Nachdem der Goldpreis auf Zehn-Monats-Hochs geklettert war, hat er zuletzt um rund vier Prozent nachgegeben. Die Notierung des Edelmetalls ist gleich von drei Faktoren belastet worden. Allerdings könnte der Goldpreis schneller nach oben drehen als manche Experten erwarten.
Welchen Unterschied doch zwei Wochen ausmachen: Nachdem es noch am 19. Februar so ausgesehen hatte, also könnte der Goldpreis jeden Moment auf ein 52-Wochen-Hoch klettern, ist er zuletzt deutlich unter Druck gekommen. Kurzzeitig haben drei Faktoren für Gegenwind gesorgt: Steigende US-Aktien, steigende US-Zinsen und der steigende Dollar. Inzwischen könnte aber bei zwei der drei Faktoren eine Kehrtwende nach unten begonnen haben, was den Goldpreis bald beflügeln sollte.
Wegen Fortschritten im Handelskrieg zwischen den USA und China hat der S&P500 in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt. Hinzu kamen ein paar US-Konjunkturdaten, die etwas besser ausgefallen sind als erwartet. Das hatte zwischenzeitlich die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben getrieben, was eine Aufhellung der langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft widerspiegelt, was wiederum den S&P500 beflügelt hatte.
In dem Umfeld haben viele Investoren völlig ignoriert, dass die weit überwiegende Zahl der US-Daten weiterhin schwächer ausgefallen sind als erwartet. Darauf hat der Aktien- und der Anleihenmarkt aber kaum reagiert, weil Investoren der Überzeugung sind, dass das alte Daten seien und die US-Wirtschaft wegen der Fortschritte im Handelskrieg und der Kehrtwende der Fed hin zu einer Lockerung der Geldpolitik in den nächsten Quartalen nicht in eine Rezession abrutschen, sondern sich beleben werde.
Die Märkte haben also völlig unlogisch reagiert, die guten Daten wurden gefeiert und auf die schlechten wurde hingegen kaum reagiert. Der einzige Grund hierfür ist die Kehrtwende der Fed und damit die Hoffnung der Investoren, dass sie im Notfall einmal mehr von der Fed herausgehen werden.
OECD senkt die Wachstumsprognose deutlich
Entgegen der Erwartung vieler Investoren hat der S&P500 zuletzt allerdings begonnen zu schwächeln, nachdem er es wiederholt nicht geschafft hat, sich oberhalb der Marke von 2.800 Punkten zu etablieren. Für Kursdruck auf den Index hat zuletzt die OECD gesorgt, sie hat die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für 2019 von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent gesenkt.
Dabei hat die OECD die Schätzung für die Euro-Zone von 1,8 Prozent auf nur mehr 1,0 Prozent eingedampft, bei Deutschland ging es noch stärker abwärts von 1,6 Prozent auf nur mehr 0,7 Prozent. Gleichzeitig soll die italienische Wirtschaft um 0,2 Prozent schrumpfen, also in der aktuellen Rezession bleiben, nachdem die Experten bislang ein Plus von 0,9 Prozent vorhergesagt hatten. Zudem warnte die Organisation, dass die Daten schlussendlich noch schlechter ausfallen könnten als derzeit vorhergesagt.
Bei derartigen Nachrichten sind Investoren in US-Staatsanleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf knapp unter 2,7 Prozent gesunken sind. Sollten die überwiegend schlechten Daten aus den USA anhalten, wovon ich fest ausgehe, könnten die Investoren allmählich beginnen darauf zu reagieren, woraufhin sich der Kursrückgang beim S&P500 ausweiten dürfte, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen das 52-Wochen-Tief von Anfang Januar bei 2,55 Prozent ins Visier nehmen sollten. In diesem Umfeld sollte der Goldpreis eine deutliche Kehrtwende nach oben einlegen.
Vor dem Hintergrund ist der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag von großer Bedeutung. Sollten die Daten enttäuschen, könnte das für deutliche Turbulenzen am Aktien- und am Anleihenmarkt sorgen, während der Goldpreis als sicherer Hafen gefragt sein dürfte.
US-Wirtschaft fällt von der Klippe herunter
Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die US-Wirtschaft trotz der gegenteiligen Beteuerung vieler „Experten“ auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte – das ist einer der Gründe für die Kehrtwende der Fed. Nachdem sich das US-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal auf 2,6 Prozent annualisiert abgeschwächt hat, sagt die Notenbank von New York für das erste Quartal ein Plus von lediglich 0,88 Prozent annualisiert vorher.
Die Prognose der Notenbank von Atlanta liegt sogar bei lediglich 0,5 Prozent annualisiert. Die Vorhersagen deuten darauf hin, dass die Wirtschaft quasi von der Klippe herunterfällt. Das annualisierte Wachstum wird errechnet, indem man das Wachstum gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Damit lautet die Eine-Million-Dollar-Frage: Beginnt die Fed rechtzeitig mit einer neuen QE-Gelddruckrunde, um so über eine weitere Dollar-Schwemme die Wirtschaft und damit den Aktienmarkt anzukurbeln? Oder kommt die Fed zu spät und eine Rezession ist nicht mehr aufzuhalten?
Wie schnell stellt die Fed die Anleihenverkäufe ein?
Ich gehe davon aus, dass Fed-Chef Jay Powell bei der Sitzung am 20. März ankündigen wird, dass der Abbau der Bilanzsumme in den nächsten Monaten deutlich gedrosselt wird und bereits innerhalb weniger Monate Schluss sein dürfte.
Während die Fed derzeit für insgesamt 50 Mrd. Dollar pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen verkauft und so dem Finanzkreislauf und der Wirtschaft kräftig Geld entzieht, könnte der Wert in den Folgemonaten um jeweils 10 Mrd. Dollar verringert werden, also beginnend von 50 Mrd. Dollar für April, bis auf 10 Mrd. Dollar im August.
Jeden Tag, den die Fed länger wartet oder das Programm weniger drosselt, umso schneller kommt die Rezession näher. Dass in dem Umfeld die Staatsschulden noch viel stärker explodieren sollten als jene 1,5 Billionen Dollar für das Jahr 2018, sollte niemanden überraschen. Horrende 1,5 Billionen Dollar – und das in einer Phase, in der die US-Wirtschaft nominell, also inklusive der Inflation, um 5,2 Prozent auf den Rekord von 20,5 Billionen Dollar gewachsen ist. In Falle einer Rezession wird die Neuverschuldung auf 2,0 Billionen Dollar und mehr pro Jahr nach oben schießen.
Wenn es ums Schuldenmachen geht, dann kann niemand Trump etwas vormachen, dann gilt mehr denn je „America First.“ Bei einer neuen Dollar-Schwemme durch die Fed dürfte der Dollar zudem deutlich nach unten drehen, womit der dritte und letzte Belastungsfaktor für den Goldpreis wegfallen würde.
Anleger sollten gerade die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen genau im Auge behalten. Wenn sie in Richtung des 52-Wochen-Tiefs rauschen sollten, dürfte das den S&P500 mit nach unten ziehen. Zwar kann ich nicht ausschließen, dass der Goldpreis bis zur 200-Tage-Linie bei rund 1.250 Dollar pro Unze oder sogar knapp darunter fällt. In dem obigen Szenario wäre der jüngste Kursrückgang allerdings eine weitere hervorragende Gelegenheit, um die Goldbestände weiter aufzustocken. Genau das empfehle ich Ihnen, denn der sichere Hafen könnte schneller gefragt sein als mancher Anleger derzeit erwartet.