Der Goldpreis stieg vergangene Woche noch einmal auf 1.440 $ an, nachdem Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Nachfolge des scheidenden EZB-Chefs Mario Draghi übernahm. Lagarde gilt als Verfechterin einer lockeren Geldpolitik. Sie wird bei der kommenden Rezession schnell mit QE-Maßnahmen bzw. einer Umverteilung von Ersparnissen der Bürger hin zu strauchelnden Banken und Konzernen reagieren, um Schlimmeres für die EU-Staaten und das Bankensystem zu verhindern. Die Reaktion der Märkte auf Lagardes Ernennung war eindeutig – der Euro fiel und der Goldpreis schoss mit 1.438 $ noch einmal auf das Sechs-Jahres-Hoch.
Die Märkte wissen, dass Lagarde nicht nur die Garantie für die Fortsetzung der bisher lockeren Geldpolitik der EZB ist, sondern womöglich noch unverantwortlicher mit den Ersparnissen der Europäer umgehen wird. Eine Stagflation in der Eurozone ist längst da und die Fortsetzung dieser mit weitaus höheren Teuerungsraten im zweistelligen Bereich in den kommenden 3-10 Jahren dürfte sehr wahrscheinlich sein. Wie schnell ein Vertrauensverlust in eine Währung zum Kollaps dieser führen kann, zeigte in der jüngeren Vergangenheit der Zimbabwe-Dollar oder der venezolanische Bolivar. Auch Deutschland machte von 1921 bis 1923 eine Hyperinflation im Schnelldurchlauf durch, was im kollektiven Gedächtnis der Deutschen bis heute mahnend im Hinterkopf pocht und wahrscheinlich einer der Gründe für die Goldaffinität der Deutschen ist.
Lagarde steht schon jetzt für eine ultralockere Geldpolitik
Die in Hinterzimmern ausgehandelte plötzliche Platzierung Ursula von der Leyens als neue EU-Kommissionspräsidentin hat Zweifel an dem vermeintlichen Mitbestimmungsprozess bei Demokratieanhängern geschürt, was ich als libertärer Verfechter der individuellen Menschen- und Freiheitsrechte amüsiert zur Kenntnis genommen habe.
Der Ausbruch am Goldmarkt wurde primär von exogenen Faktoren getrieben, wie dem Handelsstreit der USA mit China, den Zollandrohungen gegen Mexiko, den militärischen Anschlägen um den Iran sowie der Ankündigung einer dovishen Geldpolitik seitens US-Notenbankchef Powell.
Der Konflikt mit dem Iran hat sich vorerst beruhigt und keine der beiden Seiten scheint zu diesem Zeitpunkt bereits einen militärischen Konflikt zu wollen. Die Aussicht auf Stabilität über ein bis zwei Jahre hat diesen Unsicherheitsfaktor herausgenommen. China und die USA haben einen Fortschritt erzielt, indem eine weitere Eskalation abgeblasen wurde und einige Handelsboykotte für Huawei Produkte sowie US-Agrarprodukte aufgehoben wurden. Auch hier scheinen sich die Wogen zumindest kurzzeitig etwas geglättet zu haben. In der letzten Woche hatte dann bereits Powell darauf hingewiesen, dass eine Zinssenkung am 31. Juli alles andere als sicher sei und womöglich wartet man mehrere schlechte Monate am Arbeitsmarkt ab, bevor man zu diesem Schritt greift.
Nachdem die meisten exogenen Faktoren weggefallen sind und die Spekulanten eine historische hohe spekulative Position am Terminmarkt gehalten haben, kam es am Freitag mit der Veröffentlichung sehr guter Arbeitsmarktdaten zu einem Einbruch an den Edelmetallmärkten. Gute Arbeitsmarktdaten könnten das letzte Zünglein an der Waage gewesen sein, warum die US-Notenbank noch nicht im Juli die Zinsen senken wird. Der Goldpreis sackte in einem Long Drop um 25 $ ab, der Silberpreis durchbrach seinen kurzfristigen Aufwärtstrend und der Platinpreis fiel wieder um 30 $ auf die Unterstützung bei 800 $, ganz entsprechend der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt. Das Ratio von Gold zu Silber stieg dabei mit 93,32 Punkten auf den höchsten Stand seit 1993. Silber verspricht daher auf Sicht der kommenden zehn Jahre eine massive Outperformance im Vergleich zum Goldpreis. Eine Rückkehr zum statistischen Mittel bei 60 ist im kommenden Edelmetallbullenmarkt sehr wahrscheinlich, weshalb man überproportional mehr in Silber investieren sollte.
Silber ist historisch günstig im Vergleich zum Gold.
Ebenso stark wie der Goldpreis ist auch der Palladiumpreis, der kurz vor einem neuen Allzeithoch steht. Durch die voraussichtlichen Lockerungen der Geldpolitik könnte eine Rezession in den USA und weltweit noch einmal um ein bis zwei Jahre hinausgezögert werden, weshalb das Defizit am Palladiummarkt anhalten und den Preis weiter nach oben treiben könnte. In der Realität ist die Rezession unlängst da und wird nur durch statistische Eingriffe sowie optimistischer Propaganda und dovisher Forward Guidance verschleiert. Bald werden die Notenbanken mit neuen Gelddruckprogrammen reagieren, worauf erst Gold und letztlich auch Silber mit starken Preisanstiegen reagieren werden.
Der Palladiumpreis steht nur noch wenige Dollar vor einem neuen Allzeithoch.
Das Platin-Palladium-Ratio ist auf den niedrigsten Stand der Geschichte gefallen.