Während der DAX mit deutlichen Gewinnen in das neue Jahr gestartet ist, haben die US-Indizes geschwächelt. Wie es an den Aktienmärkten und bei Gold weitergeht, dürfte neben dem Fed-Protokoll gerade vom US-Arbeitsmarktbericht abhängen.

Wie weit kann die Schere zwischen dem Aktienmarkt in Deutschland und jenem in den USA noch auseinandergehen? Ersterer war gut in das neue Jahr gestartet und notiert in der Nähe des sieben-Monats-Hochs, wobei die Investoren auf den üblichen Jahresauftakt-Trade gesetzt haben. Dabei kauft man die Aktien jener Unternehmen, die 2022 am stärksten eingebrochen sind, in der Hoffnung, dass sie im neuen Jahr ein großes Aufholpotenzial hätten.

Für zusätzlichen Rückenwind beim DAX haben die am Dienstag, 3. Januar veröffentlichten Inflationsdaten für Deutschland gesorgt. Demnach war die Inflationsrate im Dezember auf 8,6 Prozent zurückgegangen, nach 10,0 Prozent für November. Damit lag der Dezember-Wert etwas unter den Schätzungen der Volkswirte von 9,1 Prozent. Investoren hoffen daher, dass die EZB in den nächsten Monaten den Leitzins vielleicht nicht so stark anheben könnte wie die Notenbank signalisiert hatte, woraufhin die Investoren bei DAX-Aktien zugegriffen haben.

Dabei war der unerwartet starke Rückgang der Inflationsrate nicht zuletzt auf einen Sondereffekt zurückzuführen, demnach die Bundesregierung im Dezember die Abschläge für Erdgas und Fernwärme übernommen hatte. Da dieser Sondereffekt im Januar fehlen wird, dürfte die Inflationsrate zwangsläufig deutlich steigen und anschließend nur allmählich sinken.

Gestützt hat den DAX in den vergangenen Monaten und bis zuletzt, dass Investoren Geld aus hochbewerteten US-Growth-Aktien, wie den Tech-Aktien, in Value-Aktien, also Papiere von niedrig bewerteten Unternehmen, wie aus dem DAX umgeschichtet haben. Das Problem: dabei ist das Geld nicht zuletzt in Zykliker, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, wie Auto, oder Chemie geflossen.

Im Umfeld einer weltweiten Rezession sollte das Geschäft dieser Zykliker und damit deren Aktien allerdings stark unter die Räder kommen. Im Klartext: Wenn die US-Indizes S&P 500 und Nasdaq Composite in den nächsten Monaten nach unten rauschen sollten, was ich befürchte, dürfte sich der DAX dem nicht lange entziehen können, sondern sollte vielmehr eher früher als später mit auf Talfahrt gehen.

Schwergewichte ziehen US-Aktienmärkte nach unten

Im Gegensatz dazu sind die US-Aktienmärkte, die nach dem Feiertag vom Montag, 2. Januar erst am Dienstag den Handel aufgenommen haben, nach dem Einbruch der Tesla-Aktie aufgrund der schwachen Absatzzahlen für das vierte Quartal gleich unter Druck gekommen. Damit nähert sich der S&P 500 zusehends den 25-Monats-Tiefs, während der Nasdaq Composite sogar fast auf das 30-Monats-Tief abgerutscht ist! Zusätzlich belastet wurden die US-Indizes von Meldungen über eine mögliche Nachfrageschwäche bei Apple, woraufhin der Börsenwert des schwersten Unternehmens aus dem S&P 500 unter die Marke von 2,0 Billionen Dollar gesunken ist.

Wegen der zunehmenden Konjunktursorgen und des Kursrückgangs am US-Aktienmarkt sind Investoren in den sicheren Hafen Dollar geflüchtet, woraufhin der Dollar gegenüber dem Euro kurz deutlich zugelegt hat, sprich der Euro hat gegenüber dem Greenback nachgegeben. Umso bemerkenswerter ist, dass der Goldpreis trotz des steigenden Dollar nach oben geklettert ist. Mit Kursen von rund 1.860 Dollar je Unze notiert das Edelmetall in der Nähe des Sechseinhalb-Monats-Hochs – und die Klettertour sollte weitergehen.

Gespanntes Warten auf Fed-Protokoll

Wie es an bei S&P 500 und DAX, Euro-Dollar, Zinsen und Gold weitergeht, dürfte einerseits vom Fed-Protokoll abhängen, das am Mittwochabend 4. Januar veröffentlicht wird. Bei der Fed-Sitzung am 14. Dezember hatte die Notenbank die Zinsprognose für 2023 überraschend auf 5,1 Prozent angehoben und damit viele Investoren schockiert. Das bedeutet, dass die Leitzinsen gegenüber dem aktuellen Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) angehoben werden müssten.

