In den vergangenen Tagen haben US-Privatanleger mit Wetten, wie auf GameStop, Hegdefonds schwer in die Bredouille gebracht und damit ein kleines Börsenbeben am gesamten Aktienmarkt in den USA und Deutschland ausgelöst. Von der Lösung des Problems hängt es ab, wie es kurzfristig an der Börse und bei Gold weitergeht.

Haben Sie auch den Kurseinbruch am Aktienmarkt in den vergangenen Tagen beobachtet? Nachdem der DAX noch am Dienstagabend, den 26. Januar 2020, mit rund 13.900 Punkten in der Nähe des Rekordhochs notiert hatte, ist er anschließend nach unten gerauscht und lag am Tief am Donnerstag bei nur noch knapp über 13.300 Punkten, ehe der Index anschließend auf Berg- und Talfahrt war. Der S&P5 00 hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht.

Im Gegenzug hat der Goldpreis einen kleinen Hüpfer nach oben gemacht und notiert nun bei Kursen von rund 1.870 Dollar je Unze. Sollten die Börsenturbulenzen kurzfristig anhalten, dürfte die Erholung des Edelmetalls weitergehen, sollte es doch als sicherer Hafen gefragt sein.

Verantwortlich für das kleine Börsenbeben am Aktienmarkt war die massive Zockerei von US-Privatanlegern. Sie haben sich über die Internetplattform Reddit verabredet, Aktien von schwer angeschlagenen US-Unternehmen, wie die des Videospielhändlers GameStop oder der Kinokette AMC Entertainment, kräftig zu kaufen und damit die Kurse nach oben zu treiben. Die Firmen haben neben strukturellen Problemen auch mit den Folgen der Pandemie schwer zu kämpfen, weshalb einige Hedgefonds massiv auf sinkende Kurse gesetzt haben.

Die Folge: Der Kurs der GameStop-Aktie, der noch am 8. Januar, vor dem Beginn der Zockerei, bei rund 15 Dollar gelegen hatte, war am Donnerstag 28. Januar bis auf 500 Dollar nach oben geschossen, woraufhin Wertpapierhändler wie Robinhood und TD Ameritrade die Notbremse gezogen und den Handel mit GameStop, AMC und anderen ähnlichen Papieren zeitweise eingeschränkt haben. Privatanleger konnten die Aktien nur noch verkaufen, aber nicht mehr kaufen, woraufhin die GameStop-Aktie innerhalb weniger Stunden von 500 auf 112 Dollar eingebrochen ist.

Irrwitzige Spekulation

Wie gigantisch die Spekulation war, zeigen ein paar Zahlen: So war das Handelsvolumen mit der GameStop-Aktie am Mittwoch, 27. Januar, auf 25,3 Mrd. Dollar explodiert – damit war GameStop den zweiten Tag in Folge die am meisten gehandelte Aktie in den USA. Gleichzeitig war der Börsenwert auf 24 Mrd. Dollar nach oben geschossen, gegenüber nur 1,0 Mrd. am 8. Januar. Üblicherweise ist Tesla mit einem Handelsvolumen von 20 Mrd. Dollar und mehr pro Tag die klare Nummer 1, während der Börsenwert fast 800 Mrd. Dollar erreicht. Und nun hatte plötzlich GameStop den Spitzenplatz.

Die Folge der Kursexplosion bei GameStop, AMC und anderen Zockerpapieren: Der US-Hegdefonds Melvin Capital, der auf sinkende Kurse bei den Aktien gewettet hatte, musste mit einer Finanzspritze von 2,75 Mrd. Dollar von zwei anderen Hedgefonds gerettet werden. Wie läuft die Spekulation auf sinkende Kurse: Hedgefonds – in diesem Fall als Short Seller oder Leerverkäufer aktiv – verkaufen die Aktien, in der Erwartung sie später günstiger zurückkaufen zu können. Je höher der Kurs steigt, umso größer wird der Verlust für die Hedgefonds, weshalb sie immer mehr in die Bredouille kommen und liquidieren müssen.

