Die Aussicht auf den Start der Zinssenkungen der Fed treibt die Börsen immer weiter nach oben. Nun steht der US-Arbeitsmarkt am Freitag ganz oben auf der Agenda der Investoren.
Nachdem der DAX noch am Dienstagfrüh, 3. September an der Marke von 19.000 Punkten geschnuppert und damit ein Rekordhoch markiert hatte, ist er in den darauffolgenden Stunden eingebrochen.
Der Verkaufsdruck war dabei vor allem aus den USA gekommen, nachdem viele Investoren offenbar aus Sorge, dass der September einmal mehr ein schlechter Börsenmonat werden könnte, gerade Technologieaktien auf den Markt geworfen hatten. Das hatte den gesamten Markt mit nach unten gerissen.
Tags zuvor, am Montag, 2. September, hatten die Anleger noch Labour Day (Tag der Arbeit) gefeiert, weshalb die US-Börsen geschlossen waren. Der Start in den September-Handel begann in den USA daher erst am Dienstag.
Trotz des Kursrutsches vom Dienstag bei S&P 500 und DAX notieren die beiden Indizes nur knapp unter ihren Rekordhochs. Beflügelt werden sie von dem Signal von Fed-Chef Jay Powell, bei der nächsten Sitzung am 18. September mit der ersten Zinssenkung in diesem Zyklus zu beginnen.
Gold bekommt von zwei Seiten Rückenwind
Der Goldpreis hat zuletzt zwar etwas nachgegeben. Mit rund 2.490 Dollar je Unze notiert das Edelmetall jedoch ebenfalls nur knapp unter seinem Rekordhoch. Gegenüber Jahresanfang steht damit ein Anstieg um etwas mehr als 20 Prozent zu Buche.
Für Rückenwind sorgt einerseits, dass die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen mit 3,83 Prozent in die Nähe des 15-Monats-Tiefs gesunken sind. Andererseits ist der Dollar Index in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit April 2022 abgerutscht.
Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen wider, vor allem gegenüber dem Dollar. Damit bekommt Gold gleich von zwei Seiten Rückenwind.
Fed will noch vor der Wahl Zinssenkung durchführen
Fed-Chef Powell und seine Kollegen wollen laut eigenen Aussagen vor allem wegen der Abkühlung des Arbeitsmarkts den Leitzins senken. Dabei liegt die Inflation weiter klar über dem Zielwert der US-Notenbank von 2 Prozent.
So stagnierte der sogenannte PCE-Preisindex im Juli bei 2,5 Prozent. Zudem stagnierte die Kernrate des PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, bei 2,6 Prozent. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.
Dennoch will die Fed mit einer ersten Zinssenkung starten. Der Grund ist meiner Meinung nach, die Konjunktur zu stützen und die Aktienmärkte noch weiter in die Stratosphäre zu treiben, um so die Wahlchancen von Kamala Harris und ihren Demokraten bei der Präsidentschaftswahl am 5. November zu verbessern. Denn es ist äußerst ungewöhnlich, dass die Fed kurz vor Wahlen an der Zinsschraube dreht.
Dass sich die Konjunktur aber deutlich abgekühlt hat, daran kann es keinen Zweifel geben. Zwar war der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) im August leicht gestiegen von 46,8 auf 47,2 Punkte. Allerdings liegt er damit weiterhin klar unter der 50er-Marke und signalisiert damit ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in dem Sektor, es ist nur nicht mehr ganz so stark wie im Vormonat.
Bedenklich ist zudem, dass die Komponente für den Auftragseingang von 47,4 auf 44,6 Punkte eingebrochen ist. Damit trüben sich die Aussichten für den Sektor weiter ein.
Warten auf US-Arbeitsmarktbericht
Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag, 6. September um 14.30 Uhr veröffentlicht wird. Nachdem Powell und viele andere „Experten“ lange Zeit behauptet hatten, wie stark der US-Arbeitsmarkt sei, hat zuletzt das Ministerium die Zahl der neugeschaffenen Stellen für das im März endende Jahr 2024 um herbe 818.000 nach unten korrigiert.
Das war die zweitstärkste Abwärtsrevision aller Zeiten. Ich hatte hingegen zahllose Male gesagt und geschrieben, dass der US-Arbeitsmarkt bei Weitem nicht so stark ist, wie viele „Experten“ andauernd betonen.
Nun sagen Volkswirte vorher, dass im August 160.000 Jobs geschaffen worden sein sollen, nach 114.000 für Juli. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Zahlen für August plötzlich deutlich besser wären als erwartet, starten sie doch von einem deutlich niedrigeren Niveau aus. Zudem soll die Arbeitslosenquote im August leicht zurückgehen von 4,3 auf 4,2 Prozent.
Ich würde das allerdings einmal mehr als Fake News betrachten, deren einziger Zweck es ist, die Wahlchancen von Harris und den Demokraten zu verbessern. Allerdings sollten viele Amerikaner wissen, wie die Lage am Arbeitsmarkt tatsächlich ist.
Aussichten für Gold bleiben glänzend
Nach der Veröffentlichung des Berichts werde ich mir nicht nur ihn genau anschauen, sondern vor allem auf die Reaktion am US-Anleihenmarkt achten. Wenn die Zahlen besser sein sollten als erwartet, müssten eigentlich die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen steigen, was den Goldpreis kurzfristig etwas belasten sollte, zumal wenn die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben ziehen sollten.
Aber möglicherweise sinken auch die US-Zinsen trotz überraschend „starker“ US-Arbeitsmarktdaten, was den Goldpreis beflügeln sollte. Ersteres würde widerspiegeln, dass Investoren am Anleihenmarkt die Zahlen als schwächer einschätzen als erwartet.
Wie immer der Goldpreis kurzfristig auch auf den US-Arbeitsmarktbericht reagieren mag, die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall bleiben glänzend. Denn der nächste US-Präsident, sei es Donald Trump, oder Präsidentin Harris, dürfte massiv neue Schulden machen, um die Konjunktur anzukurbeln. Die anhaltende Dollar-Schwemme sollte den Greenback weiter entwerten, und damit die Inflation anheizen.
Daher ist es sinnvoll, den Bestand an physischem Gold weiter klar aufzustocken, denn die Rekordfahrt beim Goldpreis sollte klar weitergehen.