Während die Aktienmärkte zuletzt die vorherige Rekordfahrt verdaut haben, ist der Goldpreis auf neue Spitzenwerte geklettert. Umso wichtiger werden die nächsten Termine.

Droht ein größerer Kursrückgang an den Aktienmärkten? Das dürften sich etliche Anleger fragen, nachdem S&P 500 und DAX zuletzt etwas nachgegeben haben, womit die Indizes knapp unter ihren Rekordhochs notieren.

Für Verunsicherung bei Investoren hat gerade die Berg- und Talfahrt bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen gesorgt. Dabei hatten die Aktienmärkte den überraschend guten US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag, 5. April gut weggesteckt.

Demnach sind in den USA im März 303.000 Jobs geschaffen worden, das lag weit über dem Konsens der Volkswirte von 200.000. Derartige Zahlen deuten daraufhin, dass der US-Arbeitsmarkt ordentlich brummt. Obwohl die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts deutlich gestiegen waren, haben sich die Aktienmärkte erholt.

Bemerkenswerterweise hat der Goldpreis trotz der gestiegenen Zinsen die Rekordfahrt fortgesetzt. Dabei war zudem der Dollar kurz geklettert, womit die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite aus Gegenwind hatte.

Zum Start in die neue Handelswoche ist der Höhenflug des Goldpreises nahtlos weitergegangen. Für Rückenwind hat gesorgt, dass die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach dem anfänglichen Anstieg deutlich nachgegeben haben.

Damit notiert das Edelmetall bei rund 2.355 Dollar je Unze, das ist ein Anstieg um stattliche 14,2 Prozent seit Jahresanfang. Abgesehen von jederzeit möglichen Gewinnmitnahmen – die allerdings sehr überschaubar ausfallen sollten -, sollte das allerdings noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 10. April um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die US-Inflationsrate im März auf 3,5 Prozent gestiegen sein, nach 3,2 Prozent für Februar. Das wäre das höchste Niveau seit September 2023 (3,7 Prozent).

Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im März leicht zurückgegangen sein auf 3,7 Prozent, nach 3,8 Prozent für Februar.

Ich bin gespannt, wie die Inflationsrate diesmal ausfallen wird, nachdem sie im Januar und Februar jeweils ein wenig höher war als erwartet, was die Hoffnungen auf mögliche Zinssenkungen deutlich gedämpft hat.

Nach der Vorlage der März-Zahlen gilt es zu schauen, wie US-Zinsen und Dollar, und damit die Aktienmärkte und Gold reagieren. Mich würde es nicht wundern, wenn die Rekordfahrt bei dem Edelmetall weitergehen würde, völlig unabhängig davon, wie die US-Inflationsdaten ausfallen. Schließlich spekulieren viele Investoren auf weiter steigende Goldpreise.

Am Mittwochabend um 20 Uhr wird dann das Fed-Protokoll der Sitzung vom 20. März veröffentlicht. Das sollte allerdings für keine großen Ausschläge an den Börsen sorgen, haben doch Fed-Chef Jay Powell und viele seiner Kollegen in den Wochen nach der Sitzung wiederholt gesagt, wie sie die Lage einschätzen.

EZB-Sitzung ganz oben auf Agenda

Am Donnerstag, 11. April ist dann die EZB-Sitzung auf dem Radarschirm der Investoren. Die Ergebnisse der Sitzung werden um 14.15 Uhr bekanntgegeben, die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde beginnt um 14.45 Uhr.

Viele Investoren gehen davon aus, dass die Notenbank bei dieser Sitzung die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen wird, also den Leitzins bei 4,5 Prozent und den Einlagenzins für die Banken bei 4,0 Prozent. Im März war die Inflationsrate in der Euro-Zone auf 2,4 Prozent zurückgegangen und lag damit leicht unter den Erwartungen von 2,5 Prozent.

Lagarde und ihre Kollegen haben allerdings mehrfach signalisiert, dass die Notenbank im Sommer mit Zinssenkungen beginnen dürfte, viele Investoren erwarten daher bereits für die darauffolgende Sitzung am 6. Juni eine Reduktion um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte).

Nach der Sitzung am 11. April kommt es daher darauf an, wie klar die EZB eine mögliche Reduktion für Juni signalisieren bzw. möglicherweise sogar ankündigen könnte. Falls die EZB das klar und unmissverständlich tun sollte, dürfte das die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen nach dem Seitwärtstrend der vergangenen Woche nach unten drücken.

Das könnte ich die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zumindest kurzfristig etwas nach unten ziehen, was für Aufwärtsdruck an den Aktienmärkten und beim Goldpreis sorgen dürfte. Zusätzlichen Rückenwind gäbe es, falls die möglicherweise sinkenden US-Zinsen den Dollar etwas mit nach unten ziehen sollten.

Glänzende Aussichten

Die Rekordfahrt beim Goldpreis ist beeindruckend. Sie zeigt nichts anderes, als dass der Dollar jeden Tag gegenüber dem Edelmetall an Wert verliert.

Nichts anderes ist vor dem Hintergrund des riesigen Haushaltsdefizits in den USA zu erwarten, wobei der „Anleihen-König“ Jeff Gundlach zuletzt wiederholt gewarnt hat, dass es nicht nachhaltig ist, weil sonst die Zinsbelastungen für die Regierung in Washington explodieren würden.

Da aber für keinen Politiker – schon gar nicht der mögliche nächste US-Präsident Donald Trump – Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen ein Thema sind, dürfte die Schuldensause in den USA ungebremst oder künftig sogar noch schneller weitergehen, weshalb der Druck auf die Fed zunimmt, trotz anhaltend hoher Inflation die Zinsen zu senken. Umso schlechter sind die Aussichten für den Dollar und im Gegenzug umso besser für Gold.

Zwar kann es nach der Rally beim Goldpreis jederzeit zu Gewinnmitnahmen kommen. Umso mehr gilt es das zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.