Während der US-Aktienmarkt auf neue Rekordhochs gestiegen ist, hat der DAX erst neulich nach oben gedreht. Zudem hat sich der Goldpreis bemerkenswert gut gehalten.
Die Stimmung vieler Anleger wird immer besser. Einerseits hat der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) die US-Technologieaktien nach oben getrieben und damit den S&P 500 in den vergangenen Tagen auf ein neues Rekordhoch gebracht.
Hingegen hinkte der DAX dem US-Index seit Mitte Dezember deutlich hinterher, weil es im DAX mit SAP praktisch nur ein Unternehmen gibt, das von KI profitiert. Nachdem die Walldorfer Softwareschmiede aber am Mittwoch, den 24. Januar, gute 2023er-Zahlen und einen überzeugenden Ausblick vorgelegt hatte, ist die Aktie des schwersten DAX-Wertes nach oben geschossen und hat damit den Index mit nach oben gezogen. Somit notiert er nur noch um knapp ein Prozent unter seinem Spitzenwert vom Dezember 2023.
Hingegen war der Goldpreis in den vergangenen Tagen auf einer Berg- und Talfahrt. Mit Kursen von rund 2.030 US-Dollar je Unze notiert er damit ungefähr auf dem Stand von vor einer Woche.
Ich finde, das ist eine mehr als beachtliche Leistung. Schließlich waren zwischendurch die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen gestiegen und hatten damit den US-Dollar mit nach oben gezogen. Das hatte den Goldpreis belastet. Anschließend ging es bei den US-Zinsen und dem US-Dollar aber wieder etwas abwärts, woraufhin die Notierung des Edelmetalls wieder nach oben gedreht ist.
Investoren zweifeln an US-Zinssenkung im März
Für den zwischenzeitlichen Anstieg bei den US-Zinsen hatten ein paar besser als erwartete US-Konjunkturdaten gesorgt. So waren beispielsweise die Einzelhandelsumsätze im Dezember um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Das war etwas besser als das Plus von 0,4 Prozent, das Volkswirte vorhergesagt hatten.
Allerdings gab es auch etliche Zahlen aus den USA, die schwächer waren als erwartet, wie die US-Verkäufe bestehender Häuser. Sie zeigen, wie sehr der Immobiliensektor unter den zwischenzeitlich stark gestiegenen Zinsen leidet.
Dennoch zweifeln viele Investoren zusehends, ob die Fed bei der übernächsten Sitzung am 20. März den Leitzins tatsächlich senken könnte. Die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) lag zuletzt bei nur mehr rund 50 Prozent. Noch vor einem Monat waren es noch knapp 90 Prozent!
EZB-Chefin Lagarde dämpft Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen
Umso gespannter warten viele Investoren auf die EZB-Sitzung am Donnerstag, den 25. Januar. Dass es der Wirtschaft der Eurozone alles andere als gut geht und sie sich in einer Stagnation befindet, haben wir zahllose Male besprochen.
Dennoch haben EZB-Chefin Christine Lagarde und etliche ihrer Kollegen zuletzt Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Vielmehr hat Lagarde Investoren für ihre Erwartungen an kräftige Zinssenkungen im Jahr 2024 kritisiert.
Die Logik dahinter ist klar: Wenn diese Erwartungen die Anleihezinsen in der Eurozone nach unten drücken, lockert das die Finanzbedingungen. Das wiederum kurbelt die Wirtschaft und damit die Inflation an und erschwert damit deren Bekämpfung – so die einfache Denke der EZB!
Dabei sollte eigentlich Jedermann klar sein, was der wirkliche Treiber der Inflation in der Eurozone ist: die jahrelang viel zu lockere Geldpolitik der EZB mit Strafzinsen und gigantischem Gelddrucken. Selbst jetzt baut die EZB ihren Anleihebestand durch den Verkauf von Papieren nur extrem langsam ab.
Gespanntes Warten auf EZB-Sitzung
Was könnte die EZB nun bei der Sitzung ankündigen? Die Zinsen dürften bleiben wo sie sind, also der Leitzins bei 4,5 Prozent und der Einlagenzins bei 4,0 Prozent. Zudem dürfte Lagarde auf der Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung die Erwartungen an baldige Zinssenkungen einmal mehr dämpfen.
Die Erklärung hierfür dürfte die gleiche wie schon in den vergangenen Wochen sein. Umfassende Daten für Lohnabschlüsse im ersten Quartal – und damit mögliche Auswirkungen auf die Inflation – stünden erst Ende April zur Verfügung und könnten damit erst bei den Prognosen bei der EZB-Sitzung am 6. Juni berücksichtigt werden. Das wäre damit also der frühestmögliche Zeitpunkt für eine mögliche Zinssenkung, wovon auch etliche Experten derzeit ausgehen.
Ich bin hingegen der Überzeugung, dass Vieles einmal mehr von der Fed abhängen dürfte. Sollte sie – wie ich erwarte – im März den Leitzins erstmals senken, dürfte meiner Meinung nach die EZB schon bei der Sitzung am 11. April hinterhereilen und die Zinsen ebenfalls senken.
Denn ansonsten würde der Euro gegenüber dem US-Dollar steigen. Und das Letzte, was die sehr schwache Konjunktur in der Eurozone brauchen kann, wäre ein steigender Euro, wodurch sich das Exportgeschäft der hiesigen Firmen abschwächen würde, weil deren Produkte in den USA teurer würden.
Wichtige US-Daten im Fokus
Am Donnerstag, den 25. Januar, werden zudem die Daten zum Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal bekanntgegeben. Tags darauf am Freitag folgen die Zahlen zum sogenannten PCE-Preisindex, einem wichtigen Inflationsindikator.
Je nachdem wie die EZB-Sitzung und die nächsten Konjunkturdaten aus den USA ausfallen, könnten die US-Zinsen und der US-Dollar noch etwas steigen, was kurzfristig den Goldpreis belasten würde. Sollte er trotz möglicherweise steigender US-Zinsen bzw. steigendem US-Dollar nicht nachgeben, wäre das meiner Meinung nach ein sehr gutes Zeichen.
Hingegen dürfte die Notierung des Edelmetalls umso mehr Rückenwind bekommen, wenn das Thema Zinssenkungen in den USA wieder stärker in den Fokus der Investoren rücken sollte. Meiner Meinung nach bleiben daher die Aussichten für den Goldpreis auf Sicht weniger Monate positiv, die mittel- und langfristigen Aussichten sind ohnehin glänzend.
Ich gehe daher davon aus, dass der Goldpreis schon sehr bald deutlich nach oben drehen sollte. Daher ist jetzt die Zeit, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.