Der Goldpreis ist unter die Marke von 4.000 US-Dollar abgerutscht. Umso wichtiger werden die Sitzungen der führenden Notenbanken.
Nach der Einigung zwischen den USA und China im Handelskrieg ist die Rekordfahrt bei S&P500 und Nasdaq nahtlos weitergegangen. Nun warten Investoren auf das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Donnerstag, 30. Oktober.
Hingegen ist der Goldpreis zuletzt eingebrochen und dabei bis auf knapp unter 3.900 US-Dollar je Unze abgerutscht. Damit notierte das Edelmetall um 11,5 Prozent unter dem Rekordhoch, ehe sich der Preis etwas erholt hat und aktuell bei 3.990 US-Dollar notiert. Einige Experten führten die Einigung im Handelskrieg als Grund für die Verkäufe bei Gold an, schließlich sei das Edelmetall nicht mehr so sehr als sicherer Hafen gefragt, zumal es zuvor stark überkauft war.
US-Inflationsdaten sind Fake News
Dabei war der Goldpreis am Freitag, 24. Oktober nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten um 14.30 Uhr kurz gestützt worden, schließlich waren sie leicht besser als erwartet.
Zwar war die Inflationsrate im September leicht gestiegen von 2,9 auf 3,0 Prozent, das lag allerdings leicht unter den Schätzungen der Volkswirte von 3,1 Prozent. Zudem ist die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, leicht zurückgegangen von 3,1 auf 3,0 Prozent und lag damit unter den Erwartungen von 3,1 Prozent.
Also alles Friede, Freude, Eierkuchen? Absolut nicht, schließlich waren im September horrende 40 Prozent der Inflationsdaten geschätzt worden – das ist mit weitem Abstand Rekord. Früher lag die Quote bei 8 bis 10 Prozent. Wenn nun aber plötzlich 40 Prozent der Daten geschätzt sind, dann ist das Ergebnis von vornherein klar: Die Inflation ist bei Weitem nicht so hoch, wie man es erwarten würde.
Ich hatte vergangene Woche geschrieben, dass es mich keineswegs überraschen würde, falls die US-Inflationsdaten etwas besser ausfallen sollten als erwartet, schließlich drängt Trump auf kräftige Zinssenkungen.
Umso besser die Inflationsdaten sind, umso stärker könnte die Fed die Leitzinsen senken und damit die Zinsen für Staatsanleihen mit nach unten ziehen, was auch die Zinsen für Kredite an Verbraucher und Unternehmen mit nach unten ziehen und damit die Konjunktur ankurbeln würde.
Warten auf Fed-Sitzung…
Am Mittwochabend, 29. Oktober steht die Fed-Sitzung ganz oben auf der Agenda der Investoren. Nachdem sich der Arbeitsmarkt zuletzt stark abgekühlt hat – im August waren lediglich 22.000 Jobs geschaffen worden (Zahlen für September sind wegen des Shutdowns noch nicht veröffentlicht worden) -, ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass die Fed nun den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 3,75 bis 4,0 Prozent senken wird.
Auf der Pressekonferenz ab 20.30 Uhr (deutscher Zeit) dürfte Fed-Chef Jay Powell einmal mehr betonen, dass mögliche weitere Zinssenkungen „datenabhängig“ seien.
Von großer Bedeutung wird zudem sein, was er zum Thema Anleihenverkäufe sagt. Sollte er – wie schon zuletzt – erneut sagen, dass die Verkäufe innerhalb weniger Monate auslaufen könnten, dürfte das Investoren erfreuen, schließlich bedeutet das eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Schließlich würde die Fed damit künftig dem Finanzsystem – und damit teilweise der Realwirtschaft – keine Liquidität mehr entziehen.
Je taubenhafter sich Powell auf der Pressekonferenz geben sollte, für umso mehr Abwärtsdruck sollte das auf die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sorgen, was wiederum den US-Dollar mit nach unten ziehen dürfte. In dem Umfeld bekämen die US-Aktienmärkte weiteren Auftrieb – und gerade auch der Goldpreis.
… und EZB-Sitzung
Tags drauf am Donnerstag, 30. Oktober folgt die EZB-Sitzung. Zwar ist die Inflationsrate in der Eurozone im September von 2,1 auf 2,2 Prozent gestiegen, damit liegt die Rate dennoch in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels der EZB.
Für viele Investoren ist es daher ausgemachte Sache, dass die EZB den Einlagenzins für die Banken – darüber steuert die EZB derzeit die Geldpolitik – bei 2,0 Prozent belassen dürfte. Zudem könnte EZB-Chefin Christine Lagarde einmal mehr betonen, dass die Geldpolitik in einer „guten Lage“ sei.
Das Problem ist allerdings, dass je tiefer die Fed den Leitzins senkt, das für umso mehr Abwärtsdruck auf den US-Dollar gegenüber dem Euro sorgen würde. Das Letzte, das die EZB aber möchte, ist, dass der Euro weiter gegenüber dem US-Dollar weiter aufwertet, schließlich liegt der Euro bereits in der Nähe des Vier-Jahres-Hochs gegenüber dem US-Dollar.
Je weiter der Euro steigen würde, umso mehr würde das die Produkte aus der Eurozone in den USA teurer machen und damit die hiesige Exportwirtschaft weiter belasten, die unter Trumps Strafzöllen ohnehin deutlich leidet. Gleichzeitig dämpft ein steigender Euro die Inflation.
Meiner Meinung nach strebt die EZB allerdings eine möglichst hohe Inflation an, um so die Schulden der hochverschuldeten Südländer Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland deutlich zu entwerten.
Vor dem Hintergrund kann die EZB in den nächsten Monaten eigentlich nicht zuschauen und nichts tun, während die Fed die Zinsen immer weiter senken sollte. Sollte auch die EZB wieder auf Zinssenkungskurs gehen, würde der Goldpreis noch attraktiver werden als ohnehin schon.
Schließlich hat das Edelmetall in den vergangenen 25 Jahren Ihre und meine Kaufkraft hervorragend erhalten und das sollte auch in den nächsten Jahren so weitergehen.
Gold bleibt aussichtsreich
Ich kann nicht ausschließen, dass der Goldpreis kurzfristig noch etwas nachgibt, schließlich liegt die 50-Tage-Linie erst bei 3.781 US-Dollar – und möglicherweise könnte die Notierung auch noch ein paar Prozent unter die 50-Tage-Linie fallen.
Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall allerdings glänzend, schließlich hat sich an den Fundamentaldaten nichts geändert. Trump will, dass die Zinsen in den USA kräftig sinken und der US-Dollar schwach ist.
Etliche Finanzprofis haben zuletzt gewarnt, dass es im kommenden Jahr negative Realzinsen in den USA geben könnte, dass also die Nominalzinsen unter der Inflationsrate liegen könnten. Das wäre ein glänzendes Umfeld für Gold.
Meiner Meinung nach macht es daher großen Sinn, eine Beruhigung beim Goldpreis abzuwarten und anschließend die deutlich gesunkenen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.
