Die Rekordfahrt an den Börsen ist nahtlos weitergegangen. Umso entspannter warten Investoren auf die nächsten Inflationsdaten.

Die Stimmung vieler Anleger könnte besser kaum sein, steigen doch die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks praktisch täglich auf neue Rekordhochs. Der DAX hat am Dienstag, 27. Februar die Marke von 17.500 Punkte spielerisch nach oben durchbrochen, während mancher Analyst schon von der nächsten Marke bei 18.000 Punkten spricht, schließlich würden bis dahin nur noch 3 Prozent fehlen.

Hingegen ist der Goldpreis zuletzt weitgehend seitwärts gelaufen und notiert bei rund 2.030 Dollar je Unze. Dabei nähern sich die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen mit aktuell 4,3 Prozent dem Drei-Monats-Hoch, was für etwas Gegenwind bei der Notierung des Edelmetalls sorgt.

Gestützt wurde dessen Preis hingegen von der Währungsseite, nachdem der Dollar Index zuletzt ein wenig nachgegeben hat. Er spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen, vor allem gegenüber dem Euro, wider.

Der allmähliche Anstieg der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen könnte etliche Investoren etwas überraschen, schließlich waren die Konjunkturdaten aus den USA zuletzt lediglich gemischt. So ist der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die US-Wirtschaft, also für Industrie plus Dienstleistungen, zuletzt überraschend auf ein Zwei-Monats-Tief gesunken.

Zudem lagen die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser etwas über den Schätzungen der Investoren, wohingegen die Zahlen zum Absatz neuer Häuser etwas unter den Erwartungen lag. Für Aufwärtsdruck bei den Zinsen sorgt allerdings die Anleiheschwemme des US-Finanzministeriums, also die anhaltende Schuldensause der US-Regierung.

Warten auf Inflationsdaten aus den USA…

Nach dem Höhenflug an den Börsen warten die Investoren dennoch völlig entspannt auf die nächsten Inflationsdaten, um Donnerstag, 29. Februar (14.30 Uhr) kommen jene aus den USA.

Diesmal geht es allerdings nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den sogenannten PCE-Preisindex. Dessen Anstieg soll im Januar im Jahresvergleich auf 2,4 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,6 Prozent für Dezember.

Zudem soll die Kernrate – der bevorzugte Inflationsindikator der Fed -, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, im Januar leicht zurückgegangen sein auf 2,8 Prozent, nach 2,9 Prozent für Dezember 2023.

Sollten die Inflationsdaten, gerade die Kernrate, etwas besser sein als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen etwas sinken und damit auch den Dollar belasten. Das sollte im Gegenzug die Aktienmärkte und den Goldpreis jeweils von 2 Seiten aus beflügeln.

Sollten die Inflationsdaten allerdings schlechter sein als erwartet, könnte das für etwas Abwärtsdruck bei der Notierung des Edelmetalls sorgen. Ich werde mir jedenfalls die Daten und gerade die Reaktion der Aktienmärkte und des Goldpreises genau anschauen.

… sowie aus Deutschland und der Eurozone

Bereits eine halbe Stunde vorher um 14 Uhr werden die Inflationsdaten für Deutschland bekanntgegeben. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate in Deutschland im Februar auf 2,7 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,9 Prozent für Januar.

Ich möchte einmal mehr daran erinnern, dass ein möglicher weiterer Rückgang der Inflationsrate nicht mit einem Rückgang der Verbraucherpreise verwechselt werden sollte. Letztere liegen in der Nähe des Rekordhochs und damit um rund 18 Prozent über dem Stand von Frühjahr 2020, also dem Beginn der Pandemie.

Und Ihnen dürfte ebenso klar sein wie mir, dass die Preise niemals wieder auch nur in die Nähe des damaligen Niveaus sinken werden, vielmehr sollen die Preise laut den Schätzungen der Volkswirte im Februar um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen und damit einen neuen Rekordwert erreichen.

Ihr Gefühl, dass trotz zurückgehender Inflationsraten alles immer teurer wird, täuscht sie also keineswegs!

Tags drauf am Freitag, 1. März (11 Uhr) folgen dann die Zahlen für die Eurozone. Im Februar soll die Inflationsrate auf 2,5 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,8 Prozent für Januar.

Ich bin gespannt, wie die Daten für Deutschland und die Eurozone ausfallen werden, und wie Euro-Dollar und die Zinsen, und damit der Goldpreis darauf reagieren werden, schließlich hat EZB-Chefin Christine Lagarde zuletzt einmal mehr Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Gleichzeitig rückt die nächste EZB-Sitzung am 7. März schnell näher.

Am Freitag, 1. März könnten dann noch ein paar Daten aus den USA, wie der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für die Industrie, die Bauausgaben, sowie das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen für Ausschläge bei US-Zinsen und dem Dollar und damit beim Goldpreis sorgen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.