Trotz der deutlich steigenden US-Zinsen war der Goldpreis in den vergangenen Wochen auf dem Weg nach oben. Anschließend hatte die Sorge vor einer möglichen Eskalation der Krise zwischen Russland und der Ukraine für einen Kursprung auf Acht-Monats-Hochs gesorgt. Wenn eine Eskalation weiter ausbleiben sollte, dürften sich Investoren wieder auf das Thema US-Zinsen fokussieren. Dennoch sollte die Notierung des Edelmetalls die Klettertour fortsetzen.

Nach der Berg- und Talfahrt haben sich S&P500 und DAX zuletzt deutlich erholt. Hingegen war der Goldpreis auf Acht-Monats-Hochs gestiegen, ehe er ein wenig nachgeben hat und bei Kursen von rund 1.855 US-Dollar je Unze notiert. Für die Turbulenzen am Aktienmarkt hatten die für viele Experten „überraschend“ hohen US-Inflationsdaten gesorgt – die Inflationsrate war im Januar mit 7,5 % auf das höchste Niveau seit Februar 1982 gestiegen -, woraufhin der Chef der Fed von St. Louis, Jim Bullard, eine zügige Verschärfung der Geldpolitik gefordert hatte.

Bullard, der bislang immer als Anhänger einer sehr lockeren Geldpolitik bekannt war, hat plötzlich eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte (0,50 Prozentpunkte) bei der nächsten Fed-Sitzung am 16. März ins Spiel gebracht. Zudem sollen seiner Meinung nach die Zinsen bis zum 1. Juli um insgesamt 100 Basispunkte angehoben werden. Außerdem solle der Abbau der Bilanzsumme, also der Verkauf von US-Staats- und Hypothekenanleihen, schon im zweiten Quartal beginnen. Sinn der Übung: die Zinsen kräftig nach oben treiben, um so die Nachfrage der privaten Haushalte und Unternehmen deutlich zu dämpfen.

Nach Bullards Aussagen waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf mehr als 2,0 % nach oben geschossen, das war das höchste Niveau seit Juli 2019. Allerdings war der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen eingebrochen und lag nur noch knapp über 40 Basispunkten. Das spiegelt eine kräftige Eintrübung der Aussichten für die US-Wirtschaft wider, schreit doch der Anleihenmarkt quasi: „Vorsicht, eine Rezession zieht mit großen Schritten herauf!“ Wegen der stark zunehmenden Konjunktursorgen sind S&P500 und DAX eingeknickt. Im Gegenzug haben Investoren etwas Geld aus Aktien in Gold umgeschichtet, woraufhin der Preis zugelegt hat.

Ukraine-Krise schwelt

Anschließend hatte die Angst vor einem möglichen baldigen Einmarsch Russlands in die Ukraine für einen Kurssprung beim Goldpreis gesorgt, schließlich würden sich die Aussichten für die europäische und die Weltwirtschaft kräftig eintrüben, weshalb der sichere Hafen Gold gefragt war. Nachdem Russland anschließend einen kleinen Teil seiner an der Grenze zur Ukraine zusammengezogenen Soldaten in die Kasernen zurückbeordert hatte, waren viele Investoren sehr erleichtert, woraufhin S&P500 und DAX nach oben geschossen sind. Hingegen ist der Ölpreis eingeknickt und der Goldpreis hat etwas nachgegeben.

Ich fürchte allerdings, dass es absolut keinen Grund zur Entwarnung in der Ukraine-Krise gibt. Schließlich hat die Duma, das russische Unterhaus, Präsident Wladimir Putin aufgefordert, die prorussischen Provinzen Donezk und Luhansk in der Ukraine anzuerkennen. Eine solche Anerkennung würde gegen das Minsker Abkommen verstoßen. Zudem hat Putin gesagt, dass es in Donbass einen „Völkermord“ gäbe. Das hört sich absolut nicht nach Deeskalation an. Wenngleich ich sehr hoffe, dass sich die Lage nicht verschärft, könnte es dennoch jederzeit zu einer Eskalation kommen, woraufhin der Goldpreis erneut nach oben schießen dürfte.

Steigende US-Zinsen belasten US-Wirtschaft schwer

Sollte es jedoch in den nächsten Tagen und Wochen zu einer Deeskalation kommen, dürfte der kräftige Anstieg der  Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weitergehen und damit ganz oben auf die Agenda der Investoren zurückkehren, schließlich hätte die Fed dann keine Ausrede, um nicht bei der nächsten Sitzung den Zinserhöhungszyklus zu starten. Allerdings dürfte in dem Szenario der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen weiter kollabieren, was eine weitere Eintrübung der Aussichten für die US-Wirtschaft widerspiegeln würde. Dass aufgrund der kräftig gestiegenen Hypothekenzinsen die Aktien der Hausbaufirmen wie DR Horton, Lennar und Pulte eingebrochen sind, sollte niemanden überraschen.

In dem Umfeld sollte der S&P500 schnell nach unten drehen. Umso mehr sollte dann der Goldpreis als sicherer Hafen gefragt sein. Im Klartext: Je stärker die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen steigen sollten, umso stärker sollte der Goldpreis steigen. Dieses Szenario dürfte viele „Experten“ auf den 1. Blick ziemlich überraschen, aber genau das ist meine Erwartung.

Die Aussichten für Gold sind hervorragend. Je schneller und stärker die Fed die Geldpolitik verschärfen wird, umso schneller droht das gigantische Schuldenhaus zu kollabieren, woraufhin die größte Blase aller Zeiten beim S&P500 endgültig platzen sollte. Umso stärker sollte der Goldpreis zulegen, zumal Investoren nach einem möglichen Crash am Aktienmarkt beginnen dürften zu spekulieren, dass die Fed einmal mehr zähneknirschend eine Kehrtwende einlegen und erneut eine Runde QE-Gelddruckens starten muss. In dem Umfeld sollte der Goldpreis auf neue Rekordhochs klettern. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.