Das wichtigste Thema an den Börsen bleibt die US-Bankenkrise. Ohne deren „Lösung“ kann es keine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten in den USA und Europa geben.

Überraschung für die Aktionäre der Schweizer Großbank UBS: Der ehemalige Vorstandschef Sergio Ermotti kehrt am 5. April nach der Hauptversammlung an die Spitze der Schweizer Großbank zurück und löst damit Ralph Hamers ab. Ermotti, der bereits zwischen 2011 und 2020 Vorstandschef war, hatte das Institut auf Vordermann gebracht, nachdem ein Händler mit risikoreichen Börsengeschäften Milliardenverluste verursacht hatte, woraufhin sich die Bank aus dem Anleihenhandel weitgehend zurückgezogen und sich stattdessen stark auf die Vermögensverwaltung fokussiert hat.

Nun hat Ermotti die Aufgabe die Zwangsehe mit Credit Suisse zu managen, eine sehr herausfordernde Aufgabe. Die Nachricht vom Mittwochfrüh, 29. März über seine Rückkehr stützt die UBS-Aktie und damit den gesamten Sektor in Europa, und somit auch die hiesigen Aktienindizes, wie den DAX.

Hingegen war der Goldpreis zuletzt auf einer kleinen Berg- und Talfahrt. Mit Kursen von rund 1.960 Dollar je Unze notiert er dennoch um lediglich 2 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch. Für Rückenwind hatte zuletzt gerade der Rückgang des Dollar gesorgt (dazu gleich mehr).

Sparer ziehen Einlagen von Regionalbanken ab

Viele Investoren freuen sich über die gute Nachricht von der UBS, zumal eine Lösung der US-Bankenkrise weiterhin nicht in Sicht ist. Das kann jederzeit erneut in den Fokus der Investoren zurückkehren, woraufhin es zu neuen Turbulenzen an den Aktienmärkten kommen dürfte.

Wie sieht die Lage aus? Durch die Zinserhöhungen der Fed sind die Zinsen beispielsweise für 6-monatige US-Staatsanleihen trotz des zwischenzeitlichen Rückgangs auf beachtliche 4,9 Prozent gestiegen. Nachdem viele Amerikaner das Geld jahrelang zu Minizinsen bei ihrer Bank geparkt hatten, schichten die Sparer plötzlich Geld in Staatsanleihen um, woraufhin die Einlagen in der vergangenen Woche um knapp 100 Mrd. Dollar auf 17,5 Billionen Dollar gesunken sind.

Das Problem dabei: Die vermögenden Investoren ziehen das Geld dabei hauptsächlich von den kleinen und mittleren Instituten ab, und transferieren es zu den großen, weil die Einlagen nur bis 250.000 Dollar pro Kunde garantiert sind. Und das Geld bei den großen Instituten ist sicher, weil der Staat sie nicht pleite gehen lassen kann, sie sind „Too big to Fail.“

Damit kommen die Regionalbanken aber immer mehr in die Bredouille, zumal die Institute höhere Einlagenzinsen bezahlen müssen, was ihren Zinsüberschuss verringert. Gleichzeitig schwimmen die großen Institute in Einlagen und zahlen daher häufig nur Mini-Zinsen von 0,01 Prozent. Sie lesen richtig: „0,01 Prozent.“

Keine Lösung der US-Bankenkrise in Sicht

Weil es ohne eine Stabilisierung der kleinen und mittleren Institute keine Stabilisierung des Sektors insgesamt geben kann, wächst der Druck auf das US-Finanzministerium unter Janet Yellen und die Einlagensicherung FDIC endlich etwas zu unternehmen, um sämtliche Einlagen zu garantieren. Damit würden auch die Sparer von kleinen und mittleren Instituten im Falle einer Bankenpleite ihr gesamtes Geld zurückbekommen.

Das Problem: Die FDIC hatte Ende 2022 nur finanzielle Mittel von 128,2 Mrd. Dollar zur Absicherung der Bankeinlagen sprich zur Bekämpfung von Bankenpleiten. Das sind nicht einmal 1 Prozent aller Einlagen! Zwar kann die FDIC Kredite von bis zu 100 Mrd. Dollar beim Finanzministerium aufnehmen, und sogar 500 Mrd. Dollar bei Zustimmung von Finanzministerium und Fed.

Wie will man aber mit diesen „Peanuts“ sämtliche Bankeinlagen von 17,5 Billionen Dollar garantieren? Das geht offensichtlich rechnerisch nicht. Da besteht selbst im besten Fall eine „kleine“ Lücke von rund 17 Billionen Dollar!

