Viele Entwicklungen der vergangenen Monate, sei es wirtschaftlicher Art, oder an der Börse, hatte ich Ihnen genauso vorhergesagt, wie sie eingetreten sind: So verschärft sich der Handelskrieg zwischen den USA und China, sowie vielen anderen Ländern, immer weiter. Dass sich in dem Umfeld die Perspektiven für die Weltwirtschaft zusehends eintrüben, ist logisch. Das dämmert auch den Investoren zusehends, daher hat der DAX zuletzt deutlich nachgegeben. Gleichzeitig beginnen die Investoren in US-Staatsanleihen zu flüchten, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen trotz der angeblich florierenden Wirtschaft zuletzt auf unter 2,9 Prozent gesunken sind. Damit stehen die Zinsen auf dem gleichen Niveau wie Mitte Februar, obwohl die US-Notenbank in der Zeit die Leitzinsen zwei Mal um insgesamt 0,5 Prozentpunkte angehoben hat – eine bemerkenswerte Entwicklung. Wenn es der US-Wirtschaft so gut gehen würde, wie US-Präsident Donald Trump, die Mitglieder der US-Notenbank und viele andere „Experten“ ständig behaupten, müssten die Zinsen für zehnjährige Anleihen in einem Umfeld steigender US-Leitzinsen doch kräftig steigen, oder? Dass sie das nicht tun, sondern vielmehr sinken, spricht Bände.
Italien-Krise kann nicht gelöst werden
Der zweite große Risikofaktor für die Börsen ist das Thema Italien. Nachdem zuletzt zwei euroskeptische Politiker in parlamentarische Finanzausschüsse berufen worden waren, dämmert den Investoren, dass die neue Regierung ihre geplante Explosion der Neuverschuldung tatsächlich umsetzen will. Daher sind die Zinsen für zweijährige Anleihen auf rund 1,0 Prozent nach oben geschossen. In dem Umfeld trüben sich die Perspektiven nicht nur für die italienische Wirtschaft, sondern für die der Euro-Zone deutlich ein. Eine Lösung der Italien-Krise kann es solange nicht geben, solange die neue Regierung im Amt ist. Denn sie will von Sparen nichts wissen und stattdessen massiv neue Schulden machen, obwohl Italien bereits Schulden von horrenden 2,3 Billionen Euro hat. Daher könnten die Zinsen für zweijährige Anleihen kräftig steigen – ein großes Warnsignal!
Der dritte Risikofaktor für die Weltwirtschaft und damit für die Börsen ist die Krise in den Emerging Markets, wobei Währungen, wie die türkische Lira, der argentinische Peso und der brasilianische Real gegenüber Euro und Dollar eingebrochen sind, während die Anleihenkurse der jeweiligen Staatsanleihen kräftig gesunken, und deren Aktienmärkte merklich unter Druck sind. Dass in dem Umfeld in diesen Ländern die Nachfrage nach ausländischen Produkten, wie deutschen Autos, kollabieren sollte, ist ebenfalls logisch.
Chinas Wirtschaft schwächelt
Zuletzt ist allerdings ein neues Problem für die Weltwirtschaft und damit den weltweiten Aktienmarkt hinzugekommen, das viele Anleger bislang gar nicht so sehr auf dem Radarschirm haben: die deutliche Konjunkturabkühlung in China. So haben zuletzt die Einzelhandelsumsätze und die Investitionen die niedrigsten Wachstumsraten seit Jahren verbucht. Offenbar hinterlässt der Handelskrieg zwischen den USA und China zusehends seine Spuren, weshalb sich das Wirtschaftswachstum Chinas in den nächsten Quartalen merklich abschwächen dürfte. Das würde die Weltwirtschaft und damit den weltweiten Aktienmarkt und gerade den DAX zusätzlich belasten.
Und was macht der Goldpreis in dem Umfeld? Er ist auf Sechs-Monats-Tiefs gesunken. Das macht gar keinen Sinn – das macht absolut keinen Sinn! Die Investoren schauen nur darauf, dass der Dollar seit Mitte April deutlich gestiegen ist, woraufhin die Spekulanten Gold-Futures, also Derivate, verkauft haben und damit den Preis des Edelmetalls nach unten gedrückt haben. Mir drängt sich daher einmal mehr der Verdacht auf, dass der Goldpreis künstlich nach unten manipuliert wird. Eine andere Erklärung kann es für den Kursrückgang nicht geben.
Investoren flüchten wegen des Handelskriegs in den Dollar
Investoren sollten sich allerdings überlegen, ob die Erholung des Dollar von Dauer sein kann – wohl kaum. Zuletzt sind Investoren hauptsächlich wegen des Handelskriegs in den Dollar geflüchtet. Die Idee dahinter: Weil die USA ein großes Handelsdefizit gegenüber Ländern, wie China oder Deutschland, habe, könne die USA im Falle eines Handelskrieges nur gewinnen, weil sich das Handelsdefizit kräftig verringern würde. Zudem sei die US-Wirtschaft von einem Handelskrieg viel weniger betroffen als China, oder Deutschland, weil es bei Weitem nicht so viele Zykliker, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, wie in China oder Deutschland gibt. Mit einfachen Worten: die USA würde einen Handelskrieg viel besser überstehen als der Rest der Welt.
Der Gedanke könnte sich allerdings als schwerer Fehler herausstellen, denn ein Handelskrieg belastet mittel- und langfristig die Position des Dollar als Weltreservewährung. Wenn sich das Handelsbilanzdefizit verringert und damit weniger Dollar in die Welt hinaus fließen, stellt das seine Position in Frage. Und wie könnte es kurzfristig mit dem Dollar weitergehen? Kurzfristig könnte er zwar noch minimal steigen, weil die EZB im Gegensatz zur US-Notenbank die Leitzinsen bis zum Sankt Nimmerleinstag bei null Prozent halten möchte. Allerdings könnten bei einer anhaltenden Abkühlung der US-Wirtschaft die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Monaten trotz weiterer Zinserhöhungen der US-Notenbank deutlich sinken. Das dürfte den Dollar mit nach unten ziehen. Dann würde der einzige Gegenwind für den Goldpreis wegfallen.
Wird Draghi niemals die Zinsen anheben?
Noch ein paar Sätze zur Geldpolitik der EZB: Dass ich sie entschieden ablehne, das wissen Sie längst. Bei ihrer jüngsten Sitzung hat die EZB beschlossen, dass die Zinsen „bis über den Sommer 2019“ auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Damit sind Zinserhöhungen weiterhin absolut kein Thema für EZB-Chef Mario Draghi und viele seiner Kollegen. Trotz der „tollen“ Geldpolitik der EZB verkraftet die Wirtschaft der Euro-Zone offenbar nur Nullzinsen, höhere Zinsen sind offenbar zuviel für die Wirtschaft. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass Draghi bis zum Ende seiner Amtszeit am 31. Oktober 2019 die Zinsen nicht anheben wird. Damit wäre er der erste EZB-Chef, der während seiner Amtszeit niemals die Zinsen erhöht hat – unglaublich! Den Preis für die riesigen Staatsschulden, wie in Italien, oder Portugal, bezahlen damit die deutschen Sparer und die potenziellen Hauskäufer über die explodierenden Häuserpreise. Sollte der Euro wegen des Handelskriegs weiter sinken, würde das den Goldpreis auf Euro-Basis stützen.
Der einzige Belastungsfaktor für Gold ist der steigende Dollar. Sollten in den nächsten Monaten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen – entgegen der Erwartung fast aller Experten – nach unten drehen, könnte das den Dollar mit nach unten ziehen, womit der Goldpreis Rückenwind bekäme. Bis dahin sollte Sie Gold weitgehend gegen den Rückgang des Euro schützen. Ich halte es weiterhin für ratsam, die niedrigen Goldpreise zu nutzen, um die Bestände aufzustocken. Denn wenn es zu einem deutlichen Kursrückgang am weltweiten Aktienmarkt kommen sollte, könnte Gold als sicherer Hafen sehr gefragt sein. Dann sind jene Gold-Fans fein raus, die sich rechtzeitig eingedeckt haben.