Trotz einer schweren Rezession ist der US-Aktienmarkt dank des gigantischen Gelddruckens der Fed auf Höhenflug. Aus dem gleichen Grund hat der Goldpreis kräftigen Rückenwind und ist auf Acht-Jahreshochs geklettert.

Nachdem vergangene Woche (KW 26), zwischen Mittwoch und Freitag, der S&P 500 deutlich nachgegeben hatte, ist er mit dem Start in die neue Handelswoche wieder merklich nach oben gedreht. Damit liegt der Index trotz der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren um lediglich 8 % unter dem Rekordhoch vom 19. Februar 2020.

Für Rückenwind sorgten zuletzt einmal mehr Hoffnungen auf einen möglichen Wirkstoff gegen das Corona-Virus, diesmal kam die Meldung vom weltgrößten Pharmakonzern Pfizer. Auf derartige Nachrichten reagiert der US-Aktienmarkt geradezu euphorisch, wird doch die Pandemie in den USA immer schlimmer, woraufhin Apple zuletzt weitere 30 Läden geschlossen hat. So hat der führende US-Virologe Anthony Fauci gewarnt, dass die Neuinfektionen von zuletzt rund 40.000 auf rund 100.000 pro Tag steigen könnten.

Die derzeit Rekordhohen Infizierten-Zahlen in den USA überlagern auch, das zahlreiche US-Konjunkturdaten für Juni, wie der Einkaufsmanagerindex für die Industrie, deutlich besser ausgefallen sind als erwartet. Er ist einer der wichtigsten Frühindikatoren. Für viele der Investoren sind die US-Konjunkturdaten allerdings „alt“ −  weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nur kurz steigen und anschließend gleich wieder nach unten drehen − während die Infizierten-Zahlen alltäglich „neu“ sind und damit die Chancen für eine kräftige Konjunkturerholung erheblich dämpfen.

Goldpreis steigt in die Nähe des Acht-Jahreshochs

Worauf ist dann der jüngste Anstieg bei S&P 500 und DAX zurückzuführen? Einzig und allein auf das gigantischste Gelddrucken der Fed aller Zeiten – und die Erwartung, dass die Fed bei einer durch die zweite Corona-Welle ausgelösten Konjunkturflaute die Notenpressen noch viel schneller laufen lassen wird als ohnehin schon.

Aus diesem Grund ist der Goldpreis mit rund 1.780 Dollar je Unze in die Nähe des höchsten Niveaus seit Oktober 2012 geklettert. Das ist ein Anstieg um stolze 17 % seit Jahresanfang, womit die Rally in Richtung des Rekordhochs vom August 2011 bei rund 1.920 Dollar nahtlos weitergeht.

Fed verspricht massive Geldspritzen auf Jahre hinaus

Die Angst vor einer zweiten Corona-Welle sorgt für deutlichen Abwärtsdruck auf die US-Zinsen. Nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen noch am 8. Juni bei 0,9 % lagen, sind sie zuletzt auf knapp 0,7 % gesunken und rangieren damit nur knapp über dem Rekordtief vom 8. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis. Damit schätzt der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft als so schlecht ein als selten zuvor – völlig zurecht!

Dass die Zinsen noch auf Jahre hinaus auf sehr niedrigem Niveau bleiben oder sogar gesenkt werden, hat die Fed im jüngsten Protokoll signalisiert. Dabei hat die Fed einmal mehr ihr „symmetrisches“ Inflationsziel von 2 % bekräftigt. Da die Inflation laut der Fed sowohl in diesem Jahr als auch in den Jahren 2021 und 2022 unter dem Ziel liegen werden, sollen die Verbraucherpreise anschließend umso stärker steigen, um mittel- und langfristig im Schnitt einen Wert von 2 % zu erreichen. Meiner Meinung nach wird die Fed nie mehr etwas gegen eine deutlich steigende Inflation unternehmen.

Zudem steht im Protokoll, dass die Fed noch „für viele Jahre stark akkommodierende Finanzbedingungen aufrechterhalten“ müsse. Das heißt, dass die Zinsen noch auf Jahre hinaus sehr niedrig bleiben werden und die Geldpressen weiter auf Hochtouren laufen werden. Wie soll es auch anders sein, wenn die Staatsschulden von einem Rekord zum nächsten laufen – zuletzt waren es horrende 26,5 Billionen Dollar − während die Schulden von privaten Haushalten und Unternehmen ebenso von einem Rekord zum nächsten klettern?

Weltweit gibt es immer mehr Strafzinsen

Die sinkenden US-Zinsen sorgen für Abwärtsdruck auf die Zinsen weltweit, zumal eine möglicherweise schwache US-Wirtschaft die Konjunkturerholung im Rest der Welt erheblich dämpfen würde. So liegen die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen bei minus 0,4 %, obwohl die Bundesregierung im dritten Quartal wegen der Pandemie deutlich mehr Schulden machen wird als ursprünglich geplant. Das können Sie in dem Beitrag „Geldmenge in Eurozone wächst immer schneller“ nachlesen.

Wir haben weltweit ein gigantisches, synchrones Gelddrucken wie niemals zuvor, womit die Notenbanken die Billionenschweren Konjunkturprogramme der Regierungen mit der Notenpresse finanzieren. Die Folge: Seit Mitte März ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen von umgerechnet 7,5 Billionen auf 13,5 Billionen Dollar explodiert.

Das gibt dem Goldpreis enormen Rückenwind, weshalb die Notierung des Edelmetalls im gleichen Zeitraum im Gleichklang von 1.475 auf 1.780 Dollar gestiegen ist. Damit nähert sich das Volumen allmählich dem Rekord von 17 Billionen Dollar vom August 2019. Wenn die Strafzinsen weltweit immer stärker um sich greifen, dann kaufen die Sparer mehr physisches Gold, weil sie damit die Strafzinsen umgehen können.

Um es klar zu sagen: Ich erwarte, dass die Talfahrt bei den Zinsen in den USA, der Eurozone und im Rest der Welt in Richtung der Rekordtiefs weitergeht und innerhalb weniger Monate neue Tiefs markiert werden dürften. Denn in den nächsten Monaten dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weltweit deutlich steigen, nicht zuletzt auch in Deutschland, woraufhin auch die Arbeitslosigkeit spürbar zunehmen sollte. Daraufhin dürften die Notenbanken versuchen mit noch niedrigeren Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln, womit allerdings die gigantische Blase bei S&P 500 und DAX weiter aufgeblasen werden würde.

Der Höhenflug bei S&P 500 und DAX sowie beim Goldpreis sind zwei Seiten einer Medaille. Die Hausse beruht auf dem massiven Gelddrucken der Fed, der EZB und anderer Notenbanken, womit sie jeweils die Zinsen nach unten drücken und gleichzeitig ihre Fiat-Währungen drastisch entwerten. Im Gegenzug hat der Goldpreis weiterhin erheblich Auftrieb, womit der Höhenflug in Richtung des Rekordhochs zügig weitergehen sollte. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.