Die Nachrichten um das chinesische KI-Startup DeepSeek haben für eine Berg- und Talfahrt an den Aktienmärkten gesorgt. Hingegen ist der Goldpreis auf dem Weg Richtung Rekordhoch.
Als Schwarzen Schwan für Nvidia und etliche andere US-Technologiefirmen, die sich stark auf das Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) fokussiert haben, haben Experten die Nachrichten vom vergangenen Wochenende aus China bezeichnet.
Demnach ist das KI-Modell DeepSeek R1 des chinesischen Startups ebenso leistungsstark wie das Konkurrenzmodell o1 von OpenAI. Allerdings benötige DeepSeek R1 viel weniger Grafikchips von Nvidia, weshalb das KI-Modell viel günstiger sei und zudem viel weniger Strom verbrauche als o1.
Auf die News hin waren die Aktien von Nvidia und etlichen anderen US-Technologiewerten am Montag eingebrochen und haben den S&P 500 mit nach unten gezogen. Um Dienstag lief das Spiel dann genau in die entgegengesetzte Richtung, die kräftige Erholung bei etlichen Tech-Werten hat den Gesamtmarkt wieder etwas nach oben gezogen.
In dem Umfeld hatte der Goldpreis am Montag lediglich etwas nachgegeben, um sich am Dienstag gleich wieder in Richtung der Rekordhochs aufzumachen. Das ist ein hervorragendes Zeichen, aktuell kostet eine Unze rund 2.760 Dollar, womit die Notierung um lediglich ein Prozent unter dem Rekordhoch liegt.
Trump beginnt, Druck auf die Fed auszuüben
In der vergangenen Woche hatten die Aussagen von US-Präsident Donald Trump für deutliche Ausschläge an den Börsen gesorgt. Er hatte in einer Videokonferenz auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos gesagt, dass er, Trump, den Ukraine-Krieg schnellstmöglich beenden wolle.
Dazu müssten die Ölpreise sinken, damit Russland nicht mehr so viel Geld in die Taschen gespült werde, und es damit dem Land unmöglich gemacht werde, den Krieg fortzusetzen. Außerdem würden sinkende Ölpreise die Inflation in den USA dämpfen.
Trump werde daher Saudi-Arabien und die OPEC auffordern, die Ölpreise zu senken. Wenn sie erst einmal sinken würden, werde er sofort sinkende Zinsen fordern, sprich die Fed auffordern, die Zinsen schleunigst zu senken.
Zwar haben Saudi-Arabien, Russland und viele andere „OPEC+“-Mitglieder keinerlei Interesse an sinkenden Ölpreisen. Wenn Trump sein Ziel aber doch irgendwie in die Tat umsetzen könnte, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf Talfahrt gehen und wahrscheinlich auch den Dollar mit nach unten ziehen. Damit hätte der Goldpreis gleich von zwei Seiten aus Rückenwind. Zuletzt waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf 4,52 Prozent zurückgegangen, das ist das niedrigste Niveau seit 18. Dezember.
Warten auf Fed-Sitzung…
Erst einmal rückt die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 29. Januar in den Fokus der Investoren. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed nach Zinssenkungen um insgesamt 100 Basispunkte (1,0 Prozentpunkten) seit September 2024 den Leitzins diesmal unverändert lassen sollte bei 4,25 bis 4,5 Prozent.
Schließlich ist die erhöhte Inflationsrate in den vergangenen Monaten praktisch nicht mehr zurückgegangen, während im Dezember laut den offiziellen Zahlen angeblich 256.000 Jobs geschaffen worden sein sollen. Vor dem Hintergrund sollte Powell diesmal auf Zeit spielen und signalisieren, dass eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung am 19. März kein Thema sei. Viele Investoren rechnen mit der nächsten Senkung ohnehin erst zur Jahresmitte.
… und EZB-Sitzung
Tags drauf am Donnerstagnachmittag gibt die EZB die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt. Zwar lag die Inflation in der Eurozone zuletzt auf einem erhöhten Niveau. Weil allerdings die Wirtschaft in der Eurozone weiterhin schwach ist – meiner Meinung nach ist sie am Rande der Stagnation – dürfte die EZB die Zinsen diesmal erneut senken, wobei der Einlagenzins für die Banken (darüber steuert die EZB aktuell die Geldpolitik) um 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent gesenkt werden soll.
Zwar dürfte die EZB und ihre Chefin Christine Lagarde einmal mehr betonen, dass eine weitere Zinssenkung „datenabhängig“ sei. Allerdings gehen viele Investoren davon aus, dass die Wirtschaft schwach bleiben und die EZB daher in den nächsten Monaten die Zinsen weiter zügig senken dürfte auf nurmehr 2,0 Prozent zur Jahresmitte. Umso attraktiver würde allerdings im Gegenzug Gold werden.
Der Höhenflug beim Goldpreis zeigt, dass viele Investoren die Aussichten für das Edelmetall als weiterhin hervorragend einschätzen, genau dieser Überzeugung bin ich auch. Daher macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold deutlich aufzustocken.