Die Fed-Sitzung hat die Rally an den Aktienmärkten nur kurz unterbrochen, umso stärker ist sie anschließend weitergegangen. Umso mehr rücken die US-Inflationsdaten am Donnerstag in den Fokus der Investoren.

Nachdem S&P500 und DAX in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen sind, wird die Stimmung vieler Aktionäre immer besser. Dabei ist der DAX bis auf 13.700 Punkte nach oben geschossen und hat damit gegenüber dem Tief von Ende September um knapp 15 Prozent zugelegt – eine rasante Rally!

Dabei hat die Fed-Sitzung vom Mittwoch, 2. November die Party nur kurz unterbrochen. Dabei hat Fed-Chef Jay Powell unmissverständlich klargemacht, dass eine Pause bei den Zinserhöhungen für ihn und seine Kollegen derzeit absolut kein Thema sei und hat damit Investoren enttäuscht. „Es ist völlig verfrüht an eine Pause bei Zinserhöhungen zu denken“, sagte Powell. Zudem müssten die Leitzinsen in den nächsten Monaten auf ein höheres Niveau steigen, als noch bei der vorherigen Sitzung am 21. September erwartet.

Das hatte kurzfristig für einen Anstieg der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und beim Dollar gesorgt, woraufhin die Aktienmärkte und der Goldpreis nachgegeben haben. Tags darauf, also am 3. November war er bis auf unter 1.620 Dollar je Unze eingebrochen, und lag damit in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit März 2022.

Etliche Faktoren treiben Aktienmärkte nach oben

In den folgenden Tagen ist es an den Aktienmärkten und bei der Notierung des Edelmetalls allerdings deutlich nach oben gegangen. Los ging es am Freitagfrüh, 4. November, als einmal mehr Spekulationen über eine Lockerung der Corona-Lockdowns in China die Runde machten. Daraufhin haben Investoren kräftig bei DAX-Aktien zugegriffen, sind doch etliche Unternehmen stark abhängig vom Chinageschäft, wie Volkswagen.

In dem Umfeld hat der Dollar deutlich nachgegeben, weil der Greenback als sicherer Hafen weniger gefragt war. Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Dollar sorgte der US-Arbeitsmarktbericht, der nur auf den 1. Blick stark war. Zwar sind im Oktober 261.000 Jobs geschaffen worden, das lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 200.000. Die Zahl der geschaffenen Jobs beruht auf einer Umfrage im Unternehmenssektor.

Hingegen hat die Umfrage im Bereich der privaten Haushalte, also bei Arbeitnehmern und Arbeitslosen, gezeigt, dass die Zahl der Beschäftigten im Oktober um 328.000 gesunken ist, während gleichzeitig die Zahl der Arbeitslosen um 306.000 auf 6,06 Mio. geklettert ist. Damit ist die Arbeitslosenquote von 3,5 auf 3,7 Prozent gestiegen und lag leicht über den Schätzungen der Volkswirte von 3,6 Prozent. Dass die beiden Umfragen teilweise völlig verschiedene Ergebnisse liefern, das interessiert das Arbeitsministerium, das die Daten veröffentlicht, in keiner Weise.

Allerdings hat der US-Anleihenmarkt auf den Arbeitsmarktbericht klar reagiert. So waren die Zinsen für zweijährige Anleihen eingebrochen – sprich Investoren haben trotz gegenteiliger Beteuerungen der Fed wieder begonnen, auf eine „Zinspause“ der Fed zu spekulieren -, was den Dollar nach unten gedrückt hat. Welcher Wahnsinn! Obwohl Powell am Mittwoch klar gesagt hat, dass es keine „Zinspause“ geben wird, haben Investoren weniger als 48 Stunden nach der Fed-Sitzung begonnen, erneut genau darauf zu spekulieren! Offenbar genießt die Fed bei Investoren keinerlei Vertrauen – was nach der verheerenden Leistung der Fed in den vergangenen Jahren niemand überraschend sollte. Wegen der sinkenden US-Zinsen und des sinkenden Dollar hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind und schoss an dem Handelstag bis auf 1.680 Dollar je Unze nach oben.

Noch eine kleine Anmerkung zu dem Thema zum Schluss: ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass – nachdem die Halbzeitwahl in den USA jetzt vorbei ist – die Arbeitsmarktberichte in den nächsten Monaten ziemlich schlecht ausfallen sollten und damit die schnell heraufziehende Rezession klar widerspiegeln sollten. Im Klartext: ich gehe davon aus, dass in den nächsten Monaten bei der Zahl der geschaffenen Jobs ein Minus davor stehen dürfte, dass also Monat für Monat hunderttausende Jobs abgebaut werden. Schauen wir mal, ob ich mit dieser Vorhersage richtig liege.

Vorfreude auf möglichen Ausgang der US-Halbzeitwahl

Am Dienstag, 8. November, dem Tag der US-Halbzeitwahl, ist die Party an den Aktienmärkten nahtlos weitergegangen. Wieso? Weil die Investoren plötzlich auf einen Wahlsieg der oppositionellen Republikaner spekuliert haben. Der Gedanke dabei: Wenn die Republikaner nur eine der beiden Kammern des Kongress, die derzeit beide von den Demokraten kontrolliert werden, zurückerobern würden, könnten die Republikaner neue Ausgabenprogramme von US-Präsident Joe Biden und seinen Demokraten verhindern, woraufhin das Haushaltsdefizit nicht ganz so hoch ausfallen würde wie erwartet.

Wegen dieser Hoffnung waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und hatten damit den Dollar weiter nach unten gezogen. Im Gegenzug haben S&P500, DAX und der Goldpreis weiter zugelegt, letzterer notiert inzwischen bei rund 1.710 Dollar.

Aktuell werden die Stimmen bei der US-Halbzeitwahl noch ausgezählt. Allerdings ist der von den Wahlforschern vorhergesagte Erdrutschsieg der Republikaner, also die „rote Welle“ bislang ausgeblieben. Wie es derzeit aussieht, könnten sie zwar das Repräsentantenhaus zurückerobern, möglicherweise könnten allerdings die Demokraten die Mehrheit im Senat verteidigen. Das offizielle Ergebnis könnte allerdings noch Tage auf sich warten lassen, was die Euphorie an den Aktienmärkten etwas dämpft.

Warten auf US-Inflationsdaten

Umso mehr rücken die US-Inflationsdaten am Donnerstag, 10. November in den Fokus der Investoren. Sollten die Zahlen höher als erwartet ausfallen, und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich nach oben treiben, und damit auch den Dollar mit nach oben ziehen, dürfte das Gegenwind für Aktienmärkte und den Goldpreis bedeuten.

Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Verbraucherpreise im Oktober um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 0,4 Prozent für September. Zudem sollen die Preise im Oktober um 8,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, womit die Rate gegenüber 8,2 Prozent für September weiter etwas gesunken wäre. Das wäre zwar die niedrigste Inflationsrate seit Februar (7,9 Prozent), allerdings wäre das immer noch eine hohe Inflationsrate.

Dabei möchte ich noch einmal daran erinnern, dass eine langsam zurückgehende Inflationsrate nicht bedeutet, dass die Verbraucherpreise sinken. Das ist nämlich ganz und gar nicht der Fall! Vielmehr steigen die Preise von einem Monat zum nächsten auf immer neue Rekordhochs und belasten damit viele Amerikaner enorm und treiben damit die Wirtschaft meiner Meinung nach zwangsläufig in eine Rezession.

Kernrate macht keinen Sinn

Gemessen an der Kernrate, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Inflationsrate, sollen die Preise im Oktober um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Gleichzeitig soll die Kernrate im Oktober bei 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr liegen und damit den Septemberwert egalisieren. Das war das höchste Niveau seit 1982, das war also ein 40-Jahres-Hoch!

Meiner Meinung nach macht die Kernrate absolut keinen Sinn, weil kein Mensch ohne Nahrungsmittel und Energie leben kann. Aber die Fed hat es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geschafft Investoren davon zu überzeugen, dass man stark auf die Kernrate schauen müsse. Die Kernrate macht aber keinen Sinn. Sie dient vielmehr nur dazu, die Inflation künstlich nach unten zu rechnen. Und dass die tatsächliche Inflation deutlich höher ist als die ausgewiesene, sollte auch niemanden überraschen.

Mich würde es nicht überraschen, wenn sowohl die offizielle Inflationsrate, als auch die Kernrate für Oktober höher ausfallen würden als erwartet, zumal der Benzinpreis im Oktober deutlich gestiegen ist und die Unternehmen das über die Preise sämtlicher Güter und Dienstleistungen an die Verbraucher weitergeben. Umso gespannter wird es dann sein, die Reaktion am Aktienmarkt zu beobachten. Werden Investoren in dem Fall tatsächlich ein paar Gewinne am Aktienmarkt mitnehmen? Oder werden Investoren in ihrer Euphorie weiter Aktien kaufen, nachdem es sich in den vergangenen Wochen gelohnt hat, jeden Kursrückschlag zum Nachkaufen zu nutzen?

Weltgrößter Hedgefonds warnt vor Hyperinflation

Ich werde mir die US-Inflationsdaten und gerade die Reaktion bei den US-Zinsen und Dollar genau anschauen. Je nach Ihrer Entwicklung könnte es kurzfristig etwas Druck auf den Goldpreis geben, oder die Erholung bei der Notierung des Edelmetalls geht weiter. Völlig unabhängig davon, bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold hervorragend. Zuletzt hat der weltgrößte Hedgefonds Elliott Management vor einer drohenden „Hyperinflation“ gewarnt, und dass die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg drohen könnte.

Durch massives Gelddrucken seien die Bilanzsummen der führenden Notenbanken auf umgerechnet rund 30 Billionen Dollar gestiegen. Was könne im Fall eine weltweiten Rezession passieren? „Werden die Bilanzsummen der Notenbanken auf 50 Billionen Dollar steigen?“, stand in dem Brief von Elliott Management an die Investoren des Hedgefonds.

Ich fürchte ebenfalls, dass es aus dem massiven Gelddrucken der vergangenen zehn Jahre keinen Ausstieg gibt, weil der weltweite Schuldenberg mit umgerechnet 300 Billionen Dollar herbe 350 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung erreicht hat. Damit trüben sich bei jedem noch so kleinen Zinsanstieg die Aussichten für die Weltwirtschaft stark ein.

Meiner Meinung nach werden daher die führenden Notenbanken eher früher als später zum QE-Gelddrucken zurückkehren – wie hoch die Inflation auch immer sein mag -, um sicherzustellen, dass es nicht zu Finanzinstabilität kommt, sprich dass es keine großen Zahlungsausfälle gibt, gerade bei Unternehmensanleihen, weil sonst das Schuldenhaus schnell zusammenbrechen würde. Das wollen die Notenbanken unter allen Umständen verhindern.

Vor diesem Umfeld anhaltend hoher Inflation sollte Sie meiner Meinung nach kaum etwas besser schützen können als Gold. Daher halte ich es für ratsam, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.