Die Aktienmärkte hatten ebenso etwas nachgegeben wie der Goldpreis, ehe beide zuletzt nach oben gedreht sind. Umso wichtiger werden die US-Inflationsdaten am Freitag.

Die Stimmung vieler Anleger dürfte sich seit dem Start der neuen Woche deutlich verbessert haben. Nachdem am vergangenen Freitag, 19. April der Einbruch bei etlichen US-amerikanischen KI- (Künstliche Intelligenz) und -Technologieaktien die Aktienmärkte deutlich nach unten gedrückt hatte, sind sie seit dem Beginn der neuen Woche deutlich auf Erholungskurs, womit sich S&P 500 und DAX ihren Rekordhochs nähern.

Hingegen war der Goldpreis – nach der vorherigen Rekordfahrt – zum Start in die neue Woche deutlich eingeknickt, ehe er sich erholt hat. Grund war, dass die Reaktion Israels auf den vorherigen Angriff des Iran offenbar keine großen Schäden im Iran angerichtet hat, weshalb die Lage nicht weiter eskaliert ist, sondern sich vielmehr etwas entspannt hat.

Wegen des nachlassenden geopolitischen Risikos haben etliche Investoren Gold verkauft, woraufhin der Preis nachgegeben hat. Meiner Meinung nach sollte die Rekordfahrt bei der Notierung des Edelmetalls damit allerdings nur kurz unterbrochen werden (dazu gleich mehr).

US-Daten schüren Inflationssorgen

Hingegen hatte der Goldpreis zuletzt keinen Gegenwind mehr von der US-Zinsseite, nachdem die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen – nach dem vorherigen kräftigen Anstieg – in den vergangenen Tagen insgesamt lediglich seitwärts tendiert sind. Gleichzeitig hat der Dollar leicht nachgegeben, was den Goldpreis gestützt hat.

Dabei hatte der Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia zuletzt Inflationssorgen geschürt. Der Index ist üblicherweise einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt. So war die Komponente mit den Preisen, die die befragten Unternehmen zuletzt gezahlt haben, von März auf April von 3,7 auf 23,0 Punkte explodiert. Dass eine solche Zahl Investoren beunruhigt, sollte niemanden überraschen.

Für Aufsehen bei Investoren hat zuletzt auch der Einkaufsmanagerindex für die US-Wirtschaft, also Industrie plus Dienstleistungen, von S&P Global gesorgt. Demnach ist der Index im April von 52,1 auf 50,9 Punkte gesunken und lag damit nicht nur am 4-Monats-Tief, sondern auch deutlich unter den Erwartungen. Mit einem Niveau von knapp über 50 Punkten signalisiert der Index damit nur noch ein schwaches Wirtschaftswachstum. Das war kein guter Start in das neue Quartal.

Nach der Vorlage der Daten am Dienstag, 23. April um 15.45 Uhr waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kurz eingeknickt, woraufhin die Erholung beim Goldpreis weitergegangen ist.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso gespannter warten Investoren auf 2 wichtige Konjunkturdaten aus den USA: Einerseits die Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das 1. Quartal, die am Donnerstag, 25. April um 14.30 Uhr (deutscher Zeit) veröffentlicht werden. Demnach soll die US-Wirtschaft um annualisiert 2,3 Prozent gewachsen sein, nach 3,4 Prozent für das 4. Quartal 2023. Der annualisierte Wert wird berechnet, indem man die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit 4 multipliziert.

Sollten die Daten wie erwartet ausfallen, würde das auf eine weiterhin florierende Wirtschaft hindeuten. Umso mehr gilt es dann zu schauen, wie die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und damit die Aktienmärkte und der Goldpreis auf die Zahlen reagieren. Überraschend gute Daten könnten den Zinsanstieg in den USA beschleunigen, was kurzfristig den Goldpreis belasten könnte.

Andererseits stehen die US-Inflationsdaten, die am Freitag, 26. April um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, ganz oben auf der Agenda der Investoren. Dabei geht es diesmal nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den sogenannten PCE-Preisindex, sowie die Kernrate, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex.

Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed, weshalb die Kernrate von größter Bedeutung ist. Gleichzeitig rückt die nächste Fed-Sitzung am 1. Mai schnell näher.

Sollten die Daten zum PCE-Preisindex oder zur Kernrate auch nur minimal besser sein als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zumindest kurz sinken. Das sollte die Aktienmärkte und den Goldpreis beflügeln, umso mehr, wenn die möglicherweise sinkenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen sollten.

Glänzende Aussichten

Wie immer es auch kurzfristig beim Goldpreis weitergehen sollte, die mittel- und langfristigen Aussichten bleiben hervorragend. Denn die regierenden Demokraten von US-Präsident Joe Biden dürften in den nächsten Monaten mit einem herben Haushaltsdefizit die Konjunktur ankurbeln und damit für eine anhaltende Dollar-Schwemme sorgen. Das wiederum sollte für Auftrieb beim Goldpreis sorgen, selbst wenn die US-Zinsen weiter steigen sollten.

Zudem gehe ich weiterhin klar davon aus, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen dürfte. Ich fürchte, dass dann die Schuldensause noch viel schlimmer laufen wird als derzeit. Zudem dürfte Trump massiven Druck auf die Fed ausüben, damit sie trotz des enormen Haushaltsdefizits die Leitzinsen nicht etwa erhöht, sondern vielmehr senkt, weil sonst die Zinsausgaben des Staates explodieren würden.

Ich bin der Überzeugung, dass der Goldpreis diese Aussichten von Tag zu Tag mehr einpreist, weshalb die Aussichten für das Edelmetall hervorragend bleiben. Umso wichtiger ist es, den Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken, zumal die EZB die Fiat-Währung Euro weiter drastisch entwerten dürfte, was ein auf Euro-Basis deutlich steigender Goldpreis klar widerspiegeln würde. Umso mehr braucht man das Edelmetall, um die Kaufkraft zu erhalten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.