Die Aktienmärkte und Gold hatten zuletzt zunehmenden Gegenwind zu spüren bekommen. Umso wichtiger wird die Rede von Fed-Chef Jay Powell auf dem Notenbankertreffen.

Die Stimmung vieler Anleger hat sich zuletzt deutlich verschlechtert. Grund ist, dass der S&P 500 in die Nähe des Zwei-Monats-Tiefs gesunken ist, der DAX ist sogar in die Nähe des Fünf-Monats-Tiefs abgerutscht.

Die Ursache hierfür habe ich wiederholt aufgezeigt. Die größten Belastungsfaktoren sind die steigenden US-Zinsen und der steigende Dollar. So gab es zuletzt ein paar US-Konjunkturdaten wie zur Industrieproduktion, die etwas besser waren als erwartet.

Das hat bei Investoren die Sorge geschürt, dass die Fed zwar bei der nächsten Sitzung am 20. September die Beine stillhalten könnte, dafür allerdings bei der darauffolgenden Sitzung am 1. November möglicherweise ein weiteres Mal den Leitzins anheben könnte, um dann 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 5,5 bis 5,75 Prozent. Zudem könnte die Fed den Leitzins für eine längere Zeit auf dem erhöhten Niveau belassen.

US-Zinsen auf dem höchsten Niveau seit 2007

Gleichzeitig emittiert das US-Finanzministerium weiter massiv Anleihen – im laufenden Quartal will das Ministerium Anleihen im Volumen von rund einer Billion Dollar an den Mann bringen! Das sorgt für kräftigen Aufwärtsdruck bei den Zinsen. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt bis auf 4,35 Prozent gestiegen, das war das höchste Niveau seit 2007.

Vor dem Hintergrund der kräftig steigenden US-Zinsen sind Aktien und Gold für viele Investoren zusehends unattraktiver geworden. Gleichzeitig haben die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben gezogen, womit die Aktienmärkte und die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite Gegenwind hatten. Mit Kursen um die 1.900 Dollar je Unze notiert der Goldpreis in der Nähe des Fünfeinhalb-Monats-Tiefs.

Die steigenden Zinsen für US-Anleihen treiben die Zinsen für Kredite für Verbraucher und Unternehmen deutlich nach oben. So sind zuletzt die Zinsen für 30jährige Hypothekenkredite auf herbe 7,6 Prozent geklettert – das ist das höchste Niveau seit November 2000! Welch verheerende Folgen das für den Immobilienmarkt haben dürfte, können Sie sich unschwer selbst ausrechnen.

Warten auf Nvidia-Zahlen und Powell-Rede

Umso gespannten warten Investoren auf die Quartalszahlen von Nvidia, die am Mittwochabend, 23. August nach Börsenschluss in den USA veröffentlicht werden. Sollten die Ergebnisse gut ausfallen und der Hersteller von Grafikkarten eine überzeugende Prognose abgeben, könnte das kurzfristig den KI-Hype anheizen und damit auch den Gesamtmarkt kurz nach oben treiben.

Meiner Meinung nach könnte die Party an den Börsen aber nur von kurzer Dauer sein, weil die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weiter steigen dürften, wodurch der Gegenwind für die Aktienmärkte weiter zunehmen würde. Das würde leider auch für weiteren Abwärtsdruck bei Gold sorgen.

Tags darauf, am Donnerstag, 24. August beginnt das Treffen der führenden Notenbanker in Jackson Hole, Wyoming. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten wird Fed-Chef Jay Powell diesmal nicht die Eröffnungsrede am Donnerstag halten, sondern erst am Freitag zur Tat schreiten. Von dem, was er sagt wird es abhängen, wie sich US-Zinsen und Dollar und damit auch die Aktienmärkte und der Goldpreis kurzfristig entwickeln werden.

Was könnte Powell sagen?

Meiner Meinung nach wird Powell einmal mehr betonen, dass die Inflation in den USA zu hoch sei, und die Fed die Inflation weiter bekämpfen und dazu möglicherweise ein weiteres Mal die Zinsen anheben müsse. So ist die offizielle Inflationsrate im Juli leicht gestiegen auf 3,2 Prozent, nach 3,0 Prozent für Juni.

Allerdings schaut die Fed nicht auf diese Inflationsrate, sondern auf die Kernrate des sogenannten PCE-Preisindex, also die Rate des um Energie und Nahrungsmittel bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist zwar im Juni auf 4,1 Prozent eingebrochen, nach 4,6 Prozent für Mai. Allerdings lag die Juni-Rate damit noch weit über dem Zwei-Prozent-Inflationsziel der Fed.

Daher dürfte Powell zudem sagen, dass die Fed bis zum Jahresende noch einen Zinsschritt nach oben machen könnte. Zudem sei eine mögliche baldige Zinssenkung derzeit absolut kein Thema, vielmehr wolle die Fed die Zinsen für längere Zeit auf dem erhöhten Niveau belassen, um so die Inflation weiter zu bekämpfen. Das wäre einmal mehr die alte Leier von Powell!

Wie könnten die US-Zinsen darauf reagieren?

Falls Powell nichts Neues beziehungsweise Überraschendes sagen sollte, dürfte der Anstieg der US-Zinsen weitergehen, was den Dollar noch weiter nach oben treiben sollte. Damit würde meiner Meinung nach der Gegenwind für die Aktienmärkte und den Goldpreis zunehmen.

Ich als Gold-Fan werde daher die Aussagen von Powell und die Reaktion bei US-Zinsen und Dollar genau verfolgen. Schauen wir mal, wie lange Powell die Mär von der „starken US-Wirtschaft“ aufrechterhalten kann. Meiner Meinung nach belasten die stark gestiegen US-Zinsen die hochverschuldeten Verbraucher und Unternehmen massiv, weshalb viele US-Konjunkturdaten innerhalb weniger Monate nach unten rauschen sollten.

In dem Umfeld sollten auch die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kräftig nach unten drehen, womit sich ein derzeit wichtiger Gegenwind für den Goldpreis schlussendlich in Rückenwind umkehren sollte. Die Zeit bis dahin gilt es als Gold-Fan ruhig hinzunehmen und sich nicht verunsichern zu lassen.

Zumal mein Langfristszenario unverändert bleibt, nämlich dass – vor dem Hintergrund der horrenden Verschuldung von Staat, Unternehmen und Verbrauchern – die Fed künftig nicht umhinkommen dürfte, als die Inflation erneut anzuheizen und Inflationsraten von 3 oder 4 Prozent nicht mehr zu bekämpfen. Für mich ist es vielmehr nur eine Frage der Zeit, bis die Fed – trotz gegenteiliger Beteuerungen – ihr Inflationsziel auf 3 bis 4 Prozent anheben wird. Umso besser würde dann das Umfeld für Gold sein.

Umso mehr gilt es, eine Beruhigung bei der Notierung des Edelmetalls abzuwarten und anschließend die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.