Der Höhenflug am US-Aktienmarkt zieht allmählich auch den DAX mit nach oben. Wie es bei den Indizes und auch beim Goldpreis weitergeht, dürfte gerade von der Fed-Sitzung abhängen.

Die Party am US-Aktienmarkt läuft auf vollen Touren, und nichts scheint die Party aufhalten zu können. Für Rückenwind sorgte einerseits, dass zuletzt etliche US-Konjunkturdaten etwas besser ausgefallen sind als erwartet, woraufhin Investoren bei Aktien zugegriffen haben.

Und andererseits hat der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) die US-Technologieaktien und damit die Märkte insgesamt immer weiter nach oben getrieben, nachdem die Zahlen etlicher Unternehmen darauf hingedeutet haben, dass das Geschäft mit KI-Lösungen kräftig in Schwung gekommen ist.

Die Rekordfahrt beim US-Aktienmarkt zieht auch den DAX mit nach oben, allerdings hinkt dessen Anstieg dem des S&P 500 bei Weitem hinterher, weil es im DAX kaum Unternehmen gibt, die von KI profitieren.

Hingegen war der Goldpreis zuletzt auf einer kleinen Berg- und Talfahrt. Mit Kursen von knapp 2.040 Dollar je Unze liegt er leicht unter dem Niveau von Ende 2023.

Überraschend gute US-Konjunkturdaten

Nach der EZB-Sitzung vom vergangenen Donnerstag, 25. Januar warten Investoren gespannt auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 31. Januar. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed den Leitzins bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen dürfte. Inzwischen zweifeln aber immer mehr Investoren, ob die Fed den Leitzins bei der darauffolgenden Sitzung am 20. März senken könnte.

Das lag an etlichen besser als erwarteten Konjunkturdaten. So war das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal um annualisiert 3,3 Prozent gewachsen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von annualisiert 2,0 Prozent. Der annualisierte Wert wird berechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit 4 multipliziert.

Dass das kräftige Wirtschaftswachstum vor allem auf den starken Anstieg der Staatsschulden zurückzuführen ist, sei nur am Rande erwähnt.

Zudem ist die Zahl der offenen Stellen im Dezember überraschend gestiegen, wohingegen Volkswirte von einem deutlichen Rückgang ausgegangen waren. Nach der Vorlage dieser Arbeitsmarktdaten sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kurz nach oben geschossen, was die Aktienmärkte und den Goldpreis kurz belastet hat, ehe die Zinsen schnell wieder nach unten gedreht sind.

Kommt Trendwende nach unten bei den Anleihezinsen?

Dabei war es noch am Montagabend zu einem kurzen Einbruch bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen gekommen. Da hatte nämlich das US-Finanzministerium angekündigt, dass es im laufenden Quartal Anleihen im Volumen von „nur“ 760 Mrd. Dollar emittieren werde. Das lag deutlich unter den Schätzungen von 790 Mrd. Dollar.

Zudem soll sich das Volumen im zweiten Quartal auf lediglich 202 Mrd. Dollar belaufen, wohingegen Experten von rund 500 Mrd. Dollar ausgegangen waren.

Diese Prognosen hatten für einen kurzen Einbruch bei den US-Zinsen gesorgt, und damit die Rekordfahrt der US-Aktienmärkte weiter angeheizt, wohingegen der Goldpreis kaum auf die Nachricht reagiert hat, letzteres macht allerdings keinen Sinn.

Um es offen zu sagen: Vor dem Hintergrund der Schuldensause der US-Regierung von Joe Biden gehe ich davon aus, dass die Anleiheemission sowohl im ersten Quartal als auch im zweiten schlussendlich deutlich höher ausfallen dürfte, als das Finanzministerium derzeit prognostiziert.

Dennoch könnte dessen Ankündigung zumindest kurzfristig für eine Trendwende nach unten bei den US-Zinsen sorgen. Das sollte den Goldpreis stützen. Allerdings bekäme er Gegenwind von einer anderen Seite, falls der Dollar gegenüber dem Euro und anderen Währungen zulegen würde. Das gilt es genau zu beobachten.

Auf die Signale der Fed kommt es an

Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Fed im März mit der ersten Zinssenkung beginnen dürfte, zumal der bevorzugte Inflationsindikator der Fed, die sogenannte Kernrate des PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, klar darauf hindeutet, dass der Inflationsdruck deutlich nachlässt.

Daher gilt es bei der Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell nach der Sitzung am 31. Januar darauf zu achten, was er zum Thema Anleiheverkäufe sagen wird. Wie Sie bestimmt wissen, baut die Fed ihre Bilanzsumme ab, indem die Fed monatlich für netto 60 Mrd. Dollar Staats- und für 35 Mrd. Dollar Hypothekenanleihen verkauft. Das bedeutet eine Verknappung der Liquidität und steht damit einer Lockerung der Geldpolitik durch Zinssenkungen entgegen.

Umso wichtiger ist es, ob Powell signalisieren wird, dass die Fed die Anleiheverkäufe schon bald – sprich beispielweise ab April – deutlich drosseln könnte, möglicherweise in einem ersten Schritt auf nur 50 oder 60 Mrd. Dollar insgesamt. Sollte Powell ein derartiges Signal nach der Sitzung senden, dürften die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen. Das dürfte für einen Kurssprung nach oben beim Goldpreis sorgen, zumal wenn die sinkenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen sollten.

Ich werde mir daher die Ergebnisse der Fed-Sitzung genau anschauen, und vor allem ihre Auswirkungen auf US-Zinsen, Dollar, die Aktienmärkte und den Goldpreis.

Wie ich die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall einschätze, habe ich Ihnen zahllose Male geschrieben. Ich bin gespannt, was der konkrete Auslöser sein könnte, damit der Goldpreis in den nächsten Monaten kräftig zulegt. Es würde mich nicht überraschen, wenn es die mögliche Talfahrt bei den US-Zinsen wäre. In dem Umfeld sollte es sich lohnen, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.