Nachdem ein Fed-Mitglied die Party an den Aktienmärkten angeheizt hatte, hat Fed-Chef Jay Powell ihr anschließend einen deutlichen Dämpfer verpasst. Wie es bei den Indizes und bei Gold weitergeht dürfte gerade vom US-Arbeitsmarktbericht am Freitag abhängen.

Auf einer kleinen Berg- und Talfahrt waren die US-Aktienmärkte in den vergangenen Tagen. Nachdem die kräftig gestiegenen US-Zinsen im Februar noch für deutlichen Verkaufsdruck bei S&P 500 und Nasdaq Composite gesorgt hatten, hat am Donnerstagabend, 2. März ein Fed-Mitglied mit einem einzigen Wort für Euphorie bei Investoren gesorgt.

„Die Fed könnte zwischen der Mitte und dem Ende des Sommers in der Lage sein, eine (Zins)Pause einzulegen“, sagte der Chef der Fed von Atlanta, Raphael Bostic. Zwar hat er auch betont, dass die Fed bei den Zinserhöhungen noch ein ganzes Stück vor sich habe und dass ein höherer Endpunkt bei den Zinsen notwendig sein könnte, falls sich die US-Wirtschaft weiter stark entwickle. Die Investoren fokussierten sich aber nur auf das eine Wort „Pause“, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Zinsen plötzlich deutlich nach unten gedreht sind.

Im Gegenzug haben Investoren mit vollen Händen Aktien gekauft, woraufhin S&P 500 und Nasdaq deutlich gestiegen sind, was auch den DAX kräftig mit nach oben gezogen hat. Bemerkenswerterweise hat der Rutsch bei den US-Zinsen den Goldpreis aber nicht beflügelt, das macht eigentlich keinen Sinn.

Dabei hat Bostic überhaupt nichts Neues gesagt, absolut nichts Neues. Viele Investoren waren ohnehin davon ausgegangen, dass im Herbst der Höhepunkt beim US-Leitzins erreicht werden könnte. Allerdings hat offenbar das Wort „Pause“ beim Computerhandel den kräftigen Kauf von Aktien ausgelöst. Der Computerhandel macht inzwischen in den USA teilweise 60 bis 70 Prozent das täglichen Handelsvolumens im Aktienbereich aus. Offenbar sind viele Algorithmen darauf programmiert, beim Wort „Pause“ im Zusammenhang mit der Fed kräftig Aktien zu kaufen.

Die Rally an den US-Aktienmärkten ist tags darauf am Freitag weitergegangen, weil der Rückgang bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ebenfalls weitergegangen ist. Die Folge: Die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen lagen am Freitagabend zum Handelsschluss in den USA mit 3,96 Prozent um 10 Basispunkte (0,1 Prozentpunkte) unter dem Stand von vor Bostics Aussagen.

Im gleichen Zeitraum, also in nur ungefähr 26,5 Stunden, ist der Börsenwert des S&P5 00 um horrende 825 Mrd. Dollar auf 33,9 Billionen Dollar gestiegen – Wahnsinn! Obwohl Bostic wie oben geschrieben nichts Neues gesagt hat.

Stellen Sie sich bitte einmal vor, wie stark die US-Indizes in den nächsten Tagen nach oben schießen könnten, falls die Zinsen beispielsweise um 20 Basispunkte einbrechen sollten.

Powell sorgt für Börsenturbulenzen

Allerdings hat Fed-Chef Jay Powell bei seiner Anhörung vor dem Kongress am Dienstag, 7. März der Party an den Aktienmärkten einen überraschenden Dämpfer verpasst. Powell hat gesagt, dass es nur leichte Anzeichen für Disinflation, also einem Rückgang der Inflationsraten, im Dienstleistungsbereich bereinigt um den Bereich Wohnen geben würde.

Zudem sagte der Fed-Chef, „dass das endgültige Zinsniveau höher ausfallen wird als bislang angenommen.“ Sollten die Konjunkturdaten besser sein als erwartet – und damit quasi auf einen stärker als erwarteten Inflationsdruck hindeuten, könne die Fed „das Tempo der Zinsanhebungen erhöhen.“ Das hat bei Investoren die Sorge geschürt, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 22. März die Zinsen statt um 25 Basispunkte, wie bislang von vielen Investoren erwartet, nun um 50 Basispunkte anheben und in den nächsten Monaten die Zinsen insgesamt stärker anheben könnte als bislang erwartet.

Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Berg- und Talfahrt gegangen. Im Gegenzug haben Investoren bei US-Aktien den Verkaufen-Knopf gedrückt und Gewinne mitgenommen. Gleichzeitig ist der Dollar deutlich gestiegen, womit der Goldpreis kräftigen Gegenwind hatte und eingeknickt ist. Mit rund 1.815 Dollar je Unze notiert das Edelmetall in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Jahresanfang.

Wichtige US-Arbeitsmarktdaten und zweiter Teil der Powell-Anhörung im Fokus

Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten Daten vom US-Arbeitsmarkt. Am Mittwoch, 8. März (14.15 Uhr) veröffentlicht das IT-Service-Unternehmen ADP den Arbeitsmarktbericht. Demnach soll die Privatwirtschaft im Februar 200.000 Jobs geschaffen haben, nach 106.000 für Januar. Um 16 Uhr folgt die Zahl der neugeschaffenen Stellen. Im Januar soll sie auf 10,6 Mio. zurückgegangen sein, nach 11,01 Mio. für Dezember 2022.

Sollten die Daten von ADP oder die Zahl der neugeschaffenen Stellen besser, also höher ausfallen als erwartet, dürfte das die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und den Dollar nach oben treiben, was die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks und den Goldpreis belasten dürfte. Als Gold-Fan hoffe ich daher, dass die Zahlen schwächer ausfallen als die Volkswirte vorhergesagt haben.

Ebenfalls um 16 Uhr beginnt der zweite Teil der Anhörung von Powell vor dem Kongress. Ich gehe davon aus, dass der Fed-Chef diesmal keine negativen Überraschungen für Investoren parat hat.

Warten auf US-Arbeitsmarktbericht

Am Freitag, 10. März war dann der offizielle US-Arbeitsmarktbericht (14.30 Uhr) ganz oben auf der Agenda der Investoren stehen. Im Februar sollen 220.000 Jobs geschaffen worden sein, nach herben 517.000 für Januar, wobei allerdings die Zahlen durch das überraschend warme Wetter in dem Monat stark nach oben verzerrt worden sein dürften. Zudem soll die Arbeitslosenquote im Februar am 54-Jahrestief von 3,4 Prozent stabil bleiben. Auch in diesem Fall hoffe ich, dass die Daten schwächer ausfallen als erwartet. Das würde zwar die gigantische Blase beim S&P 500 weiter aufpumpen, allerdings würde das auch den Goldpreis stützen.

Am Dienstag, 14. März folgen dann die wichtigen US-Inflationsdaten. Je nachdem wie sie ausfallen, könnte das auch für kräftige Ausschläge an den Börsen sorgen.

Wie es kurzfristig beim Goldpreis weitergeht, dürfte gerade von den US-Arbeitsmarktdaten abhängen und anschließend von den US-Inflationszahlen. Unabhängig davon bleiben die mittelfristigen Aussichten für das Edelmetall glänzend. Denn je weiter die US-Zinsen kurzfristig steigen sollten, umso schneller sollte eine US-Rezession heraufziehen und umso schwerer sollte sie sein. Dann schauen wir mal, ob die Fed in dem Umfeld die Zinsen tatsächlich bis zum Herbst weiter erhöht, oder möglicherweise völlig überraschend eine abrupte Kehrtwende in Richtung Zinssenkungen einleitet. Daher macht es meiner Meinung nach weiter Sinn, die günstigen Goldpreise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.