Während der Höhenflug an den Aktienmärkten nahtlos weitergegangen ist, ist der Goldpreis auf einen neuen Spitzenwert nach oben geschossen. Damit rückt das Fed-Protokoll in den Fokus.

Die Party an den Börsen läuft immer wilder, steigen doch S&P 500 und DAX auf immer neue Rekordhochs, während der Dow Jones mit 40.000 Punkten ebenfalls auf einen neuen Spitzenwert geklettert ist.

Verantwortlich dafür ist meiner Meinung nach vor allem eine Serie schwacher US-Konjunkturdaten, die die Hoffnung schürt, dass die Fed innerhalb weniger Monate mit Zinssenkungen beginnen könnte, während die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich auf Talfahrt sind. Im Gegenzug kaufen Investoren umso kräftiger Aktien.

Das ist natürlich auch ein hervorragendes Umfeld für Gold, weshalb die Notierung des Edelmetalls zuletzt auf neue Rekordhochs nach oben geschossen ist. Aktuell notiert es mit Kursen von um die 2.420 Dollar je Unze nur knapp darunter.

Zwar sind die US-Inflationsdaten zuletzt wie erwartet ausgefallen. Im April ist die Inflationsrate leicht zurückgegangen auf 3,4 Prozent, nach 3,5 Prozent für März. Zudem ist die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im April etwas zurückgegangen auf 3,6 Prozent, nach 3,8 Prozent für März.

Allerdings waren etliche US-Konjunkturdaten schwächer als erwartet. So stagnierten die Einzelhandelsumsätze im April auf dem Niveau des Vormonats. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte, die einen Anstieg um 0,4 Prozent vorhergesagt hatten. Zudem lagen die US-Neubaubeginne im April deutlich unter der Vorhersage der Volkswirte.

Etliche Antriebsmotoren für den Goldpreis

Je schwächer die US-Konjunkturdaten sind, umso mehr sinken die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und umso mehr Rückenwind hat der Goldpreis.

Zudem gibt es meiner Meinung nach etliche andere Faktoren, die die Rekordfahrt des Goldpreises anheizen. Einerseits ist es das enorme Haushaltsdefizit in den USA. Ich gehe davon aus, dass es im Fiskaljahr 2023/24, das im September endet, bei rund 2 Billionen Dollar liegen dürfte – Wahnsinn!

Diese enorme Dollar-Schwemme führt dazu, dass der Dollar immer weniger wert wird und im Gegenzug steigt der Goldpreis immer weiter.

Trotz der Schuldensause der US-Regierung will die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen senken. Viele Experten gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins bis zum Jahresende um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf 4,75 bis 5,0 Prozent reduzieren wird.

Das würde für noch mehr Liquidität im System sorgen, dürften doch Verbraucher und Konsumenten die etwas niedrigeren Zinsen nutzen, um noch mehr Schulden zu machen. Das würde die Inflation zusätzlich anheizen und damit für Rückenwind bei der Notierung des Edelmetalls sorgen.

Warten auf Fed-Protokoll

Umso gespannter warten Investoren auf das Fed-Protokoll, das am Mittwoch, 22. Mai um 20 Uhr veröffentlicht wird. Es dürfte zwar darauf hindeuten, dass die Fed mit einer möglichen Zinssenkung später beginnen könnte als zuvor erwartet, weil die Inflationsraten zuletzt nur noch langsam zurückgekommen sind.

Das dürfte viele Investoren dennoch nicht davon abhalten darauf zu wetten, dass die Fed mit einer ersten Reduktion im September beginnen könnte. Und viele Investoren wissen, dass wenn die Notenbank erst einmal mit Zinssenkungen gestartet ist, dass es dann üblicherweise Schlag auf Schlag deutlich nach unten geht, zumal viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten deutlich schlechter werden dürften, wovon ich ausgehe.

Die Rekordfahrt des Goldpreises belegt dabei unmissverständlich, dass die Fiat-Währung Dollar rapide an Wert verliert. Gegenüber dem Stand vom 23. Mai 2019 – also vor 5 Jahren – ist der Goldpreis um 88,7 Prozent auf 2.420 Dollar je Unze gestiegen.

Das bedeutet nichts anderes, als dass der Dollar in dem Zeitraum gegenüber Gold um rund 53 Prozent an Wert verloren hat. Im Gegenzug mussten Anleger fast doppelt so viele Dollar wie zuvor – genauer gesagt 88,7 Prozent mehr – für eine Unze des Edelmetalls auf den Tisch legen. Einfache Rechnung!

Glänzende Aussichten

Wer auch immer der nächste Präsident nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November sein wird – Joe Biden oder Donald Trump –, die Schuldensause der Regierung dürfte weitergehen und meiner Meinung nach sogar noch schlimmer werden. Umso größer wird der Druck auf die Fed sein, die Zinsen nicht etwa anzuheben, sondern zu senken, um den Schuldenberg tragbar zu halten.

Umso mehr sollte der Greenback an Wert verlieren und umso mehr dürfe der Goldpreis in den nächsten Monaten und Jahren nach oben schießen. Und dass der Euro eine ebenso schlechte Weichwährung wie der Dollar ist, wissen Sie genau so gut wie ich.

Umso wichtiger ist es, sich dagegen mit physischem Gold zu schützen. Daher ist jetzt die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.