Die Fed hat Investoren mit den Ergebnissen ihrer Sitzung vom 16. Juni herb überrascht. Daher kam es zu deutlichen Turbulenzen bei US-Zinsen und US-Dollar, woraufhin der Goldpreis kräftig unter die Räder gekommen ist.

Um 100 US-Dollar auf rund 1.760 US-Dollar je Unze war der Goldpreis seit der Fed-Sitzung vom 16. Juni eingebrochen, ehe er sich etwas erholt hat. Im Nachhinein sieht es für mich so aus, als ob die Sitzung hauptsächlich zwei Zwecke gehabt haben dürfte: den US-Dollar nach oben zu treiben und im Gegenzug dazu die Notierung des Edelmetalls nach unten. Unglücklicherweise war die US-Notenbank mit diesem Schachzug zulasten der Gold-Fans, wie Ihnen und mir, erfolgreich.

Die Details der Fed-Sitzung habe ich in dem Beitrag „Nach Fed-Sitzung lässt Sorge vor US-Zinserhöhungen Goldpreis einbrechen“ ausführlich analysiert und geschrieben, dass die Zinsen zehnjähriger US-Anleihen nach dem kräftigen Kurssprung nach oben nach der Fed-Sitzung „innerhalb weniger Tage“ kräftig nach unten drehen sollten. Denn Investoren wüssten, dass die hochverschuldete US-Wirtschaft zu schwach sei, um deutlich steigende Zinsen zu verkraften.

Genau wie ich vorhergesagt hatte, ist es auch gekommen. Nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach der Fed-Sitzung zuerst um bis zu 10 Basispunkte (0,1 Prozentpunkte) auf bis zu 1,59 % nach oben geschossen waren, sind die Zinsen in den folgenden zwei Tagen eingebrochen und liegen aktuell bei nurmehr 1,39 %. Damit liegen sie um 10 Basispunkte unter dem Niveau von vor der Fed-Sitzung. Eine derartige Entwicklung, sprich einen Einbruch, hatte kein einziger Experte vorhergesagt, jedenfalls habe ich nirgends etwas Derartiges gelesen.

US-Dollar Index schießt nach oben

Allerdings war ich davon ausgegangen, dass der Einbruch der US-Zinsen auch den US-Dollar wieder mit nach unten reißen würde. Stattdessen ist der US-Dollar Index zwischen der Fed-Sitzung und Freitagabend, 18. Juni um 2 % auf 92,32 Punkte nach oben geschossen – das ist eine enorme Bewegung in so kurzer Zeit – und notiert damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit 6. April, also des Zweieinhalb-Monats-Hochs.

Dafür gibt es zwei Gründe: Einerseits mussten sich jene Investoren mit US-Dollar eindecken, die auf eine weitere Talfahrt des Greenback gesetzt hatten. Schließlich lag der US-Dollar Index nur wenige Tage zuvor um lediglich 1 % über dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2014, weshalb viele Spekulanten mit einem Ausbruch nach unten gerechnet hatten. Wenn es entgegen der Erwartung aber nach oben geht, müssen sich die Spekulanten schnell eindecken und ziehen den US-Dollar so zusätzlich nach oben. Der Index spiegelt die Entwicklung des US-Dollars gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro wider.

Andererseits könnten viele Investoren plötzlich befürchten, dass die Fed in den nächsten Monaten tatsächlich beginnen könnte, die QE-Anleihenkäufe zu drosseln, womit die Fed weniger Liquidität als zuvor in den Finanzmarkt und damit teilweise in die Realwirtschaft pumpen würde, woraufhin sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft deutlich eintrüben würden. In konjunkturell unsicheren Zeiten flüchten Investoren aber üblicherweise in den sicheren US-Dollar Hafen und treiben ihn so nach oben.

Im Klartext: Weil sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft eintrüben, flüchten Investoren in den US-Dollar. Verrückte Welt, aber so ist es leider.

US-Geldmenge explodiert

Der kräftig gestiegene US-Dollar hat den Goldpreis stark belastet, woraufhin er unter die 50-, 200- und zuletzt auch unter die 100-Tage-Linie (rund 1.796 US-Dollar) nach unten gerauscht ist. Dennoch gilt es die Ruhe zu bewahren, obwohl die Notierung des Edelmetalls kurzfristig weiter in Richtung des 52-Wochen-Tiefs vom März 2021 bei rund 1.685 US-Dollar je Unze laufen könnte.

Für mich macht diese Bewegung allerdings absolut keinen Sinn. Der Goldpreis liegt mit aktuell rund 1.770 US-Dollar um rund 7 % unter dem Stand von Ende 2020, obwohl die Geldmenge M2 seit damals um knapp eine Billion US-Dollar auf den Rekord von 20,1 Billionen US-Dollar gestiegen ist. Damit wird die Fiat-Währung immer schneller entwertet, was den Goldpreis eigentlich beflügeln müsste.

US-Zinsen im Auge behalten

Umso mehr gilt es die Entwicklung des US-Dollars zu beobachten. Sollte er – wegen der zunehmenden Konjunktursorgen der Investoren – tatsächlich deutlich steigen, würden sich die Exportperspektiven für die US-Unternehmen im Ausland, gerade in der Euro-Zone eintrüben, würden doch US-Produkte in der Euro-Zone teurer werden. Das können US-Regierung und Fed keineswegs gut finden, bekäme doch die US-Wirtschaft, die zuletzt ohnehin deutliche Bremsspuren gezeigt hat – siehe gerade die enttäuschenden Daten vom Arbeitsmarkt, den Einzelhandelsumsätzen und vom Häusermarkt – zusätzlichen Gegenwind. Das kann auf die Dauer kaum für Auftrieb beim US-Dollar sorgen, oder?

Zudem sollten Anleger die Entwicklung der Zinsen für zehnjährige US-Anleger genau im Auge haben. Ich erwarte, dass sich die Talfahrt in den nächsten Wochen deutlich beschleunigen sollte, was eine Eintrübung der Konjunkturperspektiven widerspiegelt. Dann bin ich gespannt, wie die Fed in dem Umfeld Investoren erklären wird, dass eine Drosselung der Anleihekäufe eine gute Idee sei. Das ist es absolut nicht, weil dann die Zinsen noch schneller nach unten rauschen würden als ohnehin schon.

In dem Umfeld – zumal, wenn das Platzen der größten Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt drohen sollte – dürfte die Fed innerhalb weniger Monate nicht etwa mit einer Drosselung der Anleihekäufe beginnen, sondern sie vielmehr kräftig aufstocken. Wenn es zu einem Rückgang von 10 % oder mehr beim S&P500 kommen sollte, dürfte die Fed das Thema „Drosselung“ schneller auf Eis legen, als ich bis drei zählen kann. Behalten Sie das bitte genau im Auge. Das sollte im Gegenzug den Goldpreis beflügeln.

Ich werde die US-Zinsen und den US-Dollar beobachten und gehe davon aus, dass sich die Lage gerade beim US-Dollar schnell beruhigen sollte, womit der Goldpreis zu einer Erholung ansetzen dürfte. Ich finde, dass das Edelmetall zu den aktuellen Kursen sehr günstig ist, zumal der US-Dollar in den nächsten Monaten und Jahren deutlich auf Talfahrt sein sollte. Dann sollten jene Anleger Grund zur Freude haben, die einen wichtigen Teil ihres Finanzvermögens in physischem Gold halten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.