Liebe Leserinnen und Leser,
die EZB hat mit den Ergebnissen ihrer Sitzung für deutliche Kursausschläge bei Aktien, Zinsen und Gold gesorgt. Nun warten Investoren gespannt auf die FED-Sitzung am Mittwochabend, den 18.09. Von ihr dürfte abhängen, wie schnell der Goldpreis wieder nach oben dreht.
Mit einem Ölpreisschock starten die Börsen in die neue Handelswoche. Nach einem Drohnenangriff auf die größte Raffinerie Saudi-Arabiens, wodurch rund fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion auszufallen drohen, schießt die Notierung des Rohstoffs um zehn Prozent nach oben. Bemerkenswerterweise sorgt das nur für einen kleinen Kursrückgang am weltweiten Aktienmarkt.
Hingegen erholt sich der Goldpreis leicht und entfernt sich etwas vom Fünf-Wochen-Tief mit Kursen von knapp 1.510 Dollar je Unze. Für Gegenwind hatte zuletzt vor allem der kräftige Zinsanstieg gesorgt. So waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf 1,9 Prozent nach oben geschossen und notierten damit um rund 45 Basispunkte (0,45 Prozentpunkte) über dem Tief von Anfang September.
Das ist der kräftigste Zinsanstieg innerhalb so kurzer Zeit seit Jahren. Erst wenn er auslaufen sollte, dürfte der Goldpreis wieder kräftig nach oben drehen. Allerdings liegen die Zinsen auf lange Sicht auf einem sehr niedrigen Niveau – das Rekordtief lag im Juli 2016 bei 1,34 Prozent.
EZB kündigt Strafzinsen noch auf Jahre hinaus an
Für den jüngsten US-Zinsanstieg gibt es mehrere Gründe: erstens die EZB-Sitzung. So hat die EZB den Einlagenzins für die Banken um 10 Basispunkte auf das Rekordtief von minus 0,5 Prozent gesenkt. Zudem hat EZB-Chef Mario Draghi angekündigt, dass die Zinsen erst dann angehoben würden, wenn sich die Inflationserwartungen dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB nachhaltig nähern würden. Die EZB geht aber davon aus, dass die Inflation auch 2020 und 2021 klar unter zwei Prozent liegen wird – daher werden die Zinsen noch mindestens zwei Jahre lang so niedrig bleiben, oder sogar gesenkt werden.
Zudem wird die EZB Anfang November ein neues QE-Gelddruckprogramm von 20 Mrd. Euro pro Monat starten, das zeitlich unbegrenzt laufen wird. Daher haben etliche Analysten völlig zurecht von „QE bis in alle Ewigkeit“ gesprochen. Die EZB versucht damit, die zu niedrige Inflation anzuheizen, was für Aufwärtsdruck bei den Zinsen diesseits und jenseits des Atlantiks sorgt.
Mit ihrer Politik zementiert die EZB die Strafzinsen „bis in alle Ewigkeit“, womit die Sparer hierzulande immer stärker enteignet werden. Zumal die EZB jederzeit die Einlagezinsen für die Banken noch weiter senken oder das Kaufvolumen der Anleihen aufstocken kann. Damit haben Anleger die Wahl: Entweder sie zahlen immer höhere Strafzinsen oder sie investieren einen wichtigen Teil ihres Finanzvermögens in physisches Gold. Da fällt einem die Entscheidung leicht, oder?
Überraschend gute US-Daten werden nicht von Dauer sein
Der zweite Grund für den Zinsanstieg diesseits und jenseits des Atlantiks waren etliche US-Konjunkturdaten, die besser ausgefallen sind als erwartet. So war die Kernrate der US-Inflation, also die um Nahrungsmittel und Öl bereinigte Inflationsrate, im August von 2,2 auf 2,4 Prozent gestiegen und damit etwas stärker als erwartet.
Gleichzeitig fielen die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und dem Verbrauchervertrauen ein bisschen besser aus als Volkswirte vorhergesagt hatten. Die Daten signalisieren, dass die US-Wirtschaft nicht ganz so schlecht läuft wie befürchtet. Investoren haben US-Anleihen verkauft, woraufhin die Zinsen gestiegen sind.
Ich gehe allerdings weiterhin davon aus, dass sich die US-Daten in den nächsten Monaten weiter deutlich abschwächen werden und die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen dürfte. In dem Szenario sollte der jüngste Zinsanstieg bei zehnjährigen US-Anleihen nichts anderes sein als eine technische Erholung auf den vorherigen Einbruch und die Zinsen in dem Umfeld auf neue Rekordtiefs einbrechen. Das sollte den Goldpreis deutlich beflügeln.
Hoffnung auf eine De-Eskalation im Handelskrieg treibt Zinsen nach oben
Für zusätzlichen Zinsauftrieb haben die Nachrichten vom Handelskrieg gesorgt, wodurch das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen auf umgerechnet 14,5 Billionen Dollar eingebrochen ist, gegenüber dem Rekordhoch von Ende August von 17 Billionen Dollar. Das hat den Goldpreis belastet.
China hat angekündigt, die Strafzölle auf einige US-Agrarprodukte, wie Sojabohnen und Schweinefleisch, auszusetzen, und mit dem Kauf dieser Produkte begonnen. Damit hellen sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit auch die US-Wirtschaft etwas auf, weshalb die US-Zinsen steigen. Es ist allerdings komisch, dass China den Import dieser Güter, die das Land auf die Schnelle nirgendwo sonst in ausreichenden Mengen besorgen kann, als „Geste des guten Willens“ verkauft.
Zudem gab es Gerüchte, dass die USA möglicherweise daran interessiert seien, einen Übergangs-Deal mit China zu schließen. Wie dieser allerdings aussehen soll, steht meiner Meinung nach in den Sternen, denn ich kann mir weiterhin absolut nicht vorstellen, wie eine Einigung aussehen soll, bei der beide Seiten ihr Gesicht wahren können. Daher betrachte ich das weiterhin nur als taktisches Geplänkel zwischen den beiden Seiten, weshalb ein nachhaltiger US-Zinsanstieg sehr unwahrscheinlich ist.
Gespanntes Warten auf die FED-Sitzung
Über den jüngsten Zinsanstieg dürfte FED-Chef Jay Powell alles andere als glücklich sein. Er will die Leitzinsen weiter senken und so die Zinsen gerade für zehnjährige Anleihen nach unten drücken. So dürfte die FED bei der nächsten Sitzung am Mittwochabend, 18. September, die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 1,75 bis 2,0 Prozent reduzieren. Zudem muss Powell den Investoren klarmachen, dass er bis zum Jahresende die Zinsen um weitere 25 Basispunkte senken wird, das ist derzeit am Markt eingepreist.
Sollte Powell andeuten, dass mögliche weitere Senkungen erst einmal auf Eis liegen, würden die US-Zinsen noch weiter nach oben schießen, was der Aktienmarkt als eine Belebung der US-Konjunktur interpretieren und weiter steigen dürfte. Gleichzeitig könnte sich der Kursrückgang beim Goldpreis ausweiten.
Powell dürfte es sich allerdings zwei Mal überlegen, den Markt zu enttäuschen, schließlich hat der Markt in den vergangenen Monaten klar gezeigt, wer der Stärkere ist. Zuerst hat er, also die Investoren, Powell dazu gezwungen, die Zinserhöhungen und das Verkaufen von Anleihen einzustellen, anschließend musste Powell schnell auf Zinssenkungen umschwenken. Damit ist offensichtlich, dass der Markt die FED führt und nicht umgekehrt.
Anleger sollten sich durch den Sprung nach oben bei den US-Zinsen und im Gegenzug beim zwischenzeitlichen Rückgang des Goldpreises nicht verunsichern lassen. Zwar können sie kurzfristig noch etwas weiter steigen, anschließend dürften sie allerdings umso kräftiger nach unten drehen, was auch die Zinsen im Rest der Welt nach unten drücken würde. In dem Umfeld würde das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen wieder in Richtung der Rekordhochs steigen, weshalb es umso wichtiger ist, physisches Gold zu besitzen. Der jüngste Kursrückgang ist daher eine hervorragende Kaufgelegenheit, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.