Der US-Aktienmarkt hat zuletzt deutlich nachgegeben, während sich der Goldpreis in der Nähe des Rekordhochs gehalten hat. Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten.
Die Schere zwischen DAX und S&P 500 ist zuletzt weiter auseinandergegangen. Während der DAX seit Jahresanfang um 13 Prozent gestiegen ist, sind es bei dem US-Index lediglich 1,3 Prozent.
Dabei waren in den USA zuletzt gerade die hochgewichteten Technologieaktien unter Druck, weil bei Investoren allmählich Zweifel aufkommen, ob der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) nicht etwas übertrieben gewesen sein könnte. Hingegen fließt die enorme Liquidität in der Eurozone in die Aktien aus der Region, wobei neben dem DAX auch etliche andere Indizes deutlich auf dem Weg nach oben sind.
Hingegen war der Goldpreis am Montag, 25. Februar innerhalb von lediglich 2 Stunden um rund 50 Dollar je Unze eingebrochen, ehe die Notierung des Edelmetalls wieder deutlich nach oben gedreht ist. Mit Kursen von rund 2.915 Dollar je Unze liegt der Goldpreis um lediglich 1 Prozent unter dem Rekordhoch.
Für den plötzlichen Kursrutsch nach unten gab es aber keinerlei fundamentale Gründe, vielmehr waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach schwachen Daten zum US-Verbrauchervertrauen eingebrochen. In dem Umfeld hätte der Goldpreis eigentlich nicht fallen dürfen, sondern hätte vielmehr steigen müssen.
US-Konjunkturdaten schüren Sorgen
Auf den US-Aktienmarkt haben zuletzt zudem die überraschend schwachen US-Konjunkturdaten gedrückt, nachdem in den vergangenen Wochen das Problem war, dass die Inflationsdaten schlechter waren als erwartet. Nach den Inflations- kommen also plötzlich Wachstumssorgen auf.
So waren die US-Neubaubeginne im Januar auf eine Jahresrate von 1,37 Mio. Einheiten eingebrochen, das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von 1,40 Mio. Einheiten. Allerdings waren die Zahlen für Dezember 2024 etwas nach oben korrigiert worden.
Zudem ist der Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia für die dortigen Industrieunternehmen im Februar von 44,3 auf nurmehr 18,1 Punkte kollabiert und hat damit die Erwartungen von 22,7 Punkten bei Weitem verfehlt.
Und schließlich war der von S&P Global veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die US-Wirtschaft im Februar überraschend eingebrochen, was vor allem am Einbruch im wichtigen Dienstleistungssektor lag.
Wieso sich die Aussichten für die US-Wirtschaft innerhalb eines Monats dermaßen verschlechtert haben sollen, kann ich ihnen nicht erklären, schließlich sollen die von US-Präsident Donald Trump geplanten Strafzölle die heimische Industrie und damit die Wirtschaft insgesamt ankurbeln. Offensichtlich haben aber viele US-Firmen sorgen vor den Reaktionen anderer Volkswirtschaften, also deren mögliche Strafzölle auf US-Produkte.
Kein Wunder, dass bei der Serie schwacher US-Konjunkturdaten Investoren in den sicheren Hafen US-Anleihen geflüchtet sind, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen bis auf 4,30 Prozent nach unten gerauscht sind. Seit Mitte Januar, also innerhalb von 6 Wochen, steht damit ein Rutsch um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) nach unten zu Buche – das ist eine enorme Bewegung! Im Gegenzug ist Gold umso attraktiver geworden.
EZB-Mitglied fordert Pause bei Zinssenkungen
Hierzulande hat eine Aussage von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel für Verwunderung bei Investoren gesorgt. Schnabel hatte vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation eine Diskussion über ein Pausieren oder gar ein Ende der Zinssenkungen der EZB gefordert.
Das hat viele Investoren sehr überrascht, waren sie doch davon ausgegangen, dass die EZB in den nächsten Monaten den Einlagenzins für die Banken – darüber steuert die EZB derzeit die Geldpolitik – in den nächsten Monaten von zuletzt 2,75 Prozent zügig auf 2 Prozent oder sogar darunter senken würde, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln.
Ich würde Schnabels Aussagen nicht überbewerten, schließlich haben die Notenbanker aus den Südländern weiterhin die Mehrheit im EZB-Rat, weshalb die Zinssenkungen meiner Meinung nach in den nächsten Monaten nahtlos weitergehen dürften. Umso attraktiver würde Gold werden. Dass allerdings weitere Zinssenkungen der EZB die Inflation in der Eurozone weiter anheizen würden, versteht sich von selbst.
Investoren warten auf Nvidia-Zahlen und US-Inflationsdaten
Zuerst stehen allerdings zwei Sachen ganz oben auf der Agenda der Investoren: Einerseits die Zahlen von Nvidia am Mittwochabend, 26. Februar nach Börsenschluss in den USA. Und andererseits die US-Inflationsdaten, die am Freitag, 28. Februar um 14.30 Uhr veröffentlicht werden.
Dabei geht es allerdings nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den PCE-Preisindex, sowie die Kernrate des PCE-Preisindex, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.
Der Preisindex soll im Januar leicht zurückgegangen sein auf 2,5 Prozent, nach 2,6 Prozent für Dezember 2024. Zudem soll die Kernrate im Januar auf 2,6 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,8 Prozent für Dezember. Sollten die Daten, sei es zum Preisindex, oder zur Kernrate, auch nur minimal besser sein als erwartet, sollte sich die Talfahrt bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen beschleunigen.
Das sollte für umso mehr Auftrieb beim Goldpreis sorgen, zumal wenn die sinkenden Zinsen den Dollar weiter mit nach unten ziehen würden, womit die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite aus Rückenwind bekäme.
Wie immer sich der Goldpreis kurzfristig auch entwickeln mag, die mittel- und langfristigen Aussichten bleiben glänzend. Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.