Die Börse kennt derzeit nur eine Richtung, gleichzeitig ist der Goldpreis unterwegs in Richtung seiner Spitzenwerte. Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten.

Die Stimmung vieler Anleger könnte besser kaum sein, liegen doch S&P 500 und DAX nur knapp unter ihren jeweiligen Rekordhochs. Zudem ist der Goldpreis nach einem kurzen Kursrücksetzer wieder nach oben gedreht und läuft mit aktuell 2.360 Dollar je Unze in Richtung des Rekordhochs.

Der Höhenflug an den Aktienmärkten könnte etliche Investoren etwas verwundern, ist doch zuletzt die Sorge vor einer möglichen Stagflation in den USA aufgekommen, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Das ist üblicherweise kein gutes Umfeld, könnte doch die Fed entgegen der Erwartung vieler Investoren gezwungen sein, den Leitzins überraschend anzuheben.

US-Präsident Joe Biden hat zuletzt versucht diese Konjunkturängste zu zerstreuen und gesagt, er könne weder die „Stag“ noch die „flation“ sehen. Dabei gab es zuletzt durchaus einige Konjunkturdaten, die darauf hindeuten, dass sich das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt deutlich abgekühlt haben, während sich die Inflation überraschend beschleunigt hat.

So waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche auf 231.000 gestiegen und lagen damit weit über den Schätzungen der Volkswirte von 212.000. Gleichzeitig war das ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wert der Vorwoche von 209.000. Die Daten signalisieren, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiter abkühlt.

Gleichzeitig lag die Kernrate bei den Produzentenpreisen, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Produzentenpreise, im April bei 2,4 Prozent und damit etwas über den Erwartungen von 2,3 Prozent, nach 2,4 Prozent für März.

Das war der stärkste Anstieg seit April 2023, gleichzeitig waren die Zahlen zur Kernrate im April das 4. Mal in Folge schlechter als erwartet. Die Produzentenpreise sind jene Preise, die die Unternehmen untereinander weitergeben.

Derartige Zahlen schüren die Sorge, dass die Unternehmen die anhaltend hohen Preise eher früher als später schlussendlich an die Verbraucher weitergeben könnten, was die Inflation weiter anheizen würde.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso wichtiger werden die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 15. Mai um 14.30 Uhr veröffentlicht werden.

Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im April leicht zurückgegangen sein auf 3,4 Prozent, nach 3,5 Prozent für März.
Zudem soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im April zurückgegangen sein auf 3,6 Prozent, nach 3,8 Prozent für März. Einige US-Medien hatten kolportiert, dass der Preisauftrieb bei Mieten bzw. Wohnen etwas nachgelassen haben könnte, was die Inflationsrate insgesamt etwas nach unten drücken könnte.

Sollten die US-Inflationsdaten tatsächlich auch nur minimal besser ausfallen als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter nachgegeben. Das würde meiner Meinung nach nicht nur die Rekordfahrt an den Aktienmärkten weiter anheizen, sondern auch den Goldpreis in Richtung seiner Rekordwerte treiben. Umso genauer werde ich mir die Inflationsdaten und gerade die Reaktion der Märkte anschauen.

Sollten die sinkenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen, würde das für zusätzlichen Rückenwind bei Gold sorgen.

… und andere US-Daten

Ebenfalls am Mittwoch um 14.30 Uhr werden die US-Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Am Donnerstag folgen dann die Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, zum Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia (üblicherweise einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt), sowie zu den Neubaubeginnen und zur Industrieproduktion.

Sollten etliche dieser Daten schwächer als erwartet ausfallen, was mich keineswegs überraschen würde, sollten die Inflationsängste zumindest kurzfristig etwas nachlassen und damit die US-Zinsen weiter sinken, was die Aktienmärkte und den Goldpreis beflügeln würde.

Zudem werden Investoren genau auf die Preiskomponente des Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia achten. Die Komponente war im April überraschend stark nach oben geschossen, was Inflationssorgen geschürt hatte. Ist es im Mai einmal mehr deutlich nach oben gegangen?

Wie immer auch die US-Inflations- und die anderen -daten in den nächsten Tagen ausfallen sollten, die Aussichten für Gold bleiben hervorragend. Denn die Schuldensause der US-Regierung dürfte vor dem Hintergrund der Präsidentschaftswahl am 5. November weitergehen.

Je größer aber die Dollar-Schwemme in den nächsten Monaten sein sollte, umso mehr wird der Dollar entwertet – sprich die Inflation angeheizt -, was den Goldpreis schon bald auf neue Rekordhochs treiben sollte. Umso mehr Sinn macht es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.