Während der US-Aktienmarkt das Rekordhoch ins Visier nimmt, ist der Goldpreis auf neue Spitzenwerte nach oben geschossen. Umso entspannter warten Investoren auf das Notenbankertreffen in Jackson Hole.

Eine beeindruckende Rally hat der S&P 500 gegenüber dem Schwarzen Montag vom 5. August hingelegt. Innerhalb von nur 10 Handelstagen ist der Index um 8 Prozent nach oben geschossen und liegt damit um lediglich 1 Prozent unter dem Rekordhoch von Mitte Juni. Der DAX ist ebenfalls kräftig nach oben durchgestartet und notiert um lediglich 2,3 Prozent unter seinem Rekordhoch von Mitte Mai.

Befeuert worden sind die Indizes diesseits und jenseits des Atlantiks zuletzt von den überraschend guten Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen, die geradezu Euphorie bei Investoren ausgelöst haben. Damit sind die Sorgen vor einer möglichen US-Rezession in den Hintergrund getreten, woraufhin Investoren kräftig Aktien gekauft haben.

Bei all der Euphorie haben Investoren am Aktienmarkt darüber hinweggesehen, dass etliche andere Daten, wie jene zur Industrieproduktion, sowie zu den Neubaubeginnen und Baugenehmigungen, deutlich schwächer waren als erwartet. Die genauen Details hierzu erspare ich Ihnen.

Den Investoren am Anleihenmarkt ist die Lage aber offenbar bewusst, sprich die Investoren wissen, dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft deutlich eingetrübt haben. Deshalb haben Investoren zuletzt 10-jährige US-Anleihen gekauft, woraufhin die Zinsen auf 3,87 Prozent gesunken sind und sich damit den 52-Wochen-Tiefs von 3,80 Prozent nähern. Damit haben die sinkenden Zinsen für 10-jährige US-Anleihen für Aufwärtsdruck beim Goldpreis gesorgt.

Zuletzt ist die Notierung des Edelmetalls auf mehr als 2.500 Dollar je Unze nach oben geschossen und hat damit neue Rekordhochs markiert. Seit Jahresanfang steht damit ein Anstieg um mehr als 20 Prozent zu Buche.

Und das dürfte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein, wie ich in den vergangenen Wochen und Monaten zahllose Male gesagt und geschrieben habe!

Sinkender Dollar treibt Goldpreis nach oben

Für zusätzlichen Rückenwind bei der Notierung des Edelmetalls sorgt die Talfahrt des Dollar. Er hat zuletzt nicht nur gegenüber dem Yen, sondern auch gegenüber dem Euro nachgegeben.

Grund ist meiner Meinung nach die Erwartung vieler Investoren, dass die Fed auf die zunehmend schlechter werdenden US-Konjunkturdaten reagieren und bei der nächsten Sitzung am 18. September mit einer ersten Zinssenkung beginnen dürfte.

Für viele Investoren ist eine Senkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf dann 5,0 bis 5,25 Prozent ausgemachte Sache. Das dürfte allerdings nur der Anfang sein, bis Ende 2024 erwarten Investoren Zinssenkungen um insgesamt 100 Basispunkte auf dann 4,25 bis 4,5 Prozent.

Wer gewinn US-Präsidentschaftswahl im November?

Und noch ein Faktor treibt meiner Meinung nach den Goldpreis nach oben: Die Aussicht, dass Kamala Harris die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen könnte, schließlich liegt Harris bei den Wettanbietern weit vor Donald Trump.

Wenn man sich Harris‘ Pläne für ihre mögliche Präsidentschaft allerdings anschaut, bekommt man schnell Sorge, dass Harris womöglich noch deutlich mehr Schulden machen könnte als es Trump im Falle seines möglichen Wahlsiegs tun würde.

Je mehr Schulden aber gemacht werden, umso mehr wird der Dollar entwertet, daher rauscht der Greenback gegenüber anderen Währungen, wie dem Euro, nach unten. Und umso mehr Auftrieb hat der Goldpreis in dem Szenario.

Warten auf Jackson Hole

Umso gespannter warten Investoren auf das Treffen der weltweiten Notenbanker, das vom Donnerstag, 22. August bis Samstag, 24. August in Jackson Hole, im US-Bundesstaat Wyoming laufen wird. Viele Investoren erwarten, dass Fed-Chef Jay Powell auf seiner Rede am Freitag ab 16 Uhr klar signalisieren wird, dass die Fed im September mit den Zinssenkungen starten werde.

Mich würde es nicht überraschen, wenn Powell dabei nicht nur eine Senkung um 25, sondern sogar am 50 Basispunkte andeuten würde. Welche Folgen das hätte, sollte jedermann klar sein: die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen würden einbrechen, und gleichzeitig den Dollar mit nach unten reißen, womit der Goldpreis einmal mehr nach oben schießen würde.

Selbst wenn Powell nur eine Senkung um 25 Basispunkte signalisieren würde, sollte die Talfahrt bei US-Zinsen und Dollar weitergehen, womit der Höhenflug beim Goldpreis anhalten würde. Damit hätten Sie und ich einmal mehr Grund zur Freude.

US-Daten im Fokus

In den Tagen vor der Powell-Rede steht am Mittwochabend des Fed-Protokoll im Fokus der Investoren. Ich gehe allerdings davon aus, dass nicht viel Neues darin stehen wird, was Powell nicht bereits auf der Pressekonferenz nach der Sitzung am 31. Juni gesagt hatte.

Am Donnerstag, 22. August folgen dann eine Reihe von US-Daten, wie die Erst- und fortgesetzten Anträge auf US-Arbeitslosenhilfe, der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die US-Wirtschaft, sowie die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser.

Sollten etliche der Daten schwächer ausfallen als erwartet, sollten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen ebenso wie der Dollar unter Abwärtsdruck sein. Umso mehr Aufwärtsdruck sollte der Goldpreis haben.

Und tags drauf am Freitag werden dann alle Augen auf Jay Powell gerichtet sein.

Ich lehne mich entspannt zurück und warte, was der Fed-Chef zu sagen hat. Was immer es auch sein wird, ich erwarte, dass die Rekordfahrt beim Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten nahtlos weitergehen wird.

Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.