Dabei verkaufen die Hedgefonds einen Teil ihrer Aktienbestände, mit denen die Fonds auf steigende Kurse gesetzt haben, wodurch die Volatilität am Aktienmarkt nach oben schießt. So ist der VIX Index, der die Schwankung des S&P 500 widerspiegelt, am Donnerstag zeitweise bis auf 37,2 Punkte explodiert, gegenüber 23 Punkten am Dienstag.

Wegen der steigenden Volatilität am Aktienmarkt verkaufen institutionelle Investoren, wie Banken und Versicherungen, Aktien, woraufhin der Gesamtmarkt einbricht. So lösen ein paar Mio. US-Privatanleger mit ihren Wetten auf angeschlagene Unternehmen ein Börsenbeben aus.  Damit ist die Stabilität des Finanzmarkts in Gefahr.

Nachdem Robinhood am Freitag eingeknickt war, zumal sich die US-Börsenaufsicht SEC eingeschaltet hatte und sich etliche US-Politiker die Sache im Kongress genau anschauen wollen – und Käufe von GameStop-Aktien wieder ermöglicht hat, ist das Papier wieder nach oben geschossen, was für anhaltende Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgt. Gleichzeitig wird der Goldpreis gestützt.

US-Politiker stecken in der Klemme

Damit steigt der Druck auf die US-Politik. Einerseits müssen die Politiker den Privatanlegern – also ihren Wählern – weismachen, dass die Politiker in ihrem Interesse handeln würden. Andererseits muss die Politik alles in ihrer Macht stehende tun, um die massive Spekulation deutlich einzudämmen.

Denn wenn sich die Millionen von Privatanlegern jeden Tag irgendwelche neuen Aktien von angeschlagenen Unternehmen aussuchen und deren Kurs völlig ohne fundamentalen Grund in die Stratosphäre treiben, dann würden die Turbulenzen am Gesamtmarkt anhalten. Das kann nicht im Interesse der Wall Street und damit der Politik sein. Ich werde sehr gespannt beobachten, wie der Ausweg aus dem Dilemma aussehen kann. Eine einfache Lösung gibt es hier nicht, das macht die Sache so schwierig.

Die Fed ist Hauptverantwortlicher für die Zockerei

Bei all den bevorstehenden Debatten dürfte allerdings eine Institution überhaupt nicht in den Fokus rücken, die doch der Hauptgrund für die größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt und das massive Zocken der Privatanleger ist: die Fed.

Weil derzeit das massivste Gelddrucken aller Zeiten läuft, wodurch die Geldmenge M1 um den Rekord von rund 70 % nach oben schießt und die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bei mickrigen 1,1 % liegen – deswegen zocken institutionelle Investoren, wie Banken und Versicherungen und die Privatanleger. Wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bei 5, 6 oder 7 % liegen würden und Investoren mit diesen Papieren eine gute Rendite erwirtschaften könnten, dann müssten sie nicht so sehr spekulieren. Je massiver aber das Gelddrucken ist – und damit je niedriger die Zinsen sind – und je länger es andauert, umso gigantischer wird die Spekulation am Aktienmarkt, weshalb die Fed das Gelddrucken nicht mehr drosseln kann – nie mehr.

Und was macht Fed-Chef Jay Powell: Auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung am 27. Januar sagte er, dass nicht etwa die sehr lockere Geldpolitik der Fed für die Rekordfahrt am US-Aktienmarkt verantwortlich sei, sondern die Impfkampagne und die Hoffnung auf ein weiteres Billionen Dollarschweres Konjunkturprogramm, wodurch die Wirtschaft angekurbelt würde.

Auf diese Aussage haben selbst einige Analysten von Banken mit Spott reagiert, hatte doch Powell bei der vorherigen Sitzung im Dezember 2020 die hohe Bewertung am Aktienmarkt mit den sehr niedrigen Zinsen gerechtfertigt. Powell hat absolut keine Integrität, sondern ist für mich viel mehr der schlechteste Chef der US-Notenbank aller Zeiten.

Je länger er aber mit dieser für Verbraucher und Sparer verheerenden Politik weitermacht und damit den Dollar immer dramatischer entwertet, für umso mehr Aufwärtsdruck sorgt Powell damit auf den Goldpreis. Es sollte sich daher für Sie lohnen, Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.