Fed muss mit Notenpresse einspringen

Und wie könnte eine „Lösung“ aussehen? Das Finanzministerium stellt der FDIC beispielsweise in einem ersten Schritt 500 Mrd. Dollar zur Verfügung und erlaubt der FDIC im Bedarfsfall massiv Kredite am Kapitalmarkt aufzunehmen. Und woher könnte – vor dem Hintergrund einer Staatsverschuldung von horrenden 31,5 Billionen Dollar – das Geld herkommen? Na, aus der Notenpresse der Fed, woher sonst?

Zudem dürfte bei einer Verschärfung der Bankenkrise, womit eine Rezession immer schneller heraufziehen würde, die Fed gezwungen sein, innerhalb weniger Monate, ihren Zinserhöhungszyklus zu beenden und schnell auf kräftige Zinssenkungen umzuschwenken. Vor dem Hintergrund sollte der Rückgang des Dollar gegenüber dem Euro niemanden überraschen, wenngleich die EZB dem „Vorbild“ der Fed schnell hinterhereilen und ebenfalls die Zinsen kräftig senken dürfte.

Zur Erinnerung: An den Märkten sind für Dezember 2023 ein US-Leitzins von nurmehr knapp 4,3 Prozent eingepreist. Das liegt rund 60 Basispunkte (0,6 Prozentpunkte) unter der Mitte des aktuellen Leitzinses von 4,75 bis 5,0 Prozent. Im Klartext: Es werden Zinssenkungen um mindestens 50 Basispunkte bis zum Jahresende erwartet, obwohl Fed-Chef Jay Powell nach der Fed-Sitzung am 22. März gesagt hatte, dass Zinssenkungen derzeit nicht zum „Basis-Szenario“ der Fed gehören würden.

Aktuell fokussieren sich Investoren mehr auf die Fed, weshalb der Dollar Index mit knapp über 102 Punkten in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs gesunken ist. Im Gegenzug notiert der Goldpreis in der Nähe des 52-Wochen-Hochs. Der Dollar Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen wider, vor allem gegenüber dem Euro. Sollte der Dollar auf Talfahrt bleiben – wovon ich erst einmal ausgehe -, zumal er bei einer Zunahme der Rezessionssorgen von sinkenden US-Zinsen mit nach unten gezogen würde – sollte das den Goldpreis beflügeln.

Inflationsdaten im Fokus

In den nächsten Tagen schauen Investoren vor allem auf die Inflationsdaten für Deutschland, die am Donnerstag, 30. März veröffentlicht werden, tags darauf folgen jene für die Eurozone. So soll die Inflationsrate für Deutschland im März auf 7,3 Prozent zurückgehen, nach 8,7 Prozent für Februar. Dennoch wäre die Rate allerdings immer noch auf einem hohen Niveau.

Die Rate für die Eurozone soll im März ebenfalls auf 7,3 Prozent zurückgehen, nach 8,5 Prozent für Februar. Allerdings soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Rate, leicht steigen von 5,6 auf 5,7 Prozent. Das zeigt wie hoch der Inflationsdruck in der Eurozone weiterhin ist.

Am Freitag kommen dann aus den USA die Zahlen zur Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed. Demnach soll die Kernrate im Februar bei 4,7 Prozent stagnieren und damit anhaltend hohen Inflationsdruck signalisieren.

Eines sollte aber völlig klar sein: Wenn sich die Fed in den nächsten Monaten wegen einer möglichen Verschärfung der Bankenkrise entscheiden muss zwischen einer Bekämpfung der Inflation und dem Erhalt der Finanzstabilität, sollte letzteres ganz oben auf der Agenda stehen und sich die angebliche Bekämpfung der Inflation als reines Lippenbekenntnis herausstellen. Das wären meiner Meinung nach wiederum gute Nachrichten für Gold-Fans. Das gleiche wie für die Fed gilt meiner Meinung nach selbstverständlich auf für die EZB.

Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung des Goldpreises bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten hervorragend. Wie ich zahllose Male gesagt und geschrieben habe, kann die hochverschuldete US-Privatwirtschaft einen massiven Zinsanstieg, bzw. anhaltend hohe Zinsen nicht verkraften. Das geht einfach rechnerisch nicht. Dass diese Analyse richtig war und ist, zeigt die schwerste Bankenkrise in den USA seit 2008 unmissverständlich.

Vielmehr dürfte die Fed eher früher als später zu Nullzinsen und massivem QE-Gelddrucken zurückkehren, um beispielsweise die kollabierten Kurse von Staats- und Hypothekenanleihen wieder nach oben zu treiben, und so die Krise zu „lösen“. Damit würde die Fed allerdings die ohnehin gigantische Blase am Anleihen-, Aktien- und Immobilienmarkt noch weiter aufblasen und gleichzeitig die Inflation anheizen. Daher ist jetzt die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, zumal der Preis jederzeit nach oben durchstarten könnte.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.