Die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks sind auf Höhenflug. Und derzeit sieht es nicht so aus, als ob irgendwas die Party aufhalten könnte.
Die Stimmung vieler Investoren am Aktienmarkt wird immer euphorischer, schließlich sind die Märkte kräftig auf dem Weg nach oben. Der DAX hat seit Jahresanfang um satte 16,7 Prozent zugelegt, der S&P 500 um 13,8 Prozent, während der Nasdaq Composite mit den Technologiewerten sogar um sensationelle 29,7 Prozent nach oben geschossen ist.
Dabei gab es zuletzt eine erfreuliche Entwicklung an den US-Märkten. Nachdem lange Zeit die Marktbreite gefehlt hatte, weil nur einige wenige Schwergewichte aus dem Technologiesektor, wie Apple, Amazon, Microsoft, Meta Platforms und Alphabet – sprich gerade der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) – die Indizes nach oben getrieben hatten, während viele andere Aktien monatelang auf der Stelle getreten waren, haben Investoren zuletzt auch bei vielen Aktien aus anderen Sektoren zugegriffen, womit sich die Marktbreite deutlich verbessert hat. Damit lagen zuletzt 63 Prozent der Aktien aus dem S&P 500 oberhalb ihrer 50-Tage-Linie, gegenüber nur rund 25 Prozent Ende Mai.
Für Aufschwung an den Aktienmärkten diesseits und jenseits des Atlantiks, also bei DAX, S&P 500 und Nasdaq, sorgte zuletzt die Hoffnung auf ein Konjunkturprogramm aus China, um gerade den Immobiliensektor und damit die schwache Wirtschaft insgesamt in Schwung zu bringen.
Zudem setzen Investoren darauf, dass die Lage der US-Wirtschaft besser sein könnte als befürchtet, nachdem der jüngste Arbeitsmarktbericht auf den ersten Blick überraschend gut ausgefallen ist. Ich habe allerdings in dem Beitrag „Vor dem Hintergrund eines zunehmenden US-Rezessionsrisikos warten Investoren auf Fed-Sitzung“ aufgezeigt, dass der Arbeitsmarkt bei Weitem nicht so stark ist, wie Experten uns glauben machen möchten.
US-Inflationsdaten sind leicht besser als erwartet
Hingegen war der Goldpreis unter Druck und liegt mit rund 1.950 Dollar je Unze in der Nähe des Drei-Monats-Tiefs. Dabei hatten die am Dienstag, 13. Juni veröffentlichten US-Inflationsdaten für einen Kursrutsch bei der Notierung des Edelmetalls gesorgt. So war die Inflationsrate im Mai auf 4,0 Prozent zurückgegangen, gegenüber 4,9 Prozent für April und lag damit nur minimal unter der Mai-Schätzung der Volkswirte von 4,1 Prozent.
Obwohl die US-Inflationsdaten also nur minimal besser waren als erwartet, waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz leicht gesunken, um anschließend umso kräftiger nach oben zu schießen. Letzteres macht zwar absolut keinen Sinn, aber so war’s – und das hat den Goldpreis einbrechen lassen. Weil gleichzeitig die Aktienkurse nach oben geschossen waren, dürften viele Investoren Geld aus Gold in Aktien umgeschichtet haben, was die Notierung des Edelmetalls zusätzlich belastet haben dürfte.
Und ich sage es ganz offen: derzeit sieht es so aus, als ob nichts die Party an den Aktienmärkten aufhalten könnte. Aber vielleicht ist genau das ein Kontraindikator und der Höhepunkt an den Märkten könnte unmittelbar bevorstehen. Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.
Warten auf Fed- und EZB-Sitzung
Dennoch warten Investoren gespannt auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 14. Juni. Investoren erwarten, dass die Fed nach den kräftigen Zinserhöhungen der vergangenen Monate diesmal den Leitzins unverändert lassen wird bei 5,0 bis 5,25 Prozent. Zumal er deutlich oberhalb der Inflationsrate von 4,0 Prozent liegt, womit es einen positiven Realzins in den USA gibt, womit die Inflation bekämpft wird. Der Realzins wird berechnet, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht.
Wichtig wird daher vor allem das Signal der Fed für die darauffolgende Sitzung am 26. Juli. Viele Investoren erwarten, dass die Fed den Leitzins dann um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) anheben wird. Meiner Meinung nach sollte Fed-Chef Jay Powell auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung am 14. Juni genau das signalisieren. Sollte Powell stattdessen andeuten, dass die Fed im Juli den Zins nicht anheben möchte und damit der Erhöhungszyklus quasi beendet sei, dürften die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen, was zumindest kurzfristig für einen Kurssprung nach oben beim Goldpreis sorgen sollte.
Am Donnerstag, 15. Juni folgt die EZB-Sitzung, wobei die Lage in der Eurozone viel schlechter ist als in den USA. Wieso? Weil der Leitzins mit 3,75 Prozent weit unter der Inflationsrate von 6,1 Prozent liegt, womit es einen negativen Realzins gibt und die Inflation damit weiterhin nicht bekämpft, sondern vielmehr angeheizt wird. Investoren erwarten, dass die EZB bei der Sitzung am 15. Juni den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent anheben wird, womit er allerdings weiterhin weit unter der Inflationsrate liegen würde, wenngleich nicht mehr ganz so weit wie bislang.
Von großer Bedeutung ist zudem das Signal für die darauffolgende Sitzung am 27. Juli. Viele Investoren erwarten, dass die EZB eine weitere Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte auf dann 4,25 Prozent andeuten wird. Angenommen die Verbraucherpreise in der Eurozone würden im Juni auf dem Niveau von Mai bei 123,16 Punkten stagnieren, dann würde die Inflationsrate für Juni auf 5,2 Prozent zurückgehen. Damit würde der Leitzins immer noch um fast 100 Basispunkte (1 Prozentpunkt) unterhalb der Inflationsrate liegen, womit es weiterhin einen negativen Realzins in der Eurozone gäbe – Wahnsinn! Vielen Dank, „liebe“ EZB!
Aussichten für Gold bleiben glänzend
Ich schreibe es Ihnen ganz offen: Wenn die Börsenparty anhält, könnte kurzfristig der Druck auf den Goldpreis anhalten, weil sich dann viele Investoren sagen dürften, dass sie in dem Umfeld kaum Gold brauchen. Allerdings ändert sich dadurch an den mittel- und langfristig prächtigen Aussichten für das Edelmetall absolut nichts. Denn nach dem Aussetzen der US-Schuldenobergrenze dürfte die Schuldensause in den USA in den nächsten Jahren weitergehen, womit der Dollar immer weiter entwertet würde.
Und falls die Wirtschaft bald in eine Rezession abrutschen sollte, dürfte die Fed die Zinsen deutlich schneller und kräftiger senken, als derzeit viele Investoren erwarten. Das sollte für deutlichen Aufwind beim Goldpreis sorgen.
Zudem dürfte die Schuldensause in der Eurozone weitergehen. Und bei dem riesigen Schuldenberg vieler Euro-Länder dürfte die EZB die hohe Inflation auch weiterhin kaum bekämpfen. Den Preis zahlen alle Verbraucher und Sparer der Eurozone mit einem entsprechenden Kaufkraftverlust. Umso wichtiger ist es, sich dagegen mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen.