Die US-Notenbank hat signalisiert, dass sie bei der nächsten Sitzung im Juli die Zinsen reduzieren dürfte. EZB-Chef Mario Draghi hatte kurz zuvor genau dasselbe in Aussicht gestellt. Wenn die zwei führenden Notenbanken der Welt auf Zinssenkungskurs sind, könnte das Umfeld für Gold nicht besser sein.
Die Welt wird immer verrückter: Obwohl der S&P500 vor der Fed-Sitzung am vergangenen Mittwoch, am 19.06.2019, um lediglich ein Prozent unter dem Rekordhoch notiert hatte, hat die US-Notenbank für die nächste Sitzung am 31. Juli eine Zinssenkung in Aussicht gestellt. Wahnsinn, oder? Zwar hat Fed-Chef Jay Powell vom starken Arbeitsmarkt, steigenden Löhnen und einem robusten Konsum gefaselt. Allerdings hat er gewarnt, dass der Handelskrieg für Unsicherheit bei Unternehmen sorge, was die Investitionen dämpfe. Da gleichzeitig die Inflation niedrig sei, werde die Fed „angemessen reagieren, um den (Wirtschafts)Aufschwung aufrecht zu halten.“
Für viele Investoren ist es daher ausgemachte Sache, dass die Fed bei der nächsten Sitzung zur Tat schreiten und die Zinsen senken wird. Auf Powells Signal hin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf knapp über 2,0 Prozent eingebrochen, das war das niedrigste Niveau seit dem Wahlsieg von Donald Trump im November 2016. Gleichzeitig ist der Dollar eingeknickt, woraufhin der Goldpreis nach oben geschossen ist.
Mit Kursen von 1.400 Dollar je Unze hat er sich bis auf ein Prozent an das Sechs-Jahres-Hoch vom August 2013 herangeschoben. Damit verbessert sich die Stimmung der Gold-Fans zusehends, während zunehmend mehr Investoren auf das Edelmetall aufmerksam werden.
Fed signalisiert langfristig schwaches Wirtschaftswachstum
Powells Kehrtwende der vergangenen Monate sollte für Sie nicht überraschend gekommen sein, habe ich Ihnen in den vergangenen Quartalen doch wiederholt geschrieben, dass die US-Wirtschaft entgegen der Beteuerung vieler „Experten“ schwach ist und spätestens im Herbst Zinssenkungen kommen dürften. Nun dürfte die erste bereits Ende Juli erfolgen.
Für großes Aufsehen bei Investoren hat vor allem gesorgt, dass die Fed die langfristige Prognose für die Leitzinsen von 2,75 Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt hat – das ist ein Rekordtief. Das bedeutet, dass das Wachstum der US-Wirtschaft künftig viel niedriger sein wird als bislang erwartet, weshalb auch die Leitzinsen niedriger sein sollen.
Ich habe Ihnen wiederholt geschrieben, dass die Fed in der nächsten Krise dem „Vorbild“ der EZB folgen und die Zinsen in den Strafzinsbereich drücken dürfte. Nur so kann der gigantische Schuldenberg der Amerikaner am Leben gehalten werden, nur so kann die Fassade einer „starken“ US-Wirtschaft aufrechterhalten werden. Das wäre ein hervorragendes Umfeld für Gold.
Kräftigere Zinssenkungen als erwartet
Aber erst einmal zurück zu der nächsten Sitzung im Juli: Während viele Investoren eine Senkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) erwarten, hat der Anleihen-„König“ Jeff Gundlach zuletzt darauf hingewiesen, dass die Fed bei den vergangenen beiden Krisen beim Start des Zinssenkungszyklus in den Jahren 2001 und 2007 die Zinsen um jeweils 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) reduziert hat.
Genau das erwarte ich auch diesmal. Die Fed dürfte mit einer Senkung um 50 Basispunkte beginnen und sagen, das sei eine „Versicherung“ gegen eine Konjunkturschwäche und man müsse sich absolut keine Sorge wegen einer möglichen Rezession machen. Wenn Sie etwas Derartiges hören, müssen bei Ihnen sämtliche Warnlampen angehen. Wenn die Fed so etwas sagt, dann klopft der Wirtschaftsabschwung bereits sehr laut an die Tür und es ist nur noch eine Frage weniger Wochen oder Monate, bis er eintritt.
Schauen wir mal, wie lange der S&P500 auf Rekordfahrt bleiben kann, wenn ich mit meinem Szenario richtig liege. Es beruht allein auf der Aussicht auf immer niedrigere Zinsen, auf sonst absolut Nichts. Ich gehe davon aus, dass der Index eher früher als später nach unten dreht, womit der Goldpreis neben den sinkenden US-Zinsen und dem sinkenden Dollar, auch noch von einem sinkenden S&P500 Rückenwind bekommen würde. In dem Umfeld sollte sich der Aufwärtstrend bei dem Edelmetall weiter beschleunigen.
Draghi signalisiert baldige Zinssenkung
Nach Powells Signalen ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen auf den Rekord von umgerechnet 12,5 Billionen Dollar gestiegen – in welch einer irrwitzigen Welt leben wir eigentlich? Noch vor zehn Jahren hätten die meisten Menschen Strafzinsen als etwas völlig Absurdes betrachtet, inzwischen sind sie allerdings traurige Realität – und sie wird immer schlimmer.
Dazu trägt gerade auch der scheidende EZB-Chef Mario Draghi bei. Er hat auf dem Notenbankertreffen am vergangenen Dienstag, den 18.06.2019, im portugiesischen Sintra signalisiert, dass die EZB bei der nächsten Sitzung am 25. Juli ebenfalls die Geldpolitik lockern werde. Demnach seien „Zinssenkungen“ oder eine Rückkehr zum QE-Gelddrucken notwendig, falls sich die Wirtschaft nicht zügig belebe und damit die Inflation anheize.
Nach Draghis Ankündigung sind die Zinsen für Bundesanleihen ebenso auf Rekordtiefs eingebrochen, wie die Zinsen der Papiere vieler anderer Länder, wie Frankreich, Österreich oder Belgien. Das hat für einen Kurshüpfer beim Goldpreis gesorgt. Wenn Investoren die Wahl haben zwischen Zinsen von minus 0,31 Prozent auf zehnjährige Bundesanleihen oder Gold, dann entscheiden sie sich zunehmend mehr für Gold – völlig zu Recht.
Bei den Strafzinsen ist keinerlei Boden in Sicht
Draghi hat nicht von einer Zinssenkung, sondern gleich von „Zinssenkungen“ gesprochen. Die EZB müsse überlegen, „wie“ sie ihre Instrumente einsetzen werde. Von „ob“, ist also plötzlich keine Rede mehr, sondern nur noch vom „wie“. Viele Investoren gehen davon aus, dass die EZB bei der nächsten Sitzung die Einlagenzinsen für die Banken vom Rekordtief von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent reduzieren dürfte. Damit würde die EZB den Irrsinn noch weiter auf die Spitze treiben.
Für Draghi und seine Kollegen spielen die dramatischen Folgen der Strafzinsen, wie die Explosion der Häuserpreise und der Mieten, keine Rolle. Oder dass die deutschen Banken unter den Strafzinsen enorm leiden, wie der Verfall der Aktie der Deutschen Bank auf immer neue Rekordtiefs unmissverständlich zeigt. Obwohl die jahrelangen Strafzinsen nicht zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum in der Eurozone geführt haben – sie steuert wegen den mittelbaren Folgen des Handelskriegs zwischen den USA und China rapide auf eine Rezession zu –, will die EZB die Dosis weiter erhöhen und die Zinsen noch weiter nach unten drücken, unglaublich!
Das Umfeld für Gold ist besser als jemals zuvor. Vielen Investoren dämmert, dass die US-Wirtschaft zügig auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte, weshalb die Fed schon bald die Zinsen kräftig senken dürfte und die Anleihezinsen auf Talfahrt sind. Damit wird Gold von Tag zu Tag attraktiver. Gleichzeitig sorgen die immer niedrigeren Strafzinsen in der Eurozone für Rückenwind bei dem Edelmetall. Trotz dieser hervorragenden Aussichten ist Gold meiner Meinung nach immer noch viel zu billig. Die aktuellen Kurse sind daher weiterhin eine hervorragende Kaufgelegenheit, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.