Die US-Politik hält die Börsen weiterhin in Atem. Zudem rücken die Zahlen zu US-Wirtschaftswachstum und -Inflation in den Fokus der Anleger.

Eine Reihe von Nachrichten hat in den vergangenen Tagen für Turbulenzen an den Börsen gesorgt: Am Mittwoch, 17. Juli hatte sich der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter verschärft, nachdem die US-Regierung ausländischen Unternehmen mit den schärfsten Sanktionen gedroht hatte, um China den Zugang zu modernster Chip-Technologie weiter zu erschweren.

Demnach sollen ausländische Unternehmen, die bereits nach China gelieferten Maschinen nicht mehr warten oder reparieren. Auf diese Nachricht hin waren die Technologieaktien nicht nur in Europa, sondern auch in den USA eingebrochen, gerade die Halbleiteraktien.

Am Freitag hat dann der US-Cyberspezialist CrowdStrike mit einem Software-Update den weltweit größten IT-Ausfall aller Zeiten ausgelöst.

Senkt die EZB im September die Zinsen?

Dazwischen war die EZB-Sitzung am Donnerstag, die geradezu unspektakulär war. So hat die EZB wie erwartet die Zinsen unverändert belassen. Zudem hat die Notenbank nicht klar signalisiert, ob sie im September – nach der Zinssenkung vom Juni – erneut die Zinsen senken möchte.

Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn die EZB im September einmal mehr an der Zinsschraube drehen würde, schließlich hat EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nun gesagt, dass die Risiken für das Wirtschaftswachstum „abwärts gerichtet“ seien.

Im Klartext: Die Konjunktur in der Eurozone ist schwach und die EZB dürfte bei der erstbesten Gelegenheit die Zinsen senken.

In dem Umfeld haben Investoren innerhalb dieser Tage nicht nur Aktien verkauft, sondern auch Anleihen, um sich Liquidität zu verschaffen, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen etwas gestiegen sind.

Das haben wiederum etliche Investoren genutzt, um Gold zu verkaufen, woraufhin der Preis eingeknickt ist. Das war meiner Meinung nach allerdings eine völlige Überreaktion, schließlich hat sich an den mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall absolut nichts geändert. Vielmehr dürfte es schon sehr bald wieder in Richtung der Rekordhochs durchstarten.

Biden steigt aus US-Wahlkampf aus

Am Sonntag hat dann US-Präsident Joe Biden seinen Ausstieg aus dem Wahlkampf um die US-Präsidentschaft angekündigt und seine Stellvertreterin Kamala Harris als Kandidatin vorgeschlagen. Laut einem Medienbericht hat Harris genügend Stimmen, um sich beim Parteitag vom 19. bis 22. August als Kandidatin nominieren zu lassen.

Wie immer die Wahl im August auch ausgehen mag, meiner Meinung nach hätte Harris kaum eine Chance gegen den Kandidaten der Republikaner, Donald Trump. Aber schauen wir mal, was in den nächsten Tagen und Wochen passieren wird.

Warten auf Daten zum US-Wirtschaftswachstum…

Erst einmal warten Investoren auf die Daten zum US-Wirtschaftswachstum, die am Donnerstag, 25. Juli veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Wirtschaft im zweiten Quartal um annualisiert 1,9 Prozent gewachsen sein, nach annualisiert 1,4 Prozent für das erste Quartal. Der annualisierte Wert wird berechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Nach einer Serie schwacher US-Konjunkturdaten, wie zuletzt jene zu den Verkäufen bestehender Häuser, würde es mich allerdings nicht überraschen, wenn die Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal schwächer ausfallen würden als erwartet.

Sollte das tatsächlich der Fall sein, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einbrechen und gleichzeitig die Hoffnungen auf eine erste Zinssenkung bei der übernächsten Fed-Sitzung im September – die nächste ist am 31. Juli – weiter zunehmen. Dieses Szenario dürfte nicht nur für Auftrieb an den Aktienmärkten, sondern gerade auch beim Goldpreis sorgen.

… und zur US-Inflation

Tags drauf am Freitag, 26. Juli folgen die US-Inflationsdaten. Diesmal geht es allerdings nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den PCE-Preisindex, sowie die Kernrate des PCE-Preisindex, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.

Laut den Schätzungen der Volkswirte soll der PCE-Preisindex im Juni leicht zurückgehen auf 2,5 Prozent, nach 2,6 Prozent für Mai. Ebenso soll die Kernrate auf 2,5 Prozent zurückgehen, nach 2,6 Prozent für Mai.

Sollten die Daten auch nur minimal besser ausfallen als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich sinken. Und im Gegenzug dürften die Aktienmärkte und der Goldpreis umso mehr Aufwind haben.

Lassen Sie sich bitte von dem jüngsten Kursrutsch beim Goldpreis in keiner Weise verunsichern. Wie ich zahllose Male gesagt und geschrieben habe, sind die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall besser denn je, denn der nächste US-Präsident Trump dürfte noch viel mehr Schulden machen als der derzeitige Präsident Biden.

Bei einer noch größeren Dollar-Schwemme als ohnehin schon, sollte der Greenback weiter rapide an Wert verlieren, woraufhin man immer mehr Dollar für die gleiche Unze Gold auf den Tisch legen müsste, sprich der Goldpreis steigt auf Dollar-Basis. Und da der Euro ebenso eine Weich-Währung ist wie der Dollar, sollte der Goldpreis auch auf Euro-Basis weiter deutlich klettern.

Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.