Die letzte Handelswoche war unspektakulär im Vorfeld des US-Feiertages „Thanksgiving“, an dem traditionell die Börse ruhig ist, da Trader und Investoren von Donnerstag an ein verlängertes Wochenende mit ihren Familien genossen. So gab es auch keine nennenswerte Reaktion auf das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung am Mittwochabend. Es bestätigte, dass eine deutliche Mehrheit der Mitglieder eine Verlangsamung der Zinserhöhungen als angemessen erachtet, da man sich unsicher sei, mit welcher Zeitverzögerung die Zinsanhebungen auf die Wirtschaft treffen.

Zuletzt hatte die Fed Anfang November ihren Leitzins zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Diesen Satz hatte die Fed in diesem Jahr bereits von fast null auf aktuell 4 % angehoben. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für einen kleineren Zinsschritt von nur noch 50 Basispunkten auf der Sitzung Mitte Dezember mittlerweile mit 72 % gehandelt.

Am Freitag werden die neuesten US-Arbeitsmarktdaten für November erscheinen, welche diese Erwartungen verändern und so starke Kursreaktionen auslösen können. Im Oktober wurden die Erwartungen des Marktes geschlagen und für den November erwartet man aktuell ebenfalls 200 Tsd. neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Liegt die Zahl deutlich darüber, wird der Markt seine Einschätzung ändern und eine Zinsanhebung von 75 Basispunkte im Dezember einpreisen, was kurzfristig Verkaufsdruck bei Aktien- und Anleihen, sowie Gold und Silber ausüben würde, während der US-Dollar, der in den letzten beiden Wochen stark einbrach, wieder steigen würde. Werden hingegen weniger Jobs geschaffen, so dürfte dies dem Gold- und Silberpreis Rückenwind geben und die nächsten Widerstände wieder getestet werden.

Trotz des starken Preisanstiegs der Vorwochen hielten sich der Gold- und der Silberpreis stark in der letzten Handelswoche. Gold beendete die Handelswoche nahezu unverändert zur Vorwoche, während der Silberpreis 2,4 % ansteigen konnte und noch immer unterhalb des wichtigen und signifikanten Widerstands bei 22 US-Dollar handelt. Sollte es den Silberbullen gelingen den Preis nachhaltig zurück über diesen Widerstand zu schieben und somit in die alte Handelsspanne bis 28 US-Dollar, so würde dies ein erneutes prozyklisches Kaufsignal geben, dem in den nächsten Monaten weitere Preisanstiege bis 28 US-Dollar folgen könnten. Der Terminmarkt zeigt jedoch bereits eine deutliche Beteiligung der Spekulanten, weshalb Silber nur mit einem steigenden Goldpreis alte Höhen erreichen dürfte.

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Gold und Silber konsolidieren die Rallye bisher ohne großen Rücksetzer

Am Mittwoch werden die neuesten Inflationszahlen für die Eurozone im November veröffentlicht. Zuletzt stiegen die Verbraucherpreise im Oktober um 10,6 % an, gegenüber 9,9 % im Vormonat. Nachdem die Europäische Zentralbank ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 75 Basispunkte angehoben hatte, hoffen nun die Märkte, dass eine Abschwächung des Verbraucherpreisindex auch zu einem milderen Zinsschritt von nur 50 Basispunkte führen wird bei der Sitzung der EZB Mitte Dezember.

Da europäische Leitzins erst bei 2 % liegt und die Inflationsrate im Euroraum zuletzt auf 10,6 % sprang, scheint dieser Wunsch verfrüht und unangebracht zu sein. Vielmehr sollte die EZB ihren Leitzins weiter stark anheben und die Inflationsrate einholen, um so eine weitere Abwertung des Euros zu verhindern. Jedoch rollt auf die EU eine Rezession zu und eine in Bälde steigende Arbeitslosigkeit bei weiter steigenden Marktzinsen, wird die Europäische Union vor eine Zerreißprobe stellen.

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Die historisch hohe Inflation liegt weit oberhalb des Leitzinses in der EU

Die EZB wird daher auch in der Zukunft nicht in der Lage sein die Inflation, die sie durch das Drucken von Geld aus dem Nichts selbst verursacht hat, mit höheren Zinsen zu bekämpfen. Vielmehr forciert die EZB die finanzielle Repression über niedrige Zinsen und gleichzeitig hohe Inflation, sodass sich die Schuldenlast auf den Schultern der europäischen Staaten entwertet, sodass die EU im Korsett der Währungsunion zusammengehalten werden kann.

Auch wenn der Euro aufgrund des Einbruchs beim US-Dollar zuletzt stark auf 1,045 US-Dollar ansteigen konnte, so sehe ich mittel- bis langfristig keine echte Stärke des Euros. Im Gegenteil wird der Euro weiterhin an Kaufkraft verlieren und so der Goldpreis diametral gegensätzlich sukzessive ansteigen in den nächsten Jahren. Es ist sogar denkbar, dass die EZB im nächsten oder übernächsten Jahre mit neuen QE-Programmen aufwarten wird, um die bevorstehende Rezession zu bekämpfen.

Kurzfristig bis Weihnachten werden der Gold- und der Silberpreis womöglich trendlos handeln unter ihren aktuellen Widerständen. Im nächsten Jahr erwarten ich hingegen einen Anstieg über 1.800 US-Dollar bei Gold und Silber wieder über den Widerstand bei 22 US-Dollar.

Thanksgiving – Das Scheitern des sozialistischen Amerika

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Quelle: Pixabay

Vergangenen Donnerstag feierten die US-Amerikaner ihr alljährliches Thanksgiving-Fest, doch die Geschichte der Kolonisten und des ersten Erntedankfestes sind in Europa kaum bekannt. Dieser Feiertag sollte uns jedes Jahr an den Sieg der Freiheit und der Marktwirtschaft über die Sklaverei und die Gemeinwirtschaft bzw. den Sozialismus erinnern.

Die ersten beiden britischen Kolonien der neuen Welt waren Jamestown und Plymouth. Beide waren als utopische, planwirtschaftlich organisierte Gemeinschaften geplant. Dieses Experiment scheiterte bereits 228 Jahre bevor Karl Marx sein Manifest schrieb, doch mussten die Pilgerväter dies auf den harten tödlichen Weg lernen in den ersten Jahren ihrer Anwesenheit in Nordamerika. Die ersten Kolonisten besaßen kein Eigentum, während Arbeit und Ertrag gleichmäßig geteilt wurden. Die Aufgaben wurden den Siedlern, wie in jeder Planwirtschaft, entsprechend ihren vermeintlichen Fähigkeiten zugewiesen.

Die Abschaffung des Privateigentums entpuppte sich jedoch als äußerst dumme Idee und hatte fatale Konsequenzen, was heute auch als die „Tragik des Allgemeinguts“ bekannt ist. Wenn jeder Anspruch auf alles hat, dann trägt niemand die Verantwortung für irgendetwas. Ohne Privateigentum war und fühlte sich niemand verantwortlich für die Saat und die Ernte, weshalb Raubbau betrieben wurde und sogar unreife Pflanzen gestohlen wurden. Ohne eigenen Besitz agierte niemand nachhaltig und es wurde weder für schlechte Zeiten noch zur Kapitalbildung gespart.

Egal wieviel und wie hart jemand arbeitete, der Lohn war nie mehr als der jener, die wenig oder nichts leisteten. Warum sollte ein Mann für andere Familien und deren Kinder den ganzen Tag schuften? Es war daher rational, dass Männer und Frauen zunehmend die Arbeit verweigerten und nur noch das machten, wozu sie mit Gewalt gezwungen wurden. Die Siedler schoben Krankheiten vor und Frauen blieben lieber daheim bei ihren Kindern, anstatt zu arbeiten, da sie keinen direkten Vorteil daraus gehabt hätten.

Die Ernteerträge kollabierten und so starben binnen zwei Jahren die Hälfte der Kolonisten in harten Wintern den Hungertod, wobei die Menschen von Ratten lebten, während Diebstahl und Gewalt grassierten.

Da die Kolonie kurz vor ihrer Auslöschung stand, warf der Gouverneur der Kolonie, William Bradford, die sozialistische Idee über Bord und erlaubte jedem Mann Getreide für seinen eigenen Haushalt anzupflanzen. Dazu musste jeder Familie eine eigene Parzelle Land zugewiesen werden, was von nun an deren Privateigentum war. Plötzlich begannen die Menschen wieder zu arbeiten und selbst Frauen schnallten ihre Kinder auf dem Rücken und begannen mit produktiver Feldarbeit. Binnen nur zweier Ernten hatten sie mehr, als sie benötigten und die Kolonie blühte auf. Gouverneur William Bradford schrieb:

„Das [Freiheit und Privateigentum] hatte so großen Erfolg und machte alle Hände sehr fleißig, sodass mehr Getreide gepflanzt wurde als zuvor. … Anstatt dem Hungertod, gab Gott ihnen nun Überfluss.“

Da die Pilger nun das Eigentum an ihrer Produktion und Produktionsmitteln hatten, sparten und investierten sie, während sie begannen mit den Früchten ihrer Arbeit Handel zu betreiben. Der Marktpreis war auch damals sofort das wichtigste Steuerungsinstrument für die Produktion. Hatten die Kolonisten beispielsweise zu viel Getreide angebaut und hingegen zu wenig Kohl, so war der Marktpreis für Kohl relativ teuer zum Getreide. Dieser hohe Marktpreis und der daraus resultierende höhere Gewinn für die entsprechend investierte Arbeitszeit, veranlasste die Bauern bei der nächsten Aussaat mehr Kohl anstatt Getreide anzubauen. Auf diese Weise regelte der Markt automatisch die Produktion entsprechend der Nachfrage optimal zum bestmöglichen Preis.

Den Überfluss, den die Kolonisten nun erfuhren, feierten Sie mit ihren indianischen Nachbarn, die sich mit fünf gejagten Hirschen an den Feierlichkeiten beteiligten, während die Kolonisten, Gemüse, Fisch und womöglich einige wilde Truthähne beisteuerten. Diese Feier ist der Ursprung des heutigen Thanksgiving-Feiertages in den USA.

Die amerikanischen Pilgerväter lernten lange vor Marx, dass die Gemeinwirtschaft/Sozialismus eine unmögliche und dumme Utopie ist. Was in einer kleinen Kolonie von 100 Personen nicht funktioniert, wird im großen Maßstab ebenso scheitern, nur wird die Zahl der Toten entsprechend höher sein. Die Gemeinwirtschaft, unabhängig von der Größe des Experiments, vernichtet Wohlstand, Wachstum, Fleiß und Eigenverantwortung. Die fehlende Preisbildung sorgt dafür, dass die Produktion fehlgeleitet wird, was Verschwendung erzeugt und den Kapitalstock gänzlich zerstört.

Die Sowjetunion wiederholte mit dem Kommunismus dieses Experiment, was den Tod von 45 Millionen Menschen sowie die völlige Zerstörung von Wirtschaft und Gesellschaft nach sich zog. Dieses und alle anderen gescheiterten planwirtschaftlichen Experimente beweisen, dass gleiches Einkommen, unabhängig von der Leistung sich zwar fair anhört, jedoch unfair ist. Gewalt und Fremdbestimmung gegen freie Menschen sind immer Unrecht und enden in letzter Konsequenz immer nur in Leid, Hunger und Tod.

Moralischen Wert hat eine Handlung immer nur dann, wenn sie auf Freiwilligkeit beruht. Eine Gemeinwirtschaft erzeugt hingegen durch den Mangel, den sie kreiert, unsoziales Verhalten. In Wohlfahrtsstaaten mit hoher Steuerlast fühlen sich beispielsweise Unternehmer und Privatleute nicht mehr verantwortlich für das Wohl anderer, denn das wäre ja die Aufgabe des Staates, wofür man sehr viel Steuern zahle. In freiheitlichen bzw. kapitalistischen Gesellschaften sind die Menschen hingegen herzlicher, verbundener und zeigen wirkliche Nächstenliebe, was die Spendenbereitschaft der US-Amerikaner beweist.

Das Scheitern der sozialistischen Kolonie Plymouth und der folgende Erfolg der kapitalistischen Ordnung, sowie alle freiheitlichen bzw. kapitalistischen Gemeinschaften in der Geschichte der Menschheit haben bewiesen, dass die Freiheit des Individuums, das Recht auf Privateigentum, die Vertrags- und Redefreiheit, Eigenverantwortung und die Begrenzung staatlicher Macht die Garanten für Wohlstand, Frieden und freiwillige Nächstenliebe sind.

Die Pilgerväter hatten die Weisheit und das Rückgrat ihren Fehler einzugestehen und ihr gescheitertes utopisches System, das nicht funktionierte, abzubrechen und zu Privateigentum und dem freien Markt zurückzukehren. Diese Geschichte sollte uns jedes Jahr zum Erntedankfest eine Mahnung sein, insbesondere in einer Zeit, in der diese destruktiven Ideen wieder populär geworden sind.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.