Trotz einer Berg- und Talfahrt notieren S&P 500 und DAX nur knapp unter ihren jeweiligen Rekordhochs. Umso mehr rücken die US-Inflationsdaten in den Fokus der Investoren.

Etliche Faktoren haben zuletzt für eine Berg- und Talfahrt an den Aktienmärkten gesorgt. Zuerst hatte der Iran mit zahlreichen Raketen Israel angegriffen, woraufhin der Ölpreis nach oben geschossen war und damit die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben getrieben hat.

Das hatte wiederum für Verkaufsdruck bei S&P 500 und DAX gesorgt, nach dem Motto, wenn die Verbraucher mehr Geld für Sprit ausgeben müssen, haben sie weniger Geld für den Konsum.

Am vergangenen Freitag, 4. Oktober fiel dann der US-Arbeitsmarktbericht viel besser aus als erwartet, woraufhin die US-Zinsen erneut kräftig gestiegen sind. So waren laut den offiziellen Angaben im September 254.000 Jobs geschaffen worden, das lag meilenweit über den Schätzungen der Volkswirte von 132.500.

Daraufhin haben Investoren aber nicht etwa Aktien verkauft, sondern vielmehr gekauft. Der Gedanke dahinter: Wenn der US-Arbeitsmarkt deutlich besser läuft als erwartet, dann sind auch die Umsatz- und Gewinnperspektiven der Unternehmen diesseits und jenseits des Atlantiks besser als erwartet.

Da haben viele Investoren darüber hinweggesehen, dass etliche seriöse Experten sich die sensationell guten US-Arbeitsmarktdaten absolut nicht erklären konnten. Ich kann mir ehrlich gestanden auch keinerlei Reim darauf machen.

US-Zinsen schießen nach oben

Zur Erinnerung: In dem Umfeld sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zwischen dem Tief am Dienstag, 1. Oktober bei 3,73 Prozent bis zum Hoch am Montag, 7. Oktober, also innerhalb von nur vier Handelstagen um 30 Basispunkte (0,3 Prozentpunkte) auf 4,03 Prozent nach oben geschossen. Das ist eine gewaltige Bewegung – das bedeutet einen Anstieg um herbe 150 Basispunkte und mehr innerhalb eines Monats – Wahnsinn!

Während der Goldpreis in dem Umfeld unter relativ überschaubaren Ausschlägen tagelang rund um die Marke von 2.650 Dollar je Unze geschwankt war, hat er am Dienstag, 8. Oktober plötzlich deutlich nachgegeben . Einen Grund hierfür kann ich aber absolut nicht finden, denn die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen waren auf einer kleinen Berg- und Talfahrt.

Gleichzeitig gab es kaum Bewegung beim Dollar. Also hatte die Notierung des Edelmetalls weder von den US-Zinsen, noch vom Dollar Gegenwind. Dennoch ist der Preis über den Futures-Markt nach unten gedrückt worden – ich würde sagen „nach unten manipuliert worden.“

Noch eine Sache zum Thema, dass die US-Wirtschaft angeblich so floriert. Woher das überraschend starke Wachstum der US-Wirtschaft herkommt, kann man schnell herausfinden: es liegt nicht zuletzt am weiterhin rasanten Anstieg der US-Staatsschulden.

Die Schulden auf Bundesebene waren zwischen dem 25. September und dem 1. Oktober, also innerhalb von nur vier Arbeitstagen um rund 365 Milliarden Dollar auf den Rekord von 35,67 Billionen Dollar gestiegen. Sie lesen richtig: „innerhalb von nur vier Arbeitstagen um rund 365 Milliarden Dollar… gestiegen.“ Wahnsinn!!

Deutsche Wirtschaft weiterhin schwach

Im Gegensatz zur angeblich florierenden US-Wirtschaft ist die deutsche Wirtschaft weiterhin schwach und es ist absolut keine Besserung in Sicht. So war der Auftragseingang für die deutsche Industrie im August um 5,8 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen, hingegen hatten Volkswirte mit einem Rückgang um lediglich 2,0 Prozent gerechnet.

Da half es auch nicht viel, dass der Anstieg für Juli von 2,9 Prozent auf 3,9 Prozent gegenüber dem Vormonat nach oben korrigiert worden ist. Meiner Meinung nach deutet nichts darauf hin, dass der Auftragseingang einen Boden erreicht haben könnte, vielmehr gehe ich von einer anhaltenden Talfahrt aus.

Die einzige Hoffnung für viele deutsche Industriefirmen dürfte nur sein, dass die geplanten Stimulus-Maßnahmen in China die dortige Wirtschaft spürbar ankurbeln, wovon vielleicht auch etliche deutsche Unternehmen etwas profitieren könnten.

Dass allerdings die Aktien der deutschen Autohersteller und jene ihrer hiesigen Zulieferer nach einem kurzen Kurssprung nach oben schnell wieder nach unten gedreht sind, ist allerdings absolut kein gutes Zeichen.

Wenn selbst der geplante Stimulus in China für keine Trendwende nach oben bei diesen Aktien und damit bei den Gewinnperspektiven der hiesigen Unternehmen sorgen kann, dann ist das meiner Meinung nach ein sehr, sehr schlechtes Zeichen.

US-Inflationsdaten ganz oben auf Agenda

Nun warten Investoren auf das Fed-Protokoll, das am Mittwochabend, 9. Oktober veröffentlicht wird. Anleger wollen aus der Mitschrift zur Sitzung vom 18. September vor allem herauslesen, welche Pläne die Fed eventuell für die nächste Sitzung am Donnerstag, 7. November, also zwei Tage nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November, haben könnte.

Nach einigen überraschend guten US-Konjunkturdaten, gerade den Arbeitsmarktbericht, gehen viele Investoren davon aus, dass die Fed den Leitzins diesmal nicht erneut um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte), sondern um lediglich 25 Basispunkte senken könnte.

Am Donnerstag stehen dann die US-Inflationsdaten, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, ganz oben auf der Agenda. Die Inflationsrate soll im September etwas zurückgegangen sein auf 2,3 Prozent, nach 2,5 Prozent für August.

Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im September bei 3,2 Prozent stagniert haben, was weiterhin ein ziemlich hohes Niveau wäre.

Sollten die Zahlen zur Inflations- oder zur Kernrate auch nur minimal besser sein als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zumindest kurz sinken, woraufhin im Gegenzug die Aktienmärkte und der Goldpreis zulegen sollten.

Glänzende Aussichten

Wie immer sich der Goldpreis kurzfristig entwickeln mag, die mittel- und langfristigen Aussichten sind besser als jemals zuvor. Einerseits heizt China mit den geplanten Stimulus-Maßnahmen die Inflation im eigenen Land an, und exportiert damit Inflation, denn die chinesischen Produkte werden im Ausland teurer.

Andererseits dürfte die nächste US-Regierung, sei es unter der Führung von Donald Trump oder Kamala Harris, noch viel mehr Schulden machen als die derzeitige unter Joe Biden.

Gleichzeitig will die Fed die Zinsen aber nicht etwa anheben, um die Inflation zu bekämpfen, sondern vielmehr die Zinsen bis Ende 2025 kräftig senken. Das wird die Schuldensause bei Verbrauchern und Unternehmen anheizen und damit auch die Inflation.

In dem Umfeld dürfte die EZB die Zinsen ebenfalls massiv senken, um eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar zu verhindern. Auch das heizt wiederum die Inflation an, sprich Ihre und meine Kaufkraft wird wieder einmal verringert werden.

In den nächsten Monaten und Jahren droht also ein Umfeld steigender Inflationsraten bei gleichzeitig sinkenden Zinsen, womit der Realzins (Nominalzins minus Inflationsrate) immer geringer würde.

Das wäre ein schlechtes Umfeld für viele Verbraucher, weil die Preise für viele Güter und Dienstleistungen immer weiter steigen dürften, von Lebensmitteln bis zu Immobilien. Dass der Kauf eines Hauses oder einer Wohnung für viele potenzielle Käufer dann noch unerschwinglicher würde als ohnehin schon, versteht sich von selbst.

Gleichzeitig dürfte es immer weniger Zinsen für Sparer geben, man kann sich also als Sparer praktisch nicht gegen den Verlust der Kaufkraft schützen.

Das wäre allerdings ein hervorragendes Umfeld für Gold, sprich die Rekordfahrt des Goldpreises sollte meiner Meinung nach in den nächsten Monaten und Jahren klar weitergehen. Daher ist es weiterhin ratsam, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.