Der beste Zeitpunkt, um am Goldmarkt mittelfristige Gewinne einzustreichen, ist in der Regel dann gekommen, wenn die Masse der Investoren euphorisch ist. Diese irrationalen Überschwänge boten uns in der letzten Dekade immer wieder sehr schöne Gelegenheiten, um nach einem technischen Verkaufssignal auf einen wieder fallenden Preis zu wetten. Diametral gegensätzlich wurden im Pessimismus die Tiefs ausgebildet. Fällt der Preis über drei bis sechs Monate, so mutieren die Bullen, die sich zum Hoch noch sicher waren, der Preis würde weiter ansteigen, plötzlich zu Bären und erwarten weitere Preisrückgänge. Diesen bekannten Zyklus zwischen Angst und Gier gibt es an allen Märkten. Während jedoch zwischen Hausse und Baisse am Aktienmarkt oftmals viele Jahre liegen, kommt es am Rohstoffmarkt alle paar Monate zu einem Wechsel zwischen Angst und Gier. Diese Phasen lassen sich mit Stimmungsindikatoren, wie beispielswiese dem COT-Report der US-Terminmarktaufsicht CFTC, analysieren und so Hoch- und Tiefpunkte relativ gut identifizieren.

Am Gold- sowie am Silber- und Minenmarkt gibt es zudem die bekannte „Streckfolter“, die eine trendlose Phase mit niedriger Volatilität kennzeichnet und in der Regel nach Preisrückgängen einsetzt. Investoren und Spekulanten verlieren in dieser Phase das Interesse am „langweiligen“ Goldmarkt, wobei der Preis in der Regel noch einmal unter technische Unterstützungen fällt.  Daraufhin verkaufen die letzten Permabullen genervt ihre Positionen und Fondsmanager stoßen ihre ETF-Positionen ab, um in renditeträchtigere Anlageklassen zu investieren. Genau das ist meist der Zeitpunkt, an dem das Smart-Money mit offenen Händen all das Gold einsammelt, das nun zum Verkauf steht, worauf die Trendwende am Goldmarkt folgt und der Preis wieder zu steigen beginnt.

Nachdem der Goldpreis seit seinem Hoch bereits um über 300 US-Dollar fiel, dürfte der Großteil des Korrekturpotenzials abgearbeitet sein und sich dieser Markt aktuell am Übergang zur Streckfolter befinden. Verschiedene exogene Faktoren könnten dafür sorgen, dass der Goldpreis noch einige Zeit trendlos vor sich hin dümpelt. Der Anstieg der langfristigen Zinsen ist ein Punkt, der auf den Goldpreis drückt, doch werden Warnungen vor einem kurzfristigen Einbruch des Aktienmarktes lauter, was den Goldpreis noch einmal mit nach unten ziehen könnte. Ein langsam fallender Aktienmarkt ist in der Regel gut für den Goldpreis, doch wenn Investoren bei starken Einbrüchen in Panik geraten, neigen sie dazu alles zu verkaufen, einschließlich ihrer Goldbestände.

Die neuerlichen Lockdowns in Europa und die Androhung weiterer Maßnahmen haben extrem negative Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, was mit dazu beitrug, dass der Euro zum US-Dollar in den vergangenen Wochen deutlich einbrach. Einerseits belasten die Androhungen weiterer Lockdowns die Märkte, doch anderseits sprechen die Öffnungen großer Teile der Weltwirtschaft, sowie die lockere Geldpolitik, gegen einen Einbruch des Aktienmarktes. Eine Wirtschaftserholung dürfte hingegen den Anstieg der Konsumentenpreise anheizen und den Goldpreis stärken.

Entgegen Europa hatte ein großer Teil der US-Bundesstaaten nie einen Lockdown verhängt und einige Staaten keinerlei Zwangsmaßnahmen angeordnet. Vor zwei Wochen hatte Texas alle Covid-Einschränkungen beendet, inklusive der Maskenpflicht und wieder zu 100% geöffnet, ebenso wie in 12 weiteren US-Bundesstaaten. Auch das Vereinigte Königreich befindet sich langsam auf dem Weg der Öffnung, wobei man ab Mai nur unter Einschränkungen die Maßnahmen beendet und ab 21. Juni alle Kontaktbeschränkungen aufheben und alle Geschäfte öffnen will.

In der Europäischen Union werden hingegen die Maßnahmen verschärft. Obwohl es in Deutschland in 2020 keine Übersterblichkeit zu den Vorjahren gab und die Bettenauslastung der Krankenhäuser im gleichen Jahr 13 % niedriger war als im Vorjahr, denken die Regierungen Deutschlands und Frankreichs über Verlängerungen sowie einen weiteren harten Lockdown nach.

Durch den blockierten Suezkanal, der die kürzeste Verbindung zwischen Asien und Europa ist, drohten weitere Lieferkettenabbrüche und ein zusätzlicher Stillstand von Fließbändern in Europa. Glücklicherweise konnte das havarierte Containerschiff „Ever Given“ wieder freigelegt werden, sodass die 370 wartenden Containerschiffe in Bälde die Passage durchqueren dürften.

Während wir beim Goldpreis nicht mehr viel Rückschlagpotenzial unter das Tief von Anfang März sehen, ist das Sentiment für Silber und Platin noch etwas zu bullisch, sodass es hier im Verlauf einer Streckfolter noch einmal zu einem kurzfristigen Rücksetzern kommen könnte. Das zweite Quartal könnte daher ruhig bleiben am Goldmarkt, wogegen es spätestens in der zweiten Jahreshälfte zur Trendwende und zum neuerlichen Preisanstieg Richtung Allzeithoch kommen dürfte. Zum Jahresende erwarten wir, dass der Goldpreis wieder über dem aktuellen Preisniveau notiert und seine Hausse fortsetzen kann.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.