Die Notierung des Edelmetalls eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Umso entspannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten am Mittwoch.
Viele Aktienbesitzer sind in prächtiger Stimmung, schließlich ist der DAX ebenso wie etliche andere Aktienindizes, sei es aus den USA oder Europa, auf Rekordfahrt. Selbst die bisher von US-Präsident Donald Trump angekündigten und die höchst wahrscheinlich noch hinzukommenden Strafzölle konnten den Höhenflug an den Märkten in Europa bislang nicht verhindern. Das ist doch mehr als bemerkenswert, oder?
Dafür kann es meiner Meinung nach nur eine vernünftige Erklärung geben: Es gibt an den Märkten viel zu viel Liquidität und sie fließt in einem Umfeld anhaltender Zinssenkungen der EZB und der Schweizerischen Nationalbank immer weiter in die Aktienmärkte.
Zur Erinnerung: Die Überschussliquidität der Banken der Eurozone liegt – nach dem zwischenzeitlich massiven Gelddrucken der EZB – trotz des kräftigen Rückgangs in den vergangenen Quartalen immer noch bei astronomischen 2,9 Billionen Euro.
Goldpreis bekommt von etlichen Faktoren Auftrieb
Ebenso wie etliche Aktienmärkte steigt der Goldpreis von einem Rekordhoch zum anderen. Seit Jahresanfang steht damit ein Plus von stattlichen 10 Prozent zu Buche. Da haben Gold-Fans, wie Sie und ich, allen Grund zur Freude – und meiner Meinung nach sollte das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Nach oben getrieben wird der Goldpreis meiner Meinung nach von einer Reihe von Faktoren, erstens von den sinkenden Zinsen für 10-jährige US-Anleihen. Obwohl viele Investoren befürchten, dass Trumps Politik die Inflation in den nächsten Monaten deutlich anheizen dürfte, waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen seit Mitte Januar auf Talfahrt. Das ist mehr als bemerkenswert, oder?
Gleichzeitig waren die Zinsen für 10-jährige Inflationsgeschützte US-Anleihen, also der Realzins, auf Talfahrt, auch das hat die Notierung des Edelmetalls zwangsläufig nach oben getrieben.
Amerikaner wollen sich gehen hohe Inflation schützen
Zudem sind die US-Inflationserwartungen der Investoren seit Anfang Dezember deutlich gestiegen. Damit erwarten Investoren aktuell für die nächsten 5 Jahre eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,6 Prozent für die USA – und das sollte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
In dem Umfeld sind zuletzt die in den Lagerstätten der US-Derivate Comex gelagerten Goldbestände auf 35,5 Millionen Unzen nach oben geschossen und nähern sich damit zügig dem Rekordhoch vom Februar 2021 bei 39,4 Millionen Unzen. Überrascht es irgendjemanden, dass sich viele Amerikaner in dem Umfeld mit physischem Gold gegen wahrscheinlich anhaltend hohe Inflationsraten schützen möchten? Mich jedenfalls nicht.
Und kann es ein besseres Umfeld für Gold geben, als wenn die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sinken und gleichzeitig die Inflationserwartungen steigen? Nein, ein besseres Umfeld kann es meiner Meinung nach kaum geben und deswegen ist die Notierung des Edelmetalls auch auf Rekordfahrt.
Zuletzt hat US-Finanzminister Scott Bessent gesagt, dass sich Trump sinkende Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und einen schwachen Dollar wünsche. Meiner Meinung nach wäre das eine Traumkombination für den Goldpreis – sinkende US-Zinsen bei gleichzeitig sinkendem Dollar! Was das Edelmetall in einem derartigen Umfeld machen würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Goldhandel in China schießt nach oben
Und wenn die obigen Gründe nicht schon genügen würden, dann werfen Sie bitte einen Blick nach China. Dort ist der Goldhandel an der Derivatebörse Shanghai Futures Exchange (SHFE) in den vergangenen Wochen geradezu explodiert. Offensichtlich wollen sich dortige Investoren vor dem Hintergrund des Handelskriegs mit den USA – und damit zusätzlichen Gegenwind für die ohnehin deutlich schwächelnde chinesische Wirtschaft – mit Gold schützen.
Dabei haben die Chinesen kaum Alternativen zu Gold. Zwar war der dortige Aktienmarkt zwischenzeitlich nach oben geschossen, damit notiert er allerdings auf dem gleichen Niveau wie vor 10 Jahren. Und gleichzeitig sind die Immobilienpreise in vielen Städten unter Druck. Da bleibt den Chinesen kaum eine Alternative zu Gold, um ihr Vermögen zu schützen.
Warten auf US-Inflationsdaten
Vor dem Hintergrund dieser Fakten warten Investoren gespannt auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 12. Februar um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im Januar bei 2,9 Prozent stagnieren.
Zudem soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im Januar leicht zurückgehen von 3,2 auf 3,1 Prozent. Sollten die Daten, sei es bei der Inflations- oder der Kernrate, auch nur minimal besser ausfallen als erwartet, könnte das für weiteren Abwärtsdruck auf die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sorgen.
Das sollte den Höhenflug beim Goldpreis weiter anheizen, zumal wenn die sinkenden Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen sollten, womit der Goldpreis von einer zweiten Seite aus Rückenwind bekommen würde.
Derzeit haben wir geradezu eine Kaufpanik bei Gold, gerade in den USA, daher kann niemand seriös vorhersagen, wie weit der Preis kurzfristig noch steigen könnte. Anschließend könnte es zu einem Kursrückgang kommen, dessen Ausmaß man ebenfalls nicht seriös prognostizieren kann.
Die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall sind allerdings besser als je zuvor. Daher macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.