Eine Serie schwacher US-Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse haben die Sorge vor einer US-Rezession weiter geschürt. Umso nervöser warten Anleger auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend. Tags darauf folgen die Zahlen zur Wirtschaftsleistung für das zweite Quartal, zu denen komischerweise Finanzministerin Janet Yellen eine Pressekonferenz geben will.
Fed-Chef Jay Powell, viele seiner Kollegen und andere „Experten“ behaupten andauernd, die US-Wirtschaft sei „stark“ und könne weitere deutliche Zinserhöhungen gut verkraften. Ein Blick auf die neuesten Konjunkturdaten aus den USA zeigt aber ein völlig anderes Bild, vielmehr schüren die Zahlen die Sorge, dass eine Rezession der US-Wirtschaft unmittelbar bevorsteht, meiner Meinung nach hat sie längst begonnen, wie ich gleich aufzeigen werde.
So waren die Verkäufe neuer Häuser im Juni auf eine Jahresrate von 590.000 Einheiten eingebrochen. Damit lagen sie nicht nur meilenweit unter den Schätzungen der allzeit optimistischen Volkswirte von 664.000, sondern auch auf dem niedrigsten Niveau seit April 2020. Damit liegen die Verkäufe um 17,7 % unter dem Vorjahreswert, zudem ist der Absatz in 11 der vergangenen 12 Monate gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dass die Zahlen für Mai von ursprünglich 696.000, die der Aktienmarkt euphorisch gefeiert hatte, deutlich nach unten korrigiert worden sind auf 642.000 sei nur am Rande erwähnt.
Am vergangenen Freitag hatten bereits die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global für die USA Investoren schockiert. Jener für den Dienstleistungssektor, der rund 70 % der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, war im Juli von 52,7 Punkten auf 47,0 Punkte kollabiert und zeigt als Wert weit unter der 50er-Marke ein kräftiges Schrumpfen des Sektors an. Gleichzeitig ist der Index für die US-Wirtschaft insgesamt, also inklusive der Industrie, von 52,3 Punkte auf 47,5 Punkte eingebrochen und signalisiert damit ein deutliches Schrumpfen der US-Wirtschaft insgesamt.
In welch schlechter Verfassung die US-Verbraucher finanziell sind, zeigt auch die Gewinnwarnung des Einzelhandelsriesen Walmart, die komischerweise viele Investoren überrascht hat. Er hat gewarnt, dass die Verbraucher immer mehr Geld für Lebensmittel und Sprit ausgeben würden, weshalb die Konsumenten sich beim Kauf anderer Produkte zurückhalten würden. Zudem hat der Grillhersteller Weber die Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr ausgesetzt. Offenbar geht es vielen Amerikanern so „gut“, dass sie den Kauf eines Grills verschieben!
Starker Dollar belastet den Goldpreis
Wegen der stark zunehmenden Sorgen vor einer US-Rezession sind Investoren in zehnjährige US-Anleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen auf 2,80 % eingebrochen sind. Damit liegen sie um herbe 70 Basispunkte (0,7 Prozentpunkte) unter dem Stand vom 14. Juni, dem Vortag der damaligen Fed-Sitzung – das ist eine enorme Bewegung!
Davon hat der Goldpreis allerdings nicht profitiert, sondern notiert mit rund 1.720 US-Dollar je Unze nur knapp über dem 52-Wochen-Tief. Grund ist der anhaltende US-Dollar-Anstieg, nachdem Investoren in dem schwierigen Konjunktur- und Börsenumfeld in den sicheren Hafen Dollar flüchten.
Nervöses Warten auf Fed-Sitzung
Umso genauer werden Investoren die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 27. Juli und die Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell ab 20.30 Uhr (deutscher Zeit) verfolgen. Dabei ist eine Zinserhöhung um 75 Basispunkten (0,75 Prozentpunkte) auf 2,25 bis 2,50 % eingepreist. Gleichzeitig sind Investoren noch unentschieden, ab die Fed bei der nächsten Sitzung am 21. September die Zinsen um 50 oder 75 Basispunkte anheben dürfte.
Sollte Powell bei der Sitzung am Mittwochabend, 27. Juli eine Anhebung um „nur“ 50 Basispunkte für September signalisieren, könnte das kurz für Erleichterung bei Investoren sorgen, woraufhin sich S&P500 und DAX ein wenig erholen dürften. Sollte Powell hingegen eine Erhöhung um 75 Basispunkte andeuten, dürften die Rezessionssorgen der Investoren noch stärker zunehmen als ohnehin schon, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen und S&P500 und DAX mit nach unten reißen sollten. Im Gegenzug könnte der Goldpreis etwas Auftrieb bekommen.
Ist USA schon in einer Rezession?
Nach der Fed-Sitzung rücken die Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts der USA, die am Donnerstag, 28. Juli um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, schnell ganz oben auf die Agenda der Investoren. Volkswirte sagen für das zweite Quartal einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um annualisiert 0,5 % vorher. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Nach einer Serie katastrophaler US-Konjunkturdaten gibt es allerdings einige Volkswirte, die für das zweite Quartal einen Rückgang der Wirtschaftsleistung vorhersagen. Das wäre das zweite Minus in Folge, nachdem bereits für das erste Quartal ein Rückgang um annualisiert 1,6 % zu Buche gestanden war. Damit wäre die US-Wirtschaft meiner Meinung nach in einer Rezession. Sollten die Zahlen am Donnerstag tatsächlich einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zeigen, könnte das für einen Einbruch am Aktienmarkt sorgen.
Umso bemerkenswerter ist es, dass Finanzministerin Janet Yellen für den Donnerstag eine Pressekonferenz zur Lage der US-Wirtschaft geben wird. Dabei dürfte Yellen versuchen, den Amerikanern und den weltweiten Investoren einzureden, wieso die US-Wirtschaft trotz eines möglicherweise erneuten BIP-Rückgangs nicht in einer Rezession sei. Auf diese Veranstaltung freue ich mich schon!
Wer derartigem Gefasel Glauben schenkt, dem kann ich wirklich nicht mehr helfen. Die Reaktion bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sollte klar zeigen, wie Investoren die Lage der US-Wirtschaft einschätzen. Sollten die BIP-Zahlen für viele „Experten“ „überraschend“ einen Rückgang zeigen, sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen.
EZB tut nichts gegen horrende Inflation
Gleichzeitig nehmen die Sorgen der Investoren rapide zu, dass die deutsche Wirtschaft und jene der Euro-Zone schnell in eine Rezession abrutschen dürften, falls Russland den Gashahn noch weiter zudreht, was ich leider befürchte. Umso gespannter schauen Investoren auf die BIP-Zahlen für Deutschland, die am Freitag, 29. Juli um 10 Uhr veröffentlicht werden. Volkswirte sagen einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal vorher, nach einem Plus von 0,2 % für das erste Quartal. Mit würde es nicht überraschen, wenn die Wirtschaft im zweiten Quartal stagniert hätte oder sogar leicht geschrumpft wäre.
Um 11 Uhr folgen die BIP-Daten für die Euro-Zone. Erwartet wird ein Wachstum um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal, nach 0,3 % für das erste Quartal. Mich würden deutlich schwächere Zahlen keineswegs überraschen.
Zur gleichen Zeit werden auch die Inflationsdaten für die Euro-Zone bekanntgegeben. Demnach sollen die Verbraucherpreise im Juli um horrende 8,8 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 8,6 % im Juni. Das wäre der stärkste Anstieg seit der Einführung des Euro.
Und was tut die EZB gegen die horrende Inflation? Praktisch nichts. Zwar hat sie bei der Sitzung am Donnerstag, 21. Juli die Zinsen um 50 Basispunkte angehoben, anstatt wie erwartet um 25 Basispunkte. Damit liegt der Leitzins allerdings bei mickrigen 0,5 %, während der Einlagenzins für die Banken bei 0,0 Prozent liegt. Ein Leitzins von 0,5 % bei einer Inflationsrate von aktuell 8,6 Prozent! Welcher Irrwitz! Auf dieser Basis liegt der Realzins bei minus 8,1 % – unglaublich!
Kommt noch ein Mini-Zinsschritt nach oben?
Gleichzeitig hat die EZB die für die nächste Sitzung am 8. September geplante Zinserhöhung um 50 Basispunkte abgeblasen. Vielmehr sollen stattdessen „Zinsbeschlüsse von Sitzung zu Sitzung gefasst werden.“ Demnach dürfte es im September eine Anhebung um höchstens 25 Basispunkte geben. Und falls die nächsten Konjunkturdaten die Rezessionssorgen verstärken sollten, dürfte es meiner Meinung nach überhaupt keinen Schritt mehr nach oben geben. Dann würde der aktuelle „Zyklus“ aus einer einzigen Anhebung um 50 Basispunkte bestehen, woraufhin die EZB innerhalb weniger Wochen oder Monate zu Strafzinsen zurückkehren und ein neues QE-Gelddruckprogramm auflegen dürfte!
Und das 10 Jahre nach dem „Whatever it takes“ des damaligen EZB-Chefs Mario Draghi, als er am 26. Juli 2012 gesagt hatte, die EZB würde „im Rahmen ihres Mandats“ alles tun, um den Euro zusammenzuhalten. Inzwischen sollte auch dem letzten Bürger klar sein, dass die EZB ihr Mandat bei Weitem überschritten hat und durch massives Gelddrucken das Schuldenmachen in den hochverschuldeten Ländern, wie Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland und Portugal am Laufen gehalten und mit der Notenpresse finanziert hat und diese Länder aufgrund dessen eben keine der dringend notwendigen Reformen durchgeführt haben.
Der Preis dafür ist die herbe und höchstwahrscheinlich weiter steigende Inflation in der Euro-Zone. Dagegen wird Lagarde meiner Meinung nach auch in den nächsten Jahren absolut nichts unternehmen, sondern die Inflation vielmehr weiter kräftig anheizen, um so den Schuldenberg tragfähig zu halten. Umso wichtiger ist es, physisches Gold zu besitzen und die Bestände weiter aufzustocken, zumal der Euro auf Talfahrt gegenüber dem US-Dollar bleiben dürfte, was die Inflation in der Euro-Zone zwangsläufig weiter anheizt.