Die japanische Notenbank hat am 12. Februar 1999 erstmals Nullzinsen eingeführt, anschließend ist die Geldpolitik immer irrwitziger geworden. Auf den ersten Blick könnte man meinen, als ob das kaum negative Folgen für die Japaner gehabt hätte. Auf den zweiten Blick sieht es allerdings ganz anders aus – das sollte ein starkes Warnsignal für die Besitzer von Euro sein.

Die meisten Politiker weltweit haben häufig vor allem eine „Lösung“ für die Probleme eines Landes: Massiv Schulden für Konjunkturprogramme machen und das durch die Notenpresse finanzieren lassen, weil ansonsten die Zinsen wegen der hohen Staatsverschuldung explodieren würden.

Diesen Weg ist Japan in den vergangenen Jahrzehnten konsequent gegangen, zuletzt unter Ministerpräsident Shinzo Abe und hat dabei das gigantischste geldpolitisches Experiment aller Zeiten durchgeführt. Am 12. Februar 1999 hatte die japanische Notenbank unter dem damaligen Chef Masaru Hayami zum ersten Mal die Zinsen auf null Prozent gesenkt.

Am 19. März 2001 hat die Notenbank dann mit dem ersten QE-Gelddruckprogramm begonnen, in der Folgezeit sind die Programme dann immer weiter aufgestockt und damit immer irrwitziger geworden. Am 29. Januar 2016 hat die Notenbank dann unter ihrem Chef Haruhiko Kuroda die Leitzinsen auf minus 0,1 Prozent gesenkt, seitdem gibt es also Strafzinsen in Japan.

Staatsschulden schießen in die Höhe

Sie machen die anhaltende Schuldensause beim Staat möglich. Zuletzt sind die Staatsschulden auf 1,1 Billiarden Yen (9,9 Billionen Dollar) nach oben geschossen, das sind horrende 236 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert weltweit. Da sieht Italien mit Schulden von 133 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fast wie ein Waisenknabe aus.

Gleichzeitig besitzt die japanische Notenbank nach den massiven Anleihekäufen rund 43 Prozent aller Staatsanleihen. Damit fällt es der Notenbank allerdings zusehends schwerer weitere zu kaufen, denn wenn sie alles erworben hat, bleiben keine Anleihen mehr für Versicherungen und Pensionsfonds übrig. Worin sollen sie dann die Prämien der Lebensversicherungskunden investiert werden?

Kaufkraft des Yen bricht ein

Dennoch behaupten viele Experten, dass die Null- und Strafzinsen und das gigantische Gelddrucken gar nicht so schlimm wäre für die Japaner. Immerhin notiert der Yen mit aktuell 110,7 Yen je Dollar praktisch auf dem gleichen Niveau wie vor 20 Jahren mit 114,0 Yen je Dollar.

Ein anderes Beispiel zeigt den Kollaps des Yen aber unmissverständlich an. So ist der Goldpreis auf Yen-Basis seit Februar 1999 von 32.659,5 Yen je Dollar auf 145.349,1 Yen explodiert. Der Wert des Yen ist also um 77,5 Prozent gegenüber Gold kollabiert, weshalb ein Japaner für die gleiche Unze Gold 4,45-Mal so viel Yen auf den Tisch legen muss wie vor 20 Jahren. Vielleicht war das gigantische Gelddrucken doch keine so tolle Sache für die Japaner! Hingegen hat Gold seine Besitzer vor einem gigantischen Kaufkraftverlust geschützt.

Die Euro-Zone ist auf dem gleichen Weg wie Japan

Das Problem ist, dass die Euro-Zone den gleichen verheerenden Weg wie Japan eingeschlagen hat. Am 11. Juli 2012 hat die EZB den Einlagenzinssatz erstmals auf null Prozent gesenkt. Am 11. Juni 2014 wurden die Zinsen dann auf minus 0,1 Prozent gesenkt. Der Einlagenzinssatz ist der Zinssatz, den die Banken normalerweise für das Geld bekommen, das sie bei der EZB parken. Seit Juni zahlen die Banken also Strafzinsen – welcher Irrwitz!

Italiens Populisten wollen Gold der Notenbank verkaufen

Offensichtlich ist die EZB der Überzeugung, dass das Wirtschaftssystem der Euro-Zone angesichts von Staatsschulden von 9,9 Billionen Euro auf einem anderen Weg als mit gigantischem Gelddrucken und Strafzinsen nicht am Leben gehalten werden kann. Da meiner Meinung nach die Euro-Zone innerhalb weniger Quartale in eine Rezession abrutschen dürfte, dürfte die Neuverschuldung kräftig steigen.

Gerade die populistische Regierung Italiens hat wiederholt klar gemacht, dass sie von Sparen absolut nichts hält, sondern mit einem Grundeinkommen für Einkommensschwache, Steuersenkungen und der Senkung des Renteneintrittsalters Wahlgeschenke verteilen will. Nun versucht die Regierung sich den Goldbesitz der Notenbank anzueignen. Das können Sie in dem Beitrag „In drei bis vier Monaten wird es dieses Europa nicht mehr geben“ nachlesen.

Das Ziel der Maßnahme sollte jedermann klar sein: Es zu verkaufen und anschließend das Geld mit vollen Händen auszugeben. Und was wäre dann der nächste logische Schritt, wenn man kaum mehr Tafelsilber hat? Man sagt, dass man die Staatsschulden nicht mehr zurückzahlen will, sondern stattdessen einen massiven Schuldenerlass haben möchte.

Kaufkraft des Euro kollabiert

In Frankreich setzen die Gelbwesten einen Anstieg des ohnehin hohen Haushaltdefizits durch. Auf diesen Weg dürfte auch Deutschland einschwenken, wenn die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht. Dass die Zinsen trotz der enormen Schuldenberge in Italien, Frankreich oder Spanien nicht nach oben geschossen sind, liegt nur an der Überzeugung der Investoren, dass die EZB jederzeit wieder die Geldschleusen öffnen und in gigantischem Umfang Anleihen kaufen und so die Schuldensause am Laufen halten wird.

Dass das die Begeisterung der hiesigen Sparer für den Euro nicht gerade schürt, sollte jedem Normaldenkenden klar sein. Er war am 1. Januar 1999 als Buchgeld und am 1. Januar 2002 als Bargeld eingeführt worden.

Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass der Euro eine stabile Währung ist. Immerhin notiert er aktuell bei 1,13 Dollar je Euro und damit nur wenige Prozent unter dem Stand von Anfang 1999 von 1,18 Dollar je Euro.

Allerdings ist der Goldpreis auf Euro-Basis in dem Zeitraum von 246,7 Euro je Unze auf aktuell 1.160 Euro explodiert. Der Euro hat also innerhalb von 20 Jahren um 78,7 Prozent gegenüber Gold an Wert verloren, weshalb der Goldpreis im Verhältnis zu damals auf das 4,7-Fache nach oben geschossen ist.

Sparer sollten sich darauf einstellen, dass die Notenpressen in der Euro-Zone in den nächsten Jahren auf Hochtouren laufen werden. Umso wichtiger ist es, einen Teil seines Finanzvermögens in physischem Gold zu halten. Kaum etwas dürfte Ihre Kaufkraft in den nächsten Jahren besser erhalten als Gold.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.