Während der DAX von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, nehmen die US-Indizes ihre Spitzenwerte von Ende 2021 zusehends in Visier. Können Fed- und EZB-Sitzung die Party stören?
Die Jahresendrally diesseits und jenseits des Atlantiks läuft auf vollen Touren und nichts scheint die Party aufhalten zu können. Für Rückenwind sorgt vor allem die Hoffnung auf eine Zinswende der Fed und der EZB jeweils im Frühjahr 2024, gefolgt von kräftigen Zinssenkungen in den darauffolgenden Monaten bis zum Jahresende.
In dem Umfeld sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kräftig auf Talfahrt, was die Aktienmärkte beflügelt. Das stützt eigentlich auch den Goldpreis. Allerdings hat er von der Erholung des Dollar etwas Gegenwind.
Einen Rückgang auf rund 1.980 Dollar je Unze und damit um 7,4 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von Anfang Dezember lässt sich dadurch meiner Meinung nach aber keineswegs erklären. Vielmehr haben meiner Meinung nach die Fed und die in ihrem Sinne agierenden Banken den Goldpreis künstlich nach unten manipuliert.
Warten auf Fed-Sitzung…
Nach den kräftigen Kursgewinnen an den Aktienmärkten sind viele Anleger blendender Laune und wollen sich diese von der Fed-Sitzung am Mittwochabend, 13. Dezember auch nicht verderben lassen. Die neuesten US-Inflationsdaten dürften der Fed jedenfalls keinen Grund liefern, um sich überraschend falkenhaft zu geben.
So war die Inflationsrate im November – wie von Volkswirten vorhergesagt – leicht zurückgegangen auf 3,1 Prozent, nach 3,2 Prozent für Oktober. Gleichzeitig stagnierte die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im November wie erwartet bei 4,0 Prozent.
Für viele Investoren ist es daher ausgemachte Sache, dass die Fed bei ihrer Sitzung am 13. Dezember den Leitzins bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen wird. Von großer Bedeutung ist dabei vor allem die Prognose der Fed zu den Leitzinsen im vierten Quartal 2024.
Etliche Analysten gehen davon aus, dass die Fed für 2024 Zinssenkungen um insgesamt lediglich 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) ankündigen wird, womit der Leitzins Ende 2024 bei 4,9 Prozent (der Mitte der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent) liegen würde.
Hingegen sind an den Märkten derzeit Zinssenkungen um mehr als 100 Basispunkte eingepreist. Selbst wenn die Fed am Mittwoch eine Reduktion um insgesamt lediglich 50 Basispunkte ankündigen sollte, sollte das meiner Meinung nach die Anleihen- und damit die Aktienmärkte aber nicht überraschen und damit für keine großen Turbulenzen sorgen.
Denn viele Investoren wissen, dass die Fed nicht so plötzlich eine verbale Kehrtwende einleiten kann, nachdem viele Fed-Mitglieder bisher immer gebetsmühlenartig behauptet hatten, dass man mit gleichbleibend hohen Zinsen in den nächsten Monaten die Inflation (gemeint ist nicht die offizielle Inflationsrate, sondern vielmehr die Kernrate des PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed) in Richtung 2 Prozent drücken müsse.
… und EZB-Sitzung
Tags darauf am Donnerstag, 14. Dezember findet die EZB-Sitzung statt. Nach einer Serie schwacher Konjunkturdaten aus der Eurozone und nachdem die Inflationsrate im November auf 2,4 Prozent und damit das niedrigste Niveau seit Juli 2021 eingebrochen ist – und sich damit zügig dem Inflationsziel der EZB von rund 2 Prozent nähert -, spekulieren viele Investoren, ob die EZB bereits im März, oder April 2024 die Zinsen senken könnte. Zudem sind bis zum Jahresende Zinssenkungen um insgesamt 150 Basispunkte eingepreist.
Im Klartext: die EZB soll den Leitzins von aktuell 4,5 Prozent im kommenden Jahr noch drastischer senken als die Fed. Vor dem Hintergrund bin ich mal gespannt, wie EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz am 14.45 Uhr Investoren weißmachen wird, dass für die EZB mögliche Zinssenkungen in den nächsten Monaten derzeit absolut kein Thema seien. Derartige Sprüche glaubt außer den EZB-Mitgliedern aber absolut kein Mensch!
Wie geht es mit PEPP und APP weiter?
Und spannend wird auch sein, was die EZB zu dem Pandemienotfallkaufprogramm PEPP mit einem Volumen von aktuell 1,67 Billionen Euro sagen wird. Bislang will die EZB die alten auslaufenden Anleihen bis Ende 2024 reinvestieren. Der Sinn der Übung: Die Zinsen für die hochverschuldeten Länder, wie Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland künstlich niedrig halten.
Das Problem an der Sache: Sollte die EZB irgendwann mit dem Abbau der PEPP-Anleihen beginnen, bedeutet das eine Verschärfung der Geldpolitik. Das würde damit konträr zu möglichen Zinssenkungen laufen, die eine Lockerung der Geldpolitik bedeuten.
Ich gehe davon aus, dass Lagarde Investoren mit möglichen Plänen zum PEPP vertrösten wird. Die EZB hat es nämlich ganz und gar nicht eilig mit dem Abbau – und damit dem Entzug von Liquidität aus dem Finanzsystem, was zwangsläufig für Aufwärtsdruck bei den Zinsen für hochverschuldete Länder sorgen würde.
Dass genau das der Fall ist zeigt, dass die EZB ihr altes APP-Anleihenkaufprogramm nur in sehr homöopathischen Dosen abbaut. Im November sind Anleihen für lediglich 17,5 Mrd. Euro verkauft worden, wodurch der Bestand am Monatsende auf 3,04 Billionen Euro gesunken ist, was allerdings immer noch ein horrender Wert ist!
Wenn die EZB die Geldpolitik lockert, dann druckt die EZB schnell mal 50, 80, oder 100 Mrd. Euro im Monat. Wenn es aber darum geht, etwas gegen die hohe Inflation zu unternehmen, dann wird nur 17,5 Mrd. Euro an Liquidität entzogen. Und im nächsten Monat könnte es noch weniger sein, je nach dem Volumen der auslaufenden Anleihen.
Im Klartext: Die EZB wird meiner Meinung nach in den nächsten Jahren alles in ihrer Macht stehende tun, um die Inflation künstlich anzuheizen, die Zinsen für die Südländer künstlich nach unten zu manipulieren und so den Euro weiter abzuwerten. Denn nur so kann die EZB verhindern, dass die Zinsen für die Südländer deutlich steigen, was die dortige Schuldensause merklich dämpfen würde.
Eine Inflation von 2 Prozent ist das Gegenteil von „stabilen Preisen“, von den Lagarde und ihre Kollegen gelegentlich mal reden. Eine Inflation von „nur“ 2 Prozent über einen Zeitraum von 10 Jahren bedeutet, dass die Preise – mit Zinseszinseffekt gerechnet – nach 10 Jahren um 21,9 Prozent über dem Ausgangsniveau liegen. Entsprechend groß ist Ihr und mein Verlust an Kaufkraft!
Solange die EZB diese verantwortungslose Politik betreibt, solange ist es meiner Meinung nach immens wichtig, sich dagegen mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen.
Gold bleibt aussichtsreich
Niemand kann vorhersagen, wie es kurzfristig mit dem Goldpreis weitergehen könnte. Zwar gehe ich davon aus, dass die Talfahrt bei den US-Zinsen klar weitergehen sollte, was die Notierung des Edelmetalls stützen würde. Sollte dann die Erholung des Dollar auslaufen, könnte der Goldpreis schnell wieder nach oben drehen in Richtung der Rekordhochs.
Die mittel- und langfristigen Aussichten bleiben meiner Meinung nach ohnehin glänzend. Vor dem Hintergrund dürfte sich der jüngste Kursrückgang einmal mehr als hervorragende Gelegenheit herausstellen, um den eigenen Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken.
Und selbstverständlich eignet sich Gold auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk für Ihre Lieben!