Sollte die Mitschrift von der damaligen Sitzung nichts Überraschendes enthalten, dürfte die Talfahrt an den US-Aktienmärkten nahtlos weitergehen. Sollten die Fed-Mitglieder hingegen damals beispielsweise darüber gesprochen haben, die Zinsen sogar auf ein höheres Niveau als die 5,1 Prozent anzuheben, – also die Geldpolitik noch stärker zu verschärfen als erwartet – könnte das die Zinssorgen der Investoren schüren, was für zusätzlichen Verkaufsdruck auf die Aktienmärkte sorgen dürfte.

Warten auf Eurozone-Inflation und US-Arbeitsmarktbericht

Zudem werden am Freitag die Inflationsdaten für die Eurozone im Fokus der Investoren stehen. Die Zahlen werden um 11 Uhr veröffentlicht. Im Dezember soll die Inflationsrate auf 9,5 Prozent zurückgehen, nach 10,0 Prozent für November. Damit läge die Inflation weiterhin auf einem horrend hohen Niveau und es gäbe absolut keinen Grund für Entwarnung. Sollten die Daten etwas besser ausfallen als erwartet, könnte das dennoch die Aktienmärkte in Europa und gerade den DAX erneut ein wenig beflügeln.

Andererseits wird nach der Veröffentlichung um 14.30 Uhr dann der US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda der Investoren stehen. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im Dezember 200.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 263.000 für November, womit sich der Arbeitsmarkt weiter allmählich abkühlen würde. Der Dezember-Wert wäre der schwächste seit Dezember 2020, als 115.000 Arbeitsplätze abgebaut worden waren. Zudem soll die Arbeitslosenquote im Dezember 2022 stabil geblieben sein bei sehr niedrigen 3,7 Prozent.

Allerdings könnten sowohl besser als auch schlechter als erwartete Arbeitsmarkzahlen für einen Kursrutsch bei S&P 500 und Nasdaq sorgen. Einerseits könnten schlechter als erwartete Daten Sorgen vor einer US-Rezession schüren, wobei die Gewinnschätzungen der US-Unternehmen einbrechen würden. In dem Szenario dürften Investoren US-Aktien verkaufen.

Andererseits könnten besser als erwartete Arbeitsmarktzahlen die Sorge schüren, dass die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen stärker als erwartet anheben dürfte, was die hochverschuldete US-Wirtschaft umso schneller in eine umso schwere Rezession treiben würde. Auch in dem Szenario dürften Investoren bei US-Aktien den Verkaufen-Knopf drücken. Ich werde die Reaktion der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und des -Aktienmarktes auf den Arbeitsmarktbericht genau beobachten.

Gold bleibt unverzichtbar

Im Gegensatz zu vielen „Experten“ habe ich im vergangenen Jahr wiederholt vor einer anhaltenden Talfahrt an den US-Aktienmärkten gewarnt und ich fürchte, dass sie im ersten Quartal 2023 nahtlos weitergehen wird. Je stärker der Kurseinbruch bei den US-Titeln sein sollte, umso schneller und stärker sollte der DAX ihnen nach unten folgen – das ist meine Befürchtung.

In dem Umfeld sollte der Dollar deutlich zulegen, weil er als sicherer Hafen gefragt sein sollte. Gleichzeitig wäre ein deutlich steigender Dollar ein starkes Warnsignal für die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte rund um den Globus.

Ich bin allerdings der Überzeugung, dass trotz eines deutlich steigenden Dollar der Goldpreis die Klettertour nach oben fortsetzen sollte, weil Gold ebenfalls als sicherer Hafen gefragt sein sollte. Aus einfachem Grund: Bei Gold gibt es kein Gegenparteirisiko, dem Besitz eines physischen Goldbarrens stehen auf der anderen Seite keine Schulden gegenüber. Genau einen solchen Vermögenswert wird man brauchen, wenn die anhaltenden Zinserhöhungen der Fed und der EZB die hochverschuldete Weltwirtschaft in eine Rezession schicken werden.

Ich fürchte die „Lösung“ der Fed darauf werden schnelle Zinssenkungen auf null Prozent und das mit weitem Abstand größte QE-Gelddruckprogramm aller Zeiten sein. Umso stärker sollte in dem Umfeld der Aufwärtsdruck auf den Goldpreis sein.

Nutzen Sie daher bitte die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken. Zumal ein sinkender Euro den Goldpreis auf Euro-Basis noch stärker nach oben treiben sollte, als er ohnehin auf Dollar-Basis klettern sollte.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.