation hätte die EZB eine hervorragende Ausrede, um die Zinsen erneut zu senken. Wie geschrieben ist das für mich allerdings nur eine Ausrede!

Stattdessen sollte die EZB meiner Meinung nach die Zinsen lieber unverändert lassen, um die erhöhte Inflation zu bekämpfen. Das war allerdings noch nie die Absicht der EZB, sie hatte vielmehr immer die Absicht, die Inflation möglichst stark anzuheizen.

Rekordfahrt bei Gold sollte weitergehen

Wie ich in den vergangenen Monaten zahllose Male geschrieben habe, bleiben die Aussichten für Gold hervorragend. Denn die Schuldensause in den USA dürften in den nächsten Jahren unter Trump noch viel schlimmer werden als bislang unter Biden, woraufhin der Verfall des Dollar immer weiter gehen sollte. Im Gegenzug sollte die Rekordfahrt beim Goldpreis klar weitergehen.

In der Eurozone sieht die Lage ähnlich bescheiden aus, denn die EZB wird meiner Meinung nach alles in ihrer Macht stehende tun, um eine Aufwertung des Euro gegenüber der Fiat-Währung Dollar zu verhindern. Das heißt schon bald wieder sehr niedrige Zinsen in der Eurozone und einen anhaltenden Verfall des Euro. Die Kaufkraft des Euro wird damit von Tag zu Tag geringer und genau das ist die Politik der EZB!

Gegen diesen Irrwitz der Politik in den USA und der Geldpolitik der EZB sollte man sich meiner Meinung nach dringend mit Gold schützen. Umso wichtiger ist es